Johannes Fabricius Montanus
Werke
- Die Keuschheit des Pellikan
- Epigramme und Gelegenheitsgedichte
- Die Unterschiede zwischen den Tieren (Differentiae animalium)
- Elegie über Wilhelm Tell
- An Jesus Christus
- An Petrus Lotichius
- Beschreibung der Quellen des Unterengadins bei Scuol
- Autobiographie in Prosa: der Bildungsweg des Montanus
- Trauergedichte
- Über das glückliche Leben
- Die Trauerekloge Orion
- Autobiographie in Versen
- Brief an Heinrich Bullinger über die Pest in Chur und Todesfälle in seiner Familie
- Eine lateinische Übersetzung von Zwinglis Kappelerlied
- Über die Vorsehung
- Brief über das Zürcher Schulsystem
Autor(en): David Amherdt (deutsche Übersetzung: Clemens Schlip). Version: 10.02.2023.
Er besitzt als Theologe nicht den Rang eines Heinrich Bullinger, des Zürcher Zwinglinachfolgers, und als Dichter nicht den Rang eines Petrus Lotichius, der ihn in den Musendienst einweihte; und doch spielte dieser gebürtige Elsässer eine wichtige Rolle als Verantwortungsträger in der reformierten Kirche von Chur, und er ist der Autor eines sehr vielfältigen poetischen Werks, das für den christlichen Humanismus protestantischer Observanz in der Mitte des 16. Jahrhunderts charakteristisch ist, dessen spirituelle und literarische Bestrebungen es wiederspiegelt.
Das Leben des Fabricius Montanus: Vom Elsass bis nach Graubünden
Johannes Schmid (Fabricius) kam 1527 in der elsässischen Kleinstadt Bergheim zur Welt (ihr verdankt er seinen humanistischen Beinamen Montanus). Seine erste Bildung erhielt er ab 1534 in Zürich bei seinem Onkel mütterlicherseits, dem Reformator Leo Jud, anschliessend in Basel (bei Ulrich Hugwald/Mutius), in Strassburg (bei Martin Bucer und Peter Dasypodius), hierauf aufs Neue in Zürich. 1545 ging er zum Studium nach Marburg, der ersten protestantischen Universität (er studierte besonders bei dem Hebraisten Wigand Happel und dem Theologen Andreas Hyperius); während seines Aufenthalts in Deutschland lernte er den Dichter Petrus Lotichius kennen, mit dem er Freundschaft schloss und von dem er (wie bereits gesagt) in die Mysterien der Dichtkunst eingeweiht wurde. Ausserdem reiste Montanus nach Wittenberg, wo er mit Philipp Melanchthon zusammentraf.
Nach seiner Rückkehr nach Zürich im Jahr 1547 ging er verschiedenen Aufgaben im Schulwesen sowie als Pastor nach. Im Herbst desselben Jahres heiratete er Katharina Stutz, die ein Jahr später im Kindbett starb. Um 1549/50 ehelichte er Agathe Ambühl, die Tochter des Griechischprofessors Rudolph Ambühl (Collinus), die ihm zwölf Kinder gebären sollte, von denen nur zwei ihn überlebten.
1557 wurde er von Bullinger als Stadtprediger zur Leitung der reformierten Kirche in Graubünden nach Chur geschickt. Montanus engagierte sich aktiv für die Ausbreitung der protestantischen Lehre in dieser Region, er predigte, er ermutigte seine Kollegen und seine Herde, er reiste, er verhandelte und er kämpfte – ohne Erfolg – für die Säkularisation des Bistums Chur.
Am 5. September 1566 starb er in Chur an der Pest, kurz nach seiner Frau Agathe und zweien seiner Kinder. Seine beiden überlebenden Söhne, Hans Jacob und Hans, wurden von ihrem Grossvater Rudolf Ambühl/Collinus in sein Haus aufgenommen.
