Die Unterschiede zwischen den Tieren (Differentiae animalium)
Johannes Fabricius Montanus
Einführung: Kevin Bovier (deutsche Übersetzung: Clemens Schlip). Version: 10.02.2023.
Entstehungszeitraum: Die Notiz des Josias Simler über Fabricius Montanus in der Epitome bibliothecae Conradi Gesneri (1555) scheint uns nahezulegen, dass die Schrift schon schon 1554 abgeschlossen war (s. unten Anm. 5).
Ausgabe: Differentiae animalium quadrupedum secundum locos communes, opus ad animalium cognitionem apprime conducibile, Zürich, Gessner, 1555; hier: 12, 23, 34, 39-42.
Seit 1553 entwickelte Fabricius Montanus durch den Kontakt mit seinem Lehrer und Freund Conrad Gessner immer mehr Geschmack am Naturstudium. Das wurde 1555 durch die Veröffentlichung seines Buches über die Unterschiede zwischen den Vierbeinern bekräftigt, dessen Ausarbeitung sehr viel Gessner verdankt, wie der Autor selbst es in seinem an Jakob Meiss adressierten Vorwort formuliert:
[…] has meas de animalibus differentias qualescumque (de sententia tamen et voluntate D. Conradi Gesneri summi viri, cuius opera et consilio in conficiendo hoc libello frequenter sum usus) ) in publicum edere decrevissem […].
[…] ich hatte beschlossen, meine hier vorliegenden «Unterschiede zwischen den Lebewesen» zu veröffentlichen, wie auch immer sie beschaffen sein mögen (dies entsprach aber auch der Meinung und dem Willen Conrad Gessners, dieses hochbedeutenden Mannes, auf dessen Unterstützung und Rat ich auch beim Verfassen dieses Büchleins oft zurückgegriffen habe) […].
Wie Montanus selbst erklärt, versuchte er nicht, ein das Thema erschöpfendes Werk zu schreiben, wie es die Art seines Lehrers gewesen wäre (womit er auf die Historia animalium Gessners anspielt, die 1551 erschienen war), sondern er schlägt eine Klassifikation der Tiere vor, die auf der Natur selbst basiert und durch Unterricht und Erfahrung bestätigt wird. Der Autor bietet in einem Schema, das dem Vorwort nachgestellt ist, eine Gesamtübersicht über seine Klassifikation; dieses Schema ist zugleich die Gliederung des Werks. Zunächst unterteilt Montanus die Unterschiede zwischen den Lebewesen in zwei grosse Typen: das «Ganze» (totum) und die «Teile» (partes). Diese Typen sind ihrerseits in Kategorien und Unterkategorien unterteilt. Diese behandeln folgende Themen: Gattung und Art; Fortpflanzung; Nahrung und Erholung; den Lebensraum, das Geschlecht und die Lebensdauer, Unterschiede in der Lebensdauer, Unterschiede in der Ernährungsweise und der Jagdmethode, Rivalitäten untereinander, für Tiere giftige Pflanzen, Tierkrankheiten etc.
Die in dem Traktat gebotenen Informationen stützen sich auf Gessners Historia animalium (die ihrerseits auf antiken und späteren Quellen basiert), wie Josias Simler in der Epitome bibliothecae Conradi Gesneri bekräftigt, die im selben Jahr erschien (1555). Die von Montanus in seiner Abhandlung angewandte Klassifikation ist von den Tierschriften des Aristoteles inspiriert. Die hier ausgewählten Auszüge handeln von der Geburt, der Art der Ernährung, den geschlechtlichen Unterschieden und den merkwürdigen Verhaltensweisen mancher Tiere.
Bibliographie
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Fischer, H., «Johannes Fabricius Montanus (1527-1566) und Conrad Gessner. Zu einem unveröffentlichten Brief Conrad Gessners an Fabricius Montanus», Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich 85 (1940), 325-326.
Leu, U., Conrad Gessner (1516-1565): Universalgelehrter und Naturforscher der Renaissance, Zürich, Verlag Neue Zürcher Zeitung, 2016, 196-197.
Milt, B., «Zürich’s Vergangenheit in Naturwissenschaft und Medizin (Mittelalter und 16. Jahrhundert)», Gesnerus: Swiss Journal of the history of medicine and sciences, 4 (1947), 39-40.
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Simler, J., Epitome bibliothecae Conradi Gesneri, Zürich, Froschauer, 1555, fol. 96vo-97ro.