Epos

Autor(en): David Amherdt/Clemens Schlip. Version: 10.02.2023.

  1. Das Renaissanceepos: ein kurzer Überblick
  2. Das Epos bei den Schweizer Humanisten

 

1. Das Renaissanceepos: ein kurzer Überblick

In der Renaissance findet man eine grosse Anzahl von epischen Gedichten; aktuell schätzt die Forschung ihre Gesamtzahl auf ungefähr 450. Das beweist, welches Prestige das Epos als Gattung in dieser Epoche besass; man betrachtete es gleichsam als die Summe aller Gattungen. Allerdings sind nur wenige dieser Texte bisher systematisch untersucht und ediert worden, was unzweifelhaft an ihrer (teils extremen) Länge liegt.

Das Epos ist nicht nur die älteste Gattung, ihm wurde zudem in der Renaissance in der Hierarchie der Gattungen der wichtigste Platz zugewiesen. So formuliert Vida in seinem Werk De arte poetica (1527): «Von allen Gedichten aber ist keines so bedeutend wie die Gedichte, die von den Göttern und ferner von den Grosstaten der Heroen erzählen.» Die epischen Texte der Renaissance wurzeln im antiken Epos, sicher auch in Ilias und Odyssee, vor allem aber in der lateinischen Aeneis, deren Held, Aeneas, als tugendhafte Modellfigur, ideale Führergestalt und frommer Verehrer der Götter bewundert wurde: Craig Kallendorf hat gezeigt, dass das Epos in der Renaissance als ernsthafte, epideiktische Gattung betrachtet wurde, das heisst als eine, die die Tugend lobt und das Laster verurteilt. Daneben ahmte man auch andere Autoren wie Silius Italicus und Statius nach. Diese Nachahmung tut sich in den zahlreichen intertextuellen Bezügen kund, von denen die Epen durchzogen sind, sowie in typischen epischen Motiven wie Reden, Stürmen, Götterversammlungen, Zweikämpfen, Schildbeschreibungen etc.

Schematisch betrachtet lassen sich fünf Typen des Epos unterscheiden.

  1. Die Epen, deren Held aus dem Altertum stammt, wie die Africa Petrarcas (1304-1374), deren Held Scipio Africanus ist, der Sieger über Hannibal. Dieser Typ des Epos ist aber insgesamt in der Renaissance nur selten vertreten.
  2. Die Epen, deren Held eine mittelalterliche Gestalt ist, wie die Carlias des Ugolino Verino (1438-1516) über Karl den Grossen, aber auch Geschichtsepen wie das des Glarean über die Schlacht von Näfels oder die Geschichte der Zürcher Revolution von Montanus. Auch wenn sich das Mittelalter bei den Humanisten keiner besonderen Achtung zu erfreuen hatte, wird dieser Epostyp von ihnen manchmal verwendet, um einen Bezug zu zeitgenössischen Ereignissen herzustellen. Dies ist etwa bei dem Epos Margaretica des Erasmus Laetus der Fall, das von dem Sieg der Königin Margarethe I. von Dänemark über den König Albrecht von Schweden im Jahr 1389 erzählt; dies tut es vor dem Hintergrund des Dreikronenkriegs zwischen den beiden Ländern (1563-1570). Schweizer Beispiele sind die erwähnten Epen von Glarean und Montanus, die wir weiter unten genauer vorstellen; sie sollen an Ereignisse erinnern, die für die jeweilige Region (Glarus bzw. Zürich) identitätskonstituierend sind.
  3. Die zahlreichen Epen, welche die Taten von Helden aus der jüngsten Vergangenheit präsentieren; man kann in diesem Zusammenhang das erste von ihnen nennen, die Borsias des Tito Vespasiano Strozzi (1425[?]-1505), die Borso d’Este und seinen Halbbruder Hercules I. zum Gegenstand hat, aber auch die zahlreichen Epen über die Fahrten des Christoph Columbus oder die die auf diesem Portal präsentierte Raeteis des Simon Lemnius, deren Handlung am Ende des 15. Jahrhunderts spielt (wir gehen auf dieses Epos weiter unten noch genauer ein). Derartige Werke stellen häufig eine bekannte Persönlichkeit oder einen bekannten politischen Akteur in den Vordergrund; gewöhnlich stammen der Dichter und sein Held seines Epos aus derselben Gegend. In selteneren Fällen kann auch ein ganzes Volk der Held eines Epos sein, wie dies etwa in der Mutineis des Francesco Rococciolo (†1528) der Fall ist. Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, kann man die Raeteis des Graubündners Simon Lemnius als eine hybride Eposform betrachten, da sie einerseits das gesamte Volk der Räter als Akteur vorführt und andererseits der Person des Benedikt Fontana eine zentrale Rolle einräumt.
  4. Die christlichen Epen, von denen manche die christlichen Tugenden anhand eines mehr oder weniger zeitgenössischen Helden illustrieren, während andere Personen des Alten oder des Neuen Testaments zum Inhalt haben. Unter letzteren kann man die Christias des Marco Girolamo Vida (1485-1566) hervorheben sowie – als Schweizer Beispiele – die zwei kleinen Epen des Rudolf Gwalther, die wir weiter unten vorstellen.
  5. Und schliesslich die nach dem Vorbild der Batrachomyomachie verfassten komischen Epen, wie die Aeluromyomachia (die Schlacht zwischen Katzen und Mäusen) des Andreas Dactius (Dazzi, 1473-1548); ihre Zahl ist verhältnismässig klein. Im Schweizer Humanismus ist uns für diesen Typ kein Beispiel bekannt, wenn man von einer lateinischen Übersetzung der Batrachomyomachie aus der Feder des Lemnius absieht.

