Idee une Editionsprinzipien
1. Die Idee
Was ist Humanistica Helvetica?
Das vom Schweizer Nationalfond (SNF) finanzierte Projekt Humanistica Helvetica (Universität Freiburg) soll ein nahezu vergessenes Kapitel der schweizerischen Literaturgeschichte in Erinnerung rufen: die lateinische Literatur der Schweizer Humanisten des 16. Jahrhunderts im Bereich der heutigen Deutschschweiz (besonders Basel, Bern, Zürich, St. Gallen, aber z. B. auch Graubünden und das Oberwallis).
Humanistica Helvetica wendet sich in erster Linie an ein universitäres Publikum (Studierende sowie Forschungs- und Lehrpersonal), behält dabei aber auch eine grössere Öffentlichkeit im Blick, die mehr über die Vergangenheit der Schweiz wissen möchte. Es verdient dabei Hervorhebung, dass das Thema des Portals – die lateinische Literatur der Schweizer Humanisten – Berührungspunkte zu den Forschungsbereichen zahlreicher anderer Disziplinen aufweist, besonders der Geschichte der Frühen Neuzeit, der klassischen Philologie und der modernen Philologien, aber etwa auch der Theologie und der Musikwissenschaft. Es ist ein besonderes Anliegen des Portals, sich immer mehr auch den Bedürfnissen dieser Fächer zu öffnen.
Das Portal Humanistica Helvetica enthält:
Eine allgemeine Darstellung der neulateinischen Literatur in der Schweiz des 16. Jahrhunderts (Abteilung «Einführung»).
Einführungen zu Werk und Leben von sechs ausgewählten, repräsentativen Autoren: Joachim Vadian, Heinrich Glarean, Johannes Fabricius Montanus, Conrad Gessner, Rudolf Gwalther und Simon Lemnius.
Kapitel zu verschiedenen literarischen Gattungen und Themenbereichen (Abteilung «Themen und Gattungen»).
Eine Datenbank mit ausgewählten Texten von insgesamt ungefähr 50 Autoren, jeweils mit dem neu edierten lateinischen Text, einer deutschen und französischen Übersetzung, einer ausführlichen Einführung und zahlreichen Anmerkungen (Abteilung «Autoren und Texte»).
Eine Liste bibliographischer Hilfsmittel für das Studium des Humanismus und der lateinischen Literatur des Humanismus und der Renaissance im Allgemeinen (Abteilung «Werkzeuge»).
Eine Vollständigkeit anstrebende Liste aller Schweizer Humanisten mit Basisinformationen zu Leben und Werk (Abteilung «Werkzeuge»).
Die Verantwortung für jede Einführung (zu einem Autor oder zu einem Thema) und jede Textpräsentation liegt bei der/den jeweils namentlich genannten beitragenden Person(en). Neben den Mitgliedern des Teams von Humanistica Helvetica handelt es sich dabei auch um auswärtige Forschende, die sich dankenswerterweise zu einer Mitarbeit bereit erklärt haben. Alle Beiträge werden vor ihrer Veröffentlichung auf dem Portal vom gesamten Team von Humanistica Helvetica kontrolliert. Dabei wird auf einheitliche Editions- und Präsentationsprinzipien geachtet.
Jeder lateinische Text wird ins Deutsche und Französische übersetzt. Die Interpretation einzelner Passagen kann in den beiden Übersetzungsversionen aufgrund unterschiedlicher Auffassungen der Übersetzer mitunter voneinander abweichen. Die Anmerkungen in der deutschen und französischen Textversion sind prinzipiell inhaltlich identisch. Ihre Urheberschaft wird jeweils angegeben; sie ist grundsätzlich mit der Urheberschaft der Einleitung zum jeweiligen Text identisch.
Im Allgemeinen findet man bei den einzelnen Texten unter der Rubrik «Edition (Latein)» auch Reproduktionen (meist im PDF-Format) der entsprechenden Textpartien aus der verwendeten Handschrift oder (wenn keine Handschrift existiert) der historischen Erstausgabe. Spätere kritische Textausgaben des 19. bis 21. Jahrhunderts werden von uns nicht zur Illustration herangezogen. In einzelnen Fällen haben wir aus bestimmten Gründen (z. B. erschwerter Zugang zur Handschrift etc.) auf solche Bilder verzichtet; das gilt aus Gründen der Übersichtlichkeit grundsätzlich auch für die «Dossