Geschichtsschreibung, historische und regionale Geographie

Autor(en): David Amherdt (deutsche Übersetzung: Clemens Schlip). Version: 27.11.2024

1. Historische und geographische Beschreibungen der Schweiz

Während die Schweizer Geschichtsschreibung im Mittelalter vor allem von Chronisten verfasst wurde (Universalchroniken, Stadtchroniken etc.), beginnt im 16. Jahrhunderts eine neue Ära: Es entstehen Werke über die Schweiz oder eine ihrer Regionen, in denen sich Geschichte und Geographie miteinander verbinden und in denen sich das neuerwachte Interesse an den Gründungsmythen der Schweiz (Wilhelm Tell) und der Geschichte der Helvetier (Einfluss von Glarean) sowie der Einfluss der antiken Historiker sowohl im Stil als auch in einer kritischen Haltung gegenüber den Ereignissen in unterschiedlichem Ausmass bemerkbar machen. Im Allgemeinen zeichnen sich diese Texte, die oft eine patriotische Absicht verfolgen (Legitimierung der Existenz der Schweiz gegenüber Fremden), durch eine «systematische Quellensuche und gründliches Quellenstudium» sowie durch «die wissenschaftliche Diskussion unter Gelehrten» aus. Diese Werke sind oft an der Schnittstelle zwischen Geschichte, Geographie, Ethnographie, aber auch zwischen Naturwissenschaften, Philologie, Archäologie und anderen Wissensgebieten angesiedelt.

In den Volkssprachen, besonders dem Deutschen, sind hier Joachim Vadian und seine Chronik der Äbte von St. Gallen (1529-1532) sowie Johannes Stumpf und sein Werk Gemeiner loblicher Eydgnoschafft [...] beschreybung zu nennen (Zürich, Froschauer, 1547-1548). Letzterer schildert die Geschichte der Schweiz von den Helvetiern bis zur Reformation und befasst sich dabei auch mit ihrer Topographie. Zu nennen ist auch Aegidius Tschudi, Autor der Alpisch Rhetia, die im selben Jahr veröffentlicht wurde (Basel, Bebel) wie die lateinische Übersetzung von Sebastian Münster (Basel, Isengrin); es handelt sich um ein historisch-geographisches Werk mit einer berühmten Schweizerkarte, die Tschudi selbst gezeichnet hatte. Derselbe Tschudi war auch der Autor einer wichtigen, unvollendet gebliebenen Schweizer Chronik, die erst 1734-1736 unter dem Titel Chronicon Helveticum gedruckt wurde. Erwähnenswert ist auch das historische Werk von Heinrich Bullinger, insbesondere seine Werke über die Geschichte der Reformation, der Eidgenossenschaft und Zürichs, die zu seinen Lebzeiten nicht veröffentlicht wurden, aber einen erheblichen Einfluss ausübten. Der St. Galler Johannes Kessler ist besonders bekannt für seine Schweizer Reformationschronik, die Sabbata; dieses in deutscher Sprache verfasste Werk umfasst den Zeitraum von 1519 bis 1539. Im französischen Sprachraum kann man François Bonivard (1493-1570) erwähnen, der sich nach Streitigkeiten mit Karl III. von Savoyen (der ihn zwischen 1530 und 1536 im Schloss Chillon einkerkern liess) in Genf niederliess, wo er 1637 in den Rat der Zweihundert gewählt wurde und zwischen 1542 und 1551 seine berühmten Chroniques de Genève verfasste, die erste Genfer Stadtgeschichte. Schliesslich kommen wir nicht umhin, ein Wort über Sebastian Münster (1488-1552) zu sagen, einen der ersten deutschsprachigen Humanisten, der sich intensiv mit dem Hebräischen beschäftigte: Er kam zum Zeitpunkt seines Übertritts zur Reformation (1529) nach Basel kam und wurde dort zum Autor einer Cosmographia, deren erster Ausgabe (1544, Basel, Petri) eine zweite (1550, ebd.) folgte, die seinen Ruhm begründete und noch im selben Jahr auch auf Latein erschien (ebd.). Wie der Titel schon sagt, ist das Ziel dieses für seine Karten und Illustrationen berühmten Werks eine Beschreibung der ganzen Welt, eine «Zusammenfassung der damaligen Kenntnisse in beschreibender und historischer Geographie».