Man kann ferner drei Gruppen von Eposautoren unterscheiden: Die höfischen Schriftsteller, die Kirchenmänner und die Gelehrten. Ihr Ziel ist es, die Gunst eines Mäzens zu gewinnen oder einen Fürsten bzw. einen künftigen Fürsten in der Tugend zu unterrichten, eine religiös bedeutende Gestalt hervorzuheben (so etwa die Jungfrau Maria in den prokatholischen Epen; oder im jesuitischen Bereich den heiligen Ignatius von Loyola) oder Glaubensunterweisung zu leisten etc. Die Epen haben häufig, wie im Fall der Schweizer Humanisten, eine patriotische Zielsetzung oder sind einfach Frucht einer gelehrten Übung; das ist der Fall bei zahlreichen unveröffentlichten Jugendarbeiten wie z. B. das von Gwalther verfasste kurze Josephs-Epos.

 

2. Das Epos bei den Schweizer Humanisten

Das Epos in der Schweiz soll hier anhand von vier Hauptwerken vorgestellt werden: Glareans Epos über die Schlacht von Näfels (Anfang der 1510er Jahre entstanden), Gwalthers Monomachia (1541), De bello Raetico (Raeteis) von Simon Lemnius (1549-1550) und De consulibus Tigurinis liber primus von Johannes Fabricius Montanus (1556).

 

Glarean: Die Schlacht von Näfels

1510 begann der damals in Köln studierende Glarean mit der Arbeit an seinem 910 Hexameter umfassenden epischen Gedicht über den Sieg der Eidgenossen über die Österreicher bei Näfels (Kanton Glarus) im Jahre 1338. Der mit Carmen de pugna Confoederatorum Helvetiae commissa in Naefels betitelte Text, der in der Handschrift erhalten ist, die den grössten Teil der Gedichte Glareans enthält, ist erst im 20. Jahrhundert in der Edition von Müller und Keller veröffentlicht worden. Es handelt sich um ein ausgesprochen patriotisches Gedicht, da ja der Text des Glarners nicht nur die Grosstaten der Eidgenossen beschreibt, sondern vor allem auch in seiner eigenen Heimat spielt.

Das wichtigste Modell für das Carmen de pugna in Naefels ist die Aeneis Vergils. Pastillus, der Führer der Glarner (eine vom Dichter erfundene Figur) ist gewissermassen ein Gegenstück zu Aeneas. Die heldenhaften Taten der Helvetier werden mit den Grosstaten der vergilianischen Helden verglichen, und wie im römischen Epos spielen mythologische Gestalten, besonders die Götter, eine nicht zu vernachlässigende Rolle. Man sieht dort, wie Vulcanus auf Befehl des Mars Waffen schmiedet; der Kriegsgott erscheint als furchterregende und düstere Gestalt, die Hass sät. Andere mythologische Gestalten werden in verschiedenen Kontexten herangezogen; beispielshalber, wenn Glarean den Zug der österreichischen Armee von Weesen nach Näfels beschreibt und sie dabei mit den Gefährten des Odysseus vergleicht, die von Kirke verzaubert und in Tiere verwandelt worden waren.