Das Werk des Fabricius Montanus
Das poetische Werk
Es genügt die Lektüre seiner Versautobiographie, deren Hauptthema seine dichterische Berufung ist, um die Bedeutung zu ermessen, welche die Poesie für ihn besass, die ihn sein ganzes Leben hindurch begleitete. Seit seiner Einführung in die Dichtkunst durch Petrus Lotichius im Alter von zwanzig Jahren hörte Fabricius Montanus nicht auf, Verse zu verfassen; er tat dies für seine Schüler, für seine Standesgenossen und für sich selbst.
In seiner poetischen Produktion lassen sich zwei Perioden unterscheiden: die Zürcher Periode (von seinen Anfängen bis zum Jahr 1556) und die Churer Periode.
Die Zürcher Periode
Seine dichterische Produktion bis zum Jahr 1556 besteht fast ausschliesslich aus seinen Poemata, die im selben Jahr veröffentlicht wurden. Diese Sammlung besteht aus einem Sylvarum liber, der 25 Stücke umfasst (darunter ein Gedicht über eine Exkursion auf den Uetliberg (carm. 24), das von einem seiner Schüler stammt, dem ersten Buch eines Gedichts De consulibus Tigurinis (carm. 26), einem Gedicht über Wilhelm Tell (carm. 28; diese beiden letztgenannten Texte hatten vor allem das Ziel, in jugendlichen Lesern patriotische Gefühle zu erwecken) sowie einem 538 Verse umfassenden Epithalamium anlässlich der ersten Hochzeit des Dichters (carm. 27, verfasst von seinem deutschen Freund Johannes Altus).
Der Sylvarum liber überrascht durch seine grosse Gattungsvielfalt: Man findet dort Oden, Elegien, ein bukolisches Gedicht, ein Epithalamium, Trauergedichte, und kurze epigrammatische Mitteilungen. Auch die Vorbilder sind sehr vielfältig und entstammen fast alle dem heidnischen Bereich (der Einfluss von Renaissancedichtern auf Montanus ist dagegen marginal): Vergil, Catull, Horaz, Tibull und Ovid bilden das Hauptgewicht, dazu kommt die Tradition der Trauerepigramme; Montanus gefällt sich darin, verschiedene Metren zu verwenden und so stösst man auf nicht weniger als fünf verschiedene metrische Schemata.
Auch die Themenvielfalt ist beträchtlich. Man kann in der Struktur der Sylvae mehrere grosse Themenblöcke unterscheiden. Auf die Widmungsgedichte (carm. 1 und carm. 3, beide an Christus adressiert, sowie carm. 2, An Lotichius) folgen zwei umfangreiche Gedichte über die Lebenskunst und ethische Werte (carm. 4, De beata vita und 7, De paupertate), Trauergedichte (carm. 8-18 und 25), unter denen sich ein bukolisches Gedicht mit dem Titel Orion (carm. 9) über den Tod seiner ersten Frau befindet, und schliesslich verschiedene Gedichte, die als Freundschaftserweise dienen (carm. 5, 6, 19-23). Die Sammlung reflektiert so vollkommen die zentralen Interessen und Sorgen des Montanus: Christus (carm. 1 und 3), die Dichtkunst (carm. 2, et passim), das einfache Leben und das Familienleben (carm. 4, 7, 9), den Tod (der als Thema omnipräsent ist) und die Freundschaft (vgl. carm. 2, 5, 6, 8, 19-23); zu diesen Themen kann man noch (neben anderen) den Hass auf den Krieg hinzufügen (carm. 2), ferner die Liebe zur Natur (die an sehr vielen Stellen deutlich wird) und die Bildung (carm. 24).