Die Hauptsprache dieser Werke ist jedoch, jedenfalls bis zum Ende des 16. Jahrhunderts, weiterhin Latein, da die Schweizer Humanisten ihr Land oder eine seiner Regionen auf diese Weise ihren Nachbarn näherbringen wollten.

Den Anfang macht Heinrich Glareans wegweisendes Werk Helvetiae descriptio (1514); dieses 402 Hexameter umfassende Gedicht enthält eine geographische Beschreibung der Schweiz und rühmt die damaligen dreizehn eidgenössischen Orte, die ihren Ruhm den kriegerischen Heldentaten verdanken, mit denen sie sich von Unterdrückern befreit haben. Zwischen 1565 und 1578 verfasste Thomas Schöpf seine Chorographie von Bern von Bern (Bernatum urbis [...] delineatio chorographica), die erst Anfang des 20. Jahrhunderts veröffentlicht wurde. Es handelt sich um eine geographische Beschreibung von Bern und seinen Territorien, die einer Karte der Region beigefügt war (die ihrerseits nie veröffentlicht wurde, da sie für das sehr begrenzte Publikum der Berner Behörden bestimmt war).

1574 veröffentlichte Josias Simler bei Froschauer seine Vallesiae Descriptio, gefolgt von seinem Commentarius de Alpibus («Denkschrift über die Alpen»). Im erstgenannten Werk schildert der Zürcher mit grosser Genauigkeit die Geographie, die Geschichte und die Bräuche des Wallis; im zweiten Werk vermittelt er das gesamte damals zugängliche Wissen über die Alpen (Reisen, verschiedene Regionen, Völker, Mineralien, Fauna und Flora). Wie er selbst im Vorwort zu seinem letzten Werk sagt, arbeitet Simler als Historiker (historico more res ipsas ordine commemorans, «die Fakten wie ein Historiker in ordentlicher Reihenfolge darstellend»), indem er die ihm zur Verfügung stehenden Quellen sammelt. In diesem Zusammenhang ist anzumerken, dass seine Quellen fast hauptsächlich literarischer Natur sind und zu einem grossen Teil aus der Antike stammen, wenngleich er auch auf die Kenntnisse seiner humanistischen Vorgänger wie Glarean, Stumpf, Tschudi und Gessner zurückgreift. Ebenso sollte erwähnt werden, dass Simler entgegen mancher Behauptungen alles andere als ein Vorläufer des Alpinismus war, denn die Gicht, an der er litt, machte ihm Bergwanderungen unmöglich. In unserem Zusammenhang sollte auch sein Werk De Republica Helvetiorum (1576) erwähnt werden, ein institutionsgeschichtliches Werk, in dem Simler das politische System der Eidgenossenschaft und der Orte detailliert beschreibt. Es hatte grossen Erfolg und wurde besonders auch ins Deutsche (1576) und ins Französische (1577) übersetzt.

Der Bündner Ulrich Campell (Durich Chiampell) befasst sich in seiner Beschreibung der Geographie und Geschichte Graubündens ebenfalls mit der regionalen Geschichte und Geographie; das Thema wurde ihm von Simler selbst anvertraut, der den Plan hatte, zusammen mit anderen Gelehrten eine historische Topographie der Schweiz zu veröffentlichen. Campell begann 1570 mit der Arbeit an diesem Werk (das erste Buch entstand zwischen 1570 und 1586, für das zweite ist 1579 der terminus ad quem), das erst im 19. Jahrhundert gedruckt wurde. Es umfasst inhaltlich die Geschichte Graubündens im engeren Sinne sowie eine Beschreibung der Fauna, Flora und der Bräuche seiner Bewohner. Eine rein historische Perspektive nimmt dagegen Fortunat Sprecher von Bernegg ein, der verschiedene Ämter im Dienst der Drei Bünde ausübte und besonders für seine zwei auf Latein verfassten historischen Werke bekannt ist: seine rätische Chronik mit dem Titel Pallas Rhaetica armata et togata (1617) und sein Werk über die kriegerischen Auseinandersetzungen im Rahmen der Bündner Wirren, die Historia motuum et bellorum (1629). Das Gleiche gilt für Fortunat von Juvalta, der 1641 seine Commentarii vitae veröffentlichte, in denen er, entlang der Hauptetappen seines Lebens, von den grossen Ereignissen berichtet, deren Zeuge er wurde, besonders von den Büdner Wirren.