Bemerkenswert (und sehr charakteristisch für die Gedankenwelt Glareans, der sehr am christlichen Glauben hing) ist, dass neben den griechischen und römischen Gottheiten auch der heilige Schutzpatron von Glarus, Fridolin, auftritt, von dem Glarean in den ersten acht Versen des Epos die nötige Inspiration erfleht, die er an anderer Stelle auch vom heiligen Hilarius, dem zweiten Patron des Kantons, erbittet. Die beiden Heiligen intervenieren wie gute alte Heidengötter mehrfach an verschiedenen Stellen im Epos, um die Glarner zu schützen.

Das Gedicht illustriert schliesslich den Wunsch der Schweizer Humanisten, sich eine prestigereiche Vergangenheit zu konstruieren, die den Vergleich mit den alten Römern aushält, und der Eidgenossenschaft ein Werk zu schenken, das beweist, dass die Schweizer in der Lage sind, ein lateinisches Epos nach dem Muster der Alten zu schreiben.

 

Die Monomachia des Rudolf Gwalther und sein Josephsepos

1541 veröffentlichte Rudolf Gwalther ein kurzes religiöses Hexameterepos mit dem Titel De Monomachia Davidis et Goliae, in dem es um den Zweikampf zwischen David und Goliath geht, der allegorisch für den Kampf zwischen pietas und impietas, zwischen Protestanten und Katholiken, zwischen Gott und dem Teufel steht. Dieser auf Anregung Heinrich Bullingers hin während dem Aufenthalt Gwalthers in Marburg (1540-1541) entstandene, homerisch und vergilianisch getönte Text ist eine sehr umfangreiche und bedeutende dichterische Adaption von 1 Sam 17, einer bei den Renaissanceautoren sehr beliebten biblischen Episode, die sie in ganz verschiedenen Formen und Gattungen adaptierten (Epos, Theater etc.).

Dieses Mini-Epos umfasst drei Bücher. Das erste erzählt die Vorgeschichte des Kampfes, der in den Krieg zwischen Israel und den Philistern eingebettet ist; hier findet man vor allem die Reden Sauls und Goliaths und die Beschreibung ihrer Schilde.

Das zentrale zweite Buch schmückt den biblischen Bericht beträchtlich aus. Es geht darin um den Sieg Davids über Saul und den Triumph der Israeliten. Gwalther setzt den Zweikampf dynamisch in Szene und bedient sich dabei besonders epischer Vergleiche (Goliath ist ein Stier, David ein Löwe; Goliath ist ein Opfertier; der sterbende Goliath ist ein am Boden liegender wilder Eber etc.)

Das dritte Buch ist mehr theoretisch ausgerichtet; es widmet sich der allegorischen Interpretation des Zweikampfes, der ein Sinnbild für den Sieg Christi über Satan ist. Wie Czapla schön zeigt, denkt Gwalther dabei an die konfessionelle Ausgangslage seiner Epoche; er denkt an den Sieg der Reformierten über die Katholiken, über die superstitio, über den Papst, die Mönche und die katholische Liturgie. Dieses Epos verkündet in der Absicht Gwalthers die reine Lehre des Evangeliums, durch die sich die Kirche gegen den Antichristen schützen kann.

Zum Abschluss noch einige Worte über einen zweiten epischen Text Gwalthers, der über das handschriftliche Stadium nicht hinauskam. Es handelt sich um drei Bücher über die in Gen 37 (Buch 1), 39 (Buch 2) und 40-41 (Buch 3) berichtete Josephsgeschichte. Das Manuskript gibt die Titel der zwei ersten, beide zwischen 750 und 800 Verse umfassenden Bücher an: De venditione Iosephi in Aegypto et insano Sephirae amore libri duo (Zwei Bücher über den Verkauf Josephs in Ägypten und die wahnwitzige Liebe der Sephira); vorangestellt ist ihnen ein an Heinrich Bullinger adressierter Widmungsbrief, der auf den 18. März 1540 datiert ist. Das nicht datierte dritte Buch (550 Verse) scheint später hinzugefügt worden zu sein; es handelt von den Traumdeutungen Josephs für Beamte des Pharao und den Pharao selbst, die ihn zum zweiten Mann im Königreich machten und ihm den Besitz einer schönen Gattin verschafften. Der Josephsstoff, besonders die Liebe der Sephira, der Gattin des Potiphars, faszinierte den jungen Gwalther. Das zeigt sich daran, dass man diese Geschichte auch in seinen Heroiden findet. Sie enthalten einen fiktiven Brief Sephiras an Joseph und dessen ebenfalls fiktives Antwortschreiben; diese Texte schrieb Gwalther zur gleichen Zeit wie das von uns erwähnte Epos.