Zu der variatio der Gattungen, Vorbilder, Metren und Themen gesellt sich in diesen Texten, die durch ihren autobiographischen Tonfall charakterisiert sind, ein Eindruck von Spontaneität, Natürlichkeit und Frische. Montanus weist sich selbst in der Sammlung einen zentralen Platz zu und stellt sich als guten Christen dar, für den Gott, die Familienwerte und freundschaftliche Beziehungen eine erstrangige Bedeutung haben. Die Selbstdarstellung steht bei ihm vollständig im Dienst der Verherrlichung der Werte, und das Ethos, das sich in seiner Dichtung kundtut, ist das eines ganz normalen Menschen, der liebt und leidet und in seinem Glauben Kraft findet, und zugleich das eines Pädagogen und Humanisten, der imstande ist, die antiken Autoren nachzuahmen und auf ihren Schultern stehend eine christliche Botschaft zu verkünden. Es handelt sich um eine persönlich geprägte Dichtkunst, eine dem Alltäglichen zugeneigte Dichtkunst, die das Fiktionale beiseiteschiebt, um sich in den Dienst einer christlichen und humanistischen Botschaft zu stellen.
Der Sylvarum liber erscheint daher als eine Sammlung von Gelegenheitsgedichten mit autobiographischer Färbung. Er gehört damit zu den zahlreichen aus der Gattung der Silven entspringenden Sammlungen mit «Selbstbildnischarakter», die in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts erschienen sind und in denen man die gleiche Bandbreite in Ton und metrischer Gestaltung vorfindet wie in den Gedichten des jungen Zürcher Pastors.
Montanus bietet in seinen Poemata derart einen veritablen Katalog der verschiedenen poetischen Gattungen, mit Ausnahme der Satire, einer Ausnahme, die vollständig mit dem Ethos des heiteren und glaubensstarken protestantischen Pastors übereinstimmt, das Montanus für sich in Anspruch nahm. Er offenbart auf diese Weise seinen Schülern und Standesgenossen sein poetisches Talent, um die antike heidnische Dichtung in ihrer ganzen Vielfalt wiederzubeleben, vor allem aber, um zu beweisen, dass jede dieser Gattungen in einer Gedichtsammlung ihren Platz finden kann, die ein Christ verfasst hat, der sich auch offen als solcher präsentiert; ein derartiger Christ hat das volle Recht, Gedichte über heidnische Stoffe zu verfassen, wenn er dabei nur die moralischen Grenzen beachtet. Unser Dichter beweist auch, dass die meisten sittlichen Werte der Antike, wie das einfache Leben und die Freundschaft, von diesem christlichen vates (Dichter) konfliktfrei übernommen werden können; und ausserdem präsentiert dieser Dichter sich als glaubensstarker Mann ohne verbitterten Eifer.
Der Poesie kommt also eine Doppelrolle zu: Der Schulmeister Montanus will zeigen, wie man gute christliche Dichtung verfassen kann, wobei gut sowohl im formalen wie auch im moralischen Sinne zu verstehen ist. Er gibt eine Antwort auf die Frage: Wie kann man Christus in der Dichtung gegenwärtig machen, ohne sie ihrer römischen Atmosphäre zu berauben? Auch wenn nur in zwei Gedichten der Glaube und seine Mysterien das Hauptthema bilden (carm. 1 und 3, in denen die Gestalt Christi im Mittelpunkt steht) und in anderen Gedichten offen christliche Elemente ganz fehlen, so bedient sich Montanus doch häufig seiner Verse, um auf diskrete Weise sittliche Werte oder christliche Lehrinhalte zu vermitteln: die Bedeutung der Frömmigkeit und den Glauben an Gott und an das ewige Leben, der die Prüfungen des irdischen Lebens vergessen macht. Zu guter Letzt soll die Sammlung den Leser auch unterhalten: Durch stilistische Schönheit und bedeutungsschwere Gedanken verzaubert Montanus seinen Leser und lenkt ihn von seinen alltäglichen Sorgen ab. Man kann auch sagen, dass die soziale Funktion bestimmter Einzelgedichte (Epithalamien, epigrammatische Mitteilungen, Trauergedichte) in der Sammlung, die von dem weitgespannten Freundschaftsnetz ihres Verfassers Zeugnis ablegt, durchgängig erfüllt wird.