Zu den Werken, die einen bestimmten Ort in den Mittelpunkt stellten, gehörte unter anderem das von Christian Wurstisen 1577 veröffentlichte Werk über die historische Topographie der Stadt Basel.

Etwa 20 Jahre später veröffentlichte der Freiburger Franz Guillimann seine De rebus Helvetiorum sive antiquitatum libri V, die auf gründlicher Quellenforschung beruhten und die Schweizer Geschichte bis zum Jahr 1315 beschrieben. Er verfasste dieses historische Werk als Gegengewicht zur reformierten Geschichtsauffassung, die von den Historikern Johannes Stumpf und Josias Simler vertreten wurde. Guillimann ist auch bekannt dafür, als einer der ersten die historische Existenz Wilhelm Tell in Zweifel gezogen zu haben.

Für die berühmte Nacht der Genfer Escalade im Dezember 1602 interessierte sich Melchior Goldast, ein junger Thurgauer, der zu Studienzwecken nach Genf gekommen war (1599-1602), wo er zum Augenzeugen der Ereignisse wurde. Unter dem bemerkenswerten Pseudonym Sallustius Pharamundus (sein Text ist vom römischen Historiker Sallust inspiriert) veröffentlicht er 1603 einen Bericht über die Ereignisse mit dem Titel Allobrox seu De superventu Allogrogum in urbem Genevam historia, den wir auf diesem Portal genauer vorstellen. Goldast stellt den Herzog Karl Emanuel von Savoyen als bösen und geistesschwachen Menschen dar; dagegen lobt er den Mut und die Frömmigkeit der Genfer.

Der Basler Jacob Russinger, ein Jurist und Historiker, tritt seit 1608 als Verfasser antiquarischer bzw. historischer Arbeiten auf, wie des Werkes De Hercule et laboribus eius victoriosis (1615), der Schrift De Salodoro urbe Helvetiorum antiquissima brevis discursus (1621, über Solothurn) oder auch von De vetustate urbis Basilaeae Helvet. Rauracorum apographe (1620, über Basel).

Der Basler Johann Jacob Grasser, ein Polygraph sowohl auf dem theologischen wie auf dem historischen Gebiet, verfasste 1624 ein Itinerarium historico-politicum, in dem er über eine (fiktive) Reise von Frankfurt durch die Schweiz nach Italien berichtet. Von den 468 Seiten des Werks widmen sich etwa 70 der Schweiz; die Reisestrecke geht von Basel nach Genf, über Zürich, St. Gallen und Freiburg. Grasser vermischt Geschichtliches (Wilhelm Tell, Schlacht von Sempach, etc.), Geographie, bemerkenswerte Orte und berühmte Persönlichkeiten etc. Es handelt sich um ein wenig originelles Werk (tatsächlich ist es die Zusammenfassung eines 1609 auf Deutsch veröffentlichten Werkes), in dem er lediglich abgedroschenes Geschichtswissen aufwärmt, nicht ohne es mit einigen Ammenmärchen zu würzen. Sein deutschsprachiges Werk Schweitzerisch Heldenbuoch (1624) ist von ähnlicher Art. Schliesslich sei noch angemerkt, dass er während eines Aufenthalts in Nîmes ein Werk über die dortigen römischen Altertümer verfasste, die De antiquitatibus Nemausensibus dissertatio (Paris, s.n., 1607), die mehrfach neu aufgelegt wurde.

Die folgenden beiden Autoren liegen etwas ausserhalb unserer chronologischen Grenzen, verdienen aber dennoch eine Erwähnung.