 

Die Raeteis des Simon Lemnius

1542 verkündete der Graubündner Simon Lemnius (1511-1550) in seinen Amorum libri quatuor, dass er an einem Gedicht arbeite, das den Schwabenkrieg (1499) zum Inhalt haben solle, in dem die Eidgenossen und ihre Alliierten, besonders die Graubündner, gegen die Österreicher und den Schwäbischen Bund gekämpft hatten. Es handelt sich um sein aufgrund seines unzeitigen Todes unvollendetes Epos De bello Rhaetico oder Raeteis, das erst 1874 von Placidus Plattner herausgegeben wurde, auch wenn es in Graubünden im 16. und 17. Jahrhundert viel gelesen und handschriftlich kopiert worden war. Das Originalmanuskript ist verloren.

Der Text besteht aus neun Büchern, die den Schwabenkrieg zum Inhalt haben, besonders die Calvenschlacht, in der die Eidgenossen und ihre Graubündner Alliierten einen entscheidenden Erfolg erzielten. Im Zentrum des Epos steht der Graubündner Held Benedikt Fontana, der berühmteste Hauptmann der Calvenschlacht. Für seine Beschreibung der Kriegsereignisse stützte sich Lemnius auf verschiedene Chroniken oder Gedichte, besonders die Acta des Tyrolerkriegs, sowie auf verschiedene im Volk umlaufende Überlieferungen.

Lemnius verfolgt unverkennbar ein patriotisches Ziel. Sein Epos illustriert zum Ruhme seiner Graubündner Landsleute sehr deutlich das starke und einigende Band der Heimatliebe. Davon zeugen besonders die letzten Verse, in denen Lemnius sich mit folgenden Worten an die Bündner wendet: «Vaterland, Heimstatt der Götter, […], im Kriege berühmt», er hofft, ihnen durch sein Gedicht einen ewigen Ruhm zu verschaffen; er bekräftigt, dass er ihnen als ein neuer Vergil im Gedächtnis bleiben wird! Diese patriotische Absicht erstreckt sich auch auf die Schweizer Eidgenossenschaft, wenn er im neunten Buch gut hundert Verse der ruhmreichen Geschichte der Schweiz widmet, und sich dabei lange bei den Ereignissen aufhält, die die Befreiung von den Gewaltherrschern begleiteten.

Es verwundert nicht, dass das primäre Vorbild für Lemnius der grosse Vergil ist – sowie indirekt auch Homer (dessen Odyssee er ins Lateinische übersetzt hat); aber unser Dichter zieht in seinem Text auch eine ganze Anzahl anderer Werke heran, besonders Epen wie die Thebaïs des Statius und die Punica des Silius Italicus. Es finden sich in seinem Epos zahlreiche traditionelle Elemente des antiken Epos: der Musenanruf, Göttererscheinungen, Völker- bzw. Truppenkataloge, Zweikämpfe zwischen Helden aus beiden Heeren, Duelle und Turniere etc. Wir präsentieren auf diesem Portal an zwei Stellen jeweils mehrere Ausschnitte aus der Raeteis (hier und hier).

 

De consulibus Tigurinis von Johannes Fabricius Montanus

Der De consulibus Tigurinis liber primus ist der Anfang eines unvollendet gebliebenen Epos über die Zürcher Geschichte. Es wurde von Fabricius Montanus in seiner Poemata-Sammlung 1556 veröffentlicht.