Die Poemata geben zugleich einen Überblick über das weitgespannte Netzwerk, dem Montanus angehörte, und offenbaren auch dadurch ihre soziale Funktion: Der Dichter strengt sich an, dem Leser seine soziale, religiöse und intellektuelle Verankerung klarzumachen. Bei fast allen namentlich erwähnten Persönlichkeiten handelt es sich um protestantische Glaubensbrüder des Autors: um Lehrmeister, Kollegen und Freunde des Dichters sowie um verschiedene bedeutende Persönlichkeiten der politischen, religiösen oder literarischen Welt. Der einzige Katholik, dem diese Ehre erwiesen wird, ist René de Birague, ein zukünftiger französischer Kanzler und Kardinal. Von den Adressaten der Gedichte des Montanus kann man besonders Ulrich von Hutten, Peter Lotichius, Leo Jud, Josias Simler, Heinrich Bullinger, Rudolf Ambühl, Johannes Fries und Konrad Pellikan hervorheben.
Die Churer Periode
Nach seiner Ankunft in Chur nahm die poetische Produktion des Montanus deutlich ab. Wir kennen neun Gelegenheitsgedichte (carm. 32 à 36, 39, 41, und 43 in der Ausgabe von Amherdt, sowie ein weiteres, in dieser Ausgabe nicht enthaltenes Gedicht über die die Bücher des soeben verstorbenen Petrus Martyr Vermigli); ein Lehrgedicht über die Quellen des Unterengadins (carm. 37); fünf Auszüge aus einem Hexameron (carm. 38), die er in seinem Werk De providentia divina veröffentlichte; ein Gedicht In Sanctam Scripturam (carm. 40), das er am Beginn von Pro Christi publizierte, und seine Versautobiographie (carm. 42). Die Gelegenheitsgedichte, die Beschreibung der Quellen und die Autobiographie sind zwar zu Lebzeiten des Dichters nicht veröffentlicht worden, zirkulierten aber sicherlich in den Humanistenmilieus von Chur und Zürich. Überhaupt wurde von zwei Ausnahmen abgesehen (dem Gedicht über Petrus Martyr Vermigli und dem Hexameron) keines dieser Gedichte zu Lebzeiten des Autors veröffentlicht. Am Ende sei noch erwähnt, dass eine unbekannte Hand in ein Exemplar der Preces sacrae ex psalmis Davidis von Petrus Marty Vermigli (Zürich, Froschauer, 1566) eine lateinische Übersetzung von Zwinglis Kappelerlied eingetragen hat, die von ihr Montanus zugeschrieben wird; dieser Text ist nirgendwo anders belegt.
Bilanz
Es ist angebracht, an das Ende dieser Bemerkungen über die Dichtkunst des Montanus ein oder zwei Worte über sein Latein zu verlieren. In seinem Bestreben, die heidnische Dichtung der Antike in ihrer ganzen Vielfältigkeit wiederzubeleben, entleiht Fabricius Montanus ihr sein Vokabular, seine Formulierungen sowie zahlreiche Bilder und Motive. Die Zitate aus und die Anklänge oder Reminiszenzen an antike Autoren sind sehr zahlreich und generell sehr leicht zu identifizieren. Es finden sich viele direkte Anleihen bzw. wörtliche «Zitate» (Verse oder Halbverse, Wendungen, Versschlüsse), ohne dass man deshalb von einem Cento oder einem Patchwork sprechen könnte, auch wenn er diesen in einigen seiner Frühwerke nahekam, zum Beispiel in der Elegie über Tell (carm. 28). Zweifellos wird niemand daran denken, Montanus mit den grossen Dichtern der Renaissance wie Giovanni Pontano, Johannes Secundus, Joachim Du Bellay oder auch seinem Freund Petrus Lotichius zu vergleichen, deren aus ihrem Unbewussten strömende Inspiration offen zu Tage liegt, bei denen die Nachahmung antiker Vorbilder subtiler und die variatio weitgespannter ist und deren Genie sich ungehemmter ausdrückt. Man kann dennoch nicht leugnen, dass Montanus auch über seine unbestreitbare Gewandtheit hinaus ein gewisses Talent besitzt; seine Verse besitzen eine unschuldige Frische und halten sich allgemein von jeder sklavischen Anhänglichkeit an ihre Modelle fern; ein grosses Genie spricht sich in ihnen aber nicht aus. Seine Poesie wird vor allem von einem starken protestantischen Denken getragen, das er seinem Publikum in einem antiken Kostüm vermitteln will.