Der erste ist der Lausanner Pfarrer und Regent Jean-Baptiste Plantin (1624-1700), Autor einer Helvetia antiqua et nova (1656); dieses Werk, das sich mit dem römischen Helvetien und dann mit der Gegenwart befasst, ist wenig originell und verdankt insbesondere Simler und Hottinger viel. Später veröffentlichte Plantin ein Werk mit dem Titel Abrégé de l’histoire générale de la Suisse (1666). Er ist der erste Romand, der sich im Waadtland seiner Zugehörigkeit zur Schweiz bewusst wird und den Wunsch bekundet, an einem heroischen Selbstbewusstsein teilzuhaben, das auf die Heldentaten der Helvetier zurückgeht.

Der zweite ist Johann Bärtschi (Barzaeus), geboren in Sursee im Kanton Luzern und vor allem in Solothurn tätig, Autor eines marianischen, um den mittelalterlichen Hymnus Omni die dic Mariae herum aufgebauten Werkes, das wir auf diesem Portal veröffentlichen, ist vor allem für seine Heroum Helvetiorum epistolae (1657 und 1658) bekannt, eine Sammlung von 25 Briefen in lateinischen Versen, die nach dem formalen Muster von Ovids Heroides fiktive Briefe von grossen Persönlichkeiten der Schweiz an andere grosse Persönlichkeiten (besonders Schweizer) umfasst (z. B. ein Brief Wilhelm Tells an Johannes Walter Arnold, in dem es um Tells Tat geht; ein Brief von Franz Peter von Praroman an Aegidius Tschudi über den ewigen Frieden und die Allianz mit Frankreich, den wir auf diesem Portal veröffentlichen). Die Hauptthemen dieser Briefe sind die Kämpfe der Schweizer zum Erwerb und zum Schutz ihrer Freiheit und ihre wichtigsten Bündnisverträge.

Was die Kirchengeschichte betrifft, so haben wir bereits die Werke von Heinrich Bullinger genannt. Nennenswert ist auch der Katholik Heinrich Murer, dessen 1648 posthum erschienenen Helvetia sancta seu paradisus sanctorum Helvetiae flores, eine Sammlung von 250 biographischen Kurzbeschreibungen von Schweizer Heiligen und Seligen, sicherlich eher erbaulich als wissenschaftlich sind, sich jedoch auf die besten damals verfügbaren (auch protestantischen) Quellen stützen. Abschliessend nennen wir, unsere chronologischen Grenzen etwas überschreitend, noch die neunbändige Historia ecclesiastica (1651-1667) des Zürchers Johann Heinrich Hottinger (1620-1667) hinzu, eine Geschichte der Kirche von den Anfängen des Christentums an, inklusive einer Schweizer Kirchengeschichte.

 

2. Editionen und Kommentare, enzyklopädische Werke und theoretische Schriften

Das Interesse an Geschichte zeigt sich auch in den oft kommentierten Ausgaben historischer und, seltener, geographischer Werke. So gab Heinrich Glarean, um nur einige Beispiele zu nennen, Autoren wie Dionysius von Halikarnassos, Sallust, Caesar (wobei die Geschichte der Helvetier die besondere Aufmerksamkeit des Kommentators auf sich zog), Livius, zu dem er auch eine Chronologie verfasste, Valerius Maximus, Quintus Curtius und Sueton heraus oder kommentierte sie. Vadian liess Sallust drucken und gab eine kommentierte Ausgabe von Pomponius Mela heraus, und Johannes Rhellicanus veröffentlichte Kommentare zu Caesar, in denen er sich ebenfalls besonders mit den Helvetiern beschäftigte. Der Waadtländer Jean Rosset veröffentlichte 1571 eine Ausgabe von Caesar und dem Corpus Caesarianum, der ein streng philologischer Kommentar zu den verschiedenen Textvarianten beigefügt war.