Es geht darin um vier Hauptereignisse dieser Geschichte: die Revolution des Rudolf Brun (1536), bei der die tyrannischen Herren der Stadt vertrieben wurden; die Mordnacht (1350), in der eine von den ehemaligen Stadtherren ins Leben gerufene Verschwörung scheiterte; das Bündnis Zürichs mit der Eidgenossenschaft (1351); und schliesslich die Schlacht von Dättwil (1351), in der die Zürcher und ihre Alliierten die Österreicher besiegten.

Montanus verfolgt vor allem pädagogische und patriotische Absichten (das heisst für ihn zum einen, Vergil als Epiker nachzuahmen, und zum anderen, die Stadt besingen, die ihn freundlich aufgenommen hat, und ihre Geschichte zu schildern). Aber als guter Humanist wendet er sich auch gegen die Schrecken des Krieges und gegen die Tyrannei von Herrschenden, die von Habgier und Machtbegierde verdorben sind, und er gefällt sich darin, den heroischen Freiheitskampf der Zürcher zu schildern, wobei er das Beispiel verschiedener Helden vor Augen stellt, die während Bruns Revolution oder bei den Kämpfen gegen innere und äussere Feinde Ruhm gewannen.

Beim Verfassen des Gedichts hatte Montanus die Aeneis Vergils vor Augen, bei der er von Anfang (vom Musenanruf) an zahlreiche Anleihen macht und deren Atmosphäre er in Sprache und Stil nachahmt. Der Tonfall und die Ausdrucksweise geraten auf diese Weise ausgesprochen episch. Montanus erzählt die Geschichte Zürichs auf eine lebendige Weise, wobei er pittoreske Details hinzufügt, beispielshalber wenn er sich die Reaktionen der handelnden Gestakten imaginiert oder moralische Überlegungen anstellt.

Die Hauptquelle des Montanus ist wahrscheinlich die zwischen 1508 und 1516 Schweizerkronik des Heinrich Brennwald, die alle die bei Montanus enthaltenen Ereignisse berichtet, bis hin zu mehreren Details, die in früheren Quellen nicht enthalten sind. Von diesen hat der Dichter die Chronik der Stadt Zürich konsultieren können, die auch für Brennwald eine wichtige Quelle war; das Gleiche gilt für die Chronik des Petermann Etterlin, der auch von der Mordnacht und dem Eintritt Zürichs in die Eidgenossenschaft berichtet und die Schlacht von Dättwil kurz erwähnt. Montanus konnte gleichfalls die Chronik des Zürchers Johann Stumpf kennen, der sich seinerseits auf Brennwald stützt. Er konnte auch noch auf andere Quellen zurückgreifen, die wir hier aus Platzgründen nicht alle aufzählen können.

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Das sind unserem Wissen nach die wichtigsten epischen Texte der Schweizer Humanisten, die wir untersuchen. Der Vollständigkeit halber sollte man noch einige Texte erwähnen, die, ohne im eigentlichen Sinne Epen zu sein, einen ausgeprägten epischen Charakter besitzen, wie z. B. die De Vuilhelmo Thellio elegia von Johannes Fabricius Montanus oder auch das elegische Gedicht über die Zürcher Freiheit von Rudolf Gwalther.

 

Übersetzungen und andere Werke

Das Interesse am Epos zeigte sich auch in einer Reihe von (veröffentlichten und unveröffentlichten) Übersetzungen der Werke Homers aus dem Griechischen ins Lateinische. So veröffentlichte Simon Lemnius 1549 eine lateinische Gesamtübersetzung der Odyssee und der Batrachomyomachie in Hexametern (letztere hatten wir bereits oben erwähnt); diese beiden Übersetzungen, besonders die der Odyssee, die in der Forschung oft übersehen werden, würden eine vertiefte Untersuchung verdienen. Rudolf Gwalther übersetzte auch die Ilias; diese Übersetzung verblieb zusammen mit einer Übersetzung der herodoteischen Homer-Vita in Manuskriptform. Das besondere Interesse Gwalthers an der Ilias spiegelt sich zudem in einem kleinen Theaterstück über den Stoff des ersten Buches der Ilias wieder. Für das Leben Homers interessierte sich auch Johannes Rhellicanus, der 1537, als er in Bern lehrte, im Anhang zu seinem Gedicht über die Besteigung des Stockhorn eine lateinische Übersetzung der Vita Homers von Plutarch erscheinen liess.

 

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