Das Prosawerk
Wie alle Humanisten, so hat auch Fabricius Montanus ein bedeutendes Briefkorpus hinterlassen. Dieses ist noch nie Gegenstand einer vertieften Untersuchung gewesen, und so ist der Forscher gezwungen, die Archive zu durchforsten, um Spuren dieses Briefschreibers zu finden. Gut bekannt ist allerdings die umfangreiche Korrespondenz des Fabricius Montanus mit Heinrich Bullinger, die ein aussergewöhnliches Dokument über die religiöse und politische Situation in Graubünden, der Schweiz und auch, wenngleich in geringerem Masse, im Ausland darstellt (besonders hinsichtlich der Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und Protestanten). Fabricius Montanus unterhielt zudem eine botanische Korrespondenz mit Conrad Gessner. Wir gehen hier nicht weiter auf das halbe Dutzend an Briefen (in der Regel Widmungsbriefe) ein, die manchen der von Fabricius Montanus veröffentlichten Werken vorangestellt sind (seiner Elegie über Wilhelm Tell, dem für seine Hochzeit von Altus verfassten Epithalamium, der Schrift Differentiae animalium, der Oratio über Pellikan, der Schrift De providentia, etc.), und auch nicht auf einige verstreute, an diverse Persönlichkeiten adressierte Briefe, von denen wir Kenntnis haben.
In Briefform wendete sich Fabricius Montanus übrigens auch 1544 auf Bitten seines Schwiegervaters Rudolf Ambühl (Collinus) an den Marburger Theologen Andreas Hyperius, einen seiner ehemaligen Lehrer; in dem umfangreichen Schreiben schildert er ihm die Organisation der Zürcher Schulen und liefert uns so zahlreiche wertvolle Hinweise über das Zürcher Bildungssystem.
Ebenfalls in Briefform wendete sich Montanus ganz am Ende seines Lebens an seine Söhne und schrieb eine kleine Abhandlung De formandis Concionibus extemporalis, auf deren zweiter Seite ihm der Tod die Feder aus der Hand nahm; er gibt ihnen darin, wie der Titel es schon sagt, Anweisungen, wie man «aus dem Stegreif Predigten abfassen kann».
1555 veröffentlichte Montanus bei Gessner ein Werk über die vierbeinigen Lebewesen mit dem Titel Differentiae animalium quadrupedum secundum locos communes; es handelt von Gattungen und Arten, den unterschiedlichen Fortpflanzungswegen, den verschiedenen natürlichen Lebensräumen und Ernährungsgewohnheiten etc. In seinem an den Zürcher Junker Jakob Meiss adressierten Widmungsbrief erklärt Montanus, dass ihn Conrad Gessner zur Abfassung dieses Buches ermutigt habe. Montanus stützt sich darin zwar nicht auf persönliche Beobachtungen, aber er bietet die Informationen, die er bei verschiedenen antiken und zeitgenössischen Autoren gefunden hat (er zitiert Plinius d. Ä., Solinus, Aristoteles, Plutarch, Älian, Tzetzes, Gessner selbst und noch viele andere).