Das Interesse an der Geschichte des Altertums spiegelt sich auch im antiquarischen Werk von Johann Wilhelm Stucki wider, Professor für Altes Testament am Carolinum in Zürich und Kanoniker des Grossmünsters, Autor mehrerer Biographien (Johannes Wolf, Josias Simler, Heinrich Bullinger und Ludwig Lavater), der der Kulturgeschichte des Altertums seine Antiquitatum convivialium libri III (1582 und 1597, nach seinem Tod weitere Auflagen) widmete, ein monumentales Werk (über 800 Seiten in der Ausgabe von 1597) über die Bankette in der Antike. Es handelt sich um eine Studie «über die Ernährung und das Mahl in all ihren sozialen und religiösen Dimensionen». Das erste Buch befasst sich mit den verschiedenen Arten von Banketten (je nach Tageszeit; religiöse Bankette, Hochzeitsbankette, private Bankette usw.), das zweite mit der Etikette (wie man den Tisch deckt, die Speisen zubereitet, den Tisch bedient, die Gäste anordnet usw.) und das dritte mit den verschiedenen Fragen rund um das Bankett: Service, Konversation, Musik, Dankgebete. Stucki stützt sich vor allem auf «die schriftliche Überlieferung für die antiken Zivilisationen (in Hebräisch, Griechisch und Latein)», aber auch auf «die mündliche Überlieferung und die Beobachtung von Sitten und Gebräuchen für die zeitgenössischen Zivilisationen». Bemerkenswert ist, dass Stucki einen langen Abschnitt über die grosszügige Gastfreundschaft der Schweizer und insbesondere der Zürcher einfügt, die, wie er sagt, Fremde und Bedürftige immer gut aufgenommen hätten. Abschliessend sei noch erwähnt, dass Stucki auch ein Werk über heidnische Zeremonien und Opfer (Sacrorum, sacrificiorum gentilium brevis et accurata descriptio, Zürich, Wolf [typis Froschauer], 1595) verfasst hat. Sein Interesse für das Genre der Antiquitates teilte er übrigens mit seinem Biographen Caspar Waser, dem Autor der De antiquis numis Hebraeorum, Chaldaeorum et Syrorum [...] libri II (Zürich, Wolf, 1605).

Theodor Zwinger betätigt sich in seinem Theatrum vitae humanae als Historiker, indem er die exempla, die er von Dutzenden von (vor allem antiken, aber auch mittelalterlichen und zeitgenössischen) Historikern und Chronisten entlehnt hat, systematisch nach Themen ordnet.

Dasselbe gilt für Heinrich Pantaleon in den drei Bänden seiner Prosopographia heroum Germaniae (1565-1566), einer Reihe von 1700 biografischen Notizen über «germanische» bzw. deutsche Helden von den Ursprüngen bis in seine Zeit. Bei seinen Quellen handelt es sich grösstenteils um Bücher, aber es ist nicht ungewöhnlich, dass er auch mündliche Quellen verwendet, die er auf seinen Forschungsreisen konsultiert hatte.

Mehrere Autoren beschäftigen sich auch mit dem Nutzen der Geschichte und der Bedeutung ihres Studiums. So argumentiert Simon Grynaeus in De utilitate legendae historiae («Vom Nutzen, die Geschichte zu lesen»), einem Lektüreratgeber, der erstmals in einer Ausgabe der Epitome Historiarum Philippicarum des antiken Historikers Justin (1539) veröffentlicht wurde, unter anderem damit, dass man durch das Lesen der Geschichte die Tugend der Klugheit erwerbe, d. h. die Fähigkeit, unter allen Umständen klug zu handeln. Dieser Text ist auch in einer berühmten Sammlung von dreizehn artes historicae (historiographische Abhandlungen über den Nutzen der Geschichte usw.) enthalten, die 1576 bei dem Basler Drucker Pietro Perna veröffentlicht wurde. Schliesslich gibt Celio Secondo Curione in einem Brief vom 28. Januar 1555 an Basilius Amerbach, von dem ein grosser Auszug ebenfalls in der Sammlung von 1576 unter dem Titel De historia legenda sententia veröffentlicht wurde, seinem damals in Padua studierenden jungen Brieffreund Ratschläge, welche Historiker man lesen sollte und wie man am besten Sammlungen historischer Beispiele zusammenstellt (z. B. nach Tugenden oder Lastern geordnet usw.).

 

Bibliographie

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