Anlässlich des Todes des ihm befreundeten Hebraisten Konrad Pellikan (5. April 1556) verfasste Montanus eine Historica… oratio, qua et vita… Conradi Pellicani et brevis temporis illius res continentur («Eine geschichtlicher Darstellung dienende Rede, deren Inhalt das Leben Konrad Pellikans und eine kurze Schilderung seines Zeitalters bilden»), die erst 1608 in Marburg gedruckt wurde. Montanus (der das Faktum ihrer Freundschaft kräftig hervorhebt) spricht über Pellikans Studien, seinen Ordenseintritt, und seinen Übertritt zur Reformation, seine Heirat, seine gelehrten Arbeiten, seine Reisen und Begegnungen, seine vortrefflichen Eigenschaften und seinen Tod.
1563 veröffentlichte Montanus anlässlich von Gesprächen zwischen Katholiken und Protestanten zum Thema der Vorsehung einen De Providentia divina liber, einen 75 Folios umfassenden Dialog zwischen Theocritus (Montanus) und Polycarpus (Johannes Pontisella). Ihm vorangestellt sind ein Widmungsbrief des Montanus aus Chur an seinen Schwiegervater Rudolf Collinus und ein an Montanus adressierter Brief des Philipp Gallicius (ebenfalls aus Chur). Die Hauptidee des Dialogs ist, dass kraft der göttlichen Vorsehung alles, selbst Unglücke und Katastrophen jeder Art, am Ende zum Guten dient. De providentia enthält ausserdem einen Lobpreis auf Bergwanderungen und die Schönheit der Landschaft; die in dieser Abhandlung enthaltenen Auszüge aus dem Hexameron (s. oben) belegen ebenfalls die Bewunderung des Dichters für die Fauna und Flora der Alpen.
Am Ende sei noch erwähnt, dass Montanus mehrere religiöse bzw. der Erbauung dienende Schriften verfasst hat. 1559 verfasste er als Reaktion auf die Indizierung seiner Poemata durch die römische Inquisition den kurzen antirömischen Dialog Echo mit sich selbst und dem Echo als Gesprächspartnern, in dem das Echo jeweils das Ende des letzten Wortes jeder Replik des Montanus wiederholt; dieser Text wurde erst 1724 veröffentlicht. 1561 veröffentlichte er in Zürich bei Froschauer ein kleines Buch mit dem Titel Trostbüchle: genommen uss dem andern Capitel dess Propheten Habakuks und gestelt uff allerley Widerwertigkeit unnd Trübsal, in dem er das zweite Kapitel des Propheten Habakuk behandelt, über das er in Chur gepredigt hatte. Im Mai 1561 kam eine Gesandtschaft des Papstes und des spanischen Königs Philipp II. Nach Chur, um die Rechte der Katholiken zu verteidigen. Einen Grossteil des Jahres wurden heftige Diskussionen geführt. 1562 liess Montanus bei Froschauer in Zürich ein kurzes Buch drucken, in dem er die zwei Predigten zusammenstellte, die er anlässlich der Versammlung der Abgesandten der drei Bünde im Oktober 1561 in Ilanz gehalten hatte: Der Christen Gloub; in ihnen wollte er den reformierten Glauben gegen katholische Angriffe verteidigen. Schliesslich veröffentlichte Montanus 1562 und 1565 zwei polemische Texte gegen das Konzil von Trient.
Bibliographie
Amherdt, D., Johannes Fabricius Montanus. Poèmes latins. Introduction, édition, traduction et commentaire, Bern, Schwabe, 2018.
Ulrich, J. J. (Hg.), Miscellanea Tigurina, Bd. 3.3, Zürich, Gessner, 1724.
Schiess, T. (Hg.), Bullingers Korrespondenz mit den Graubündnern, Bd. 2 (April 1557-August 1566), Basel, Verlag der Basler Buch- und Antiquariatshandlung, 1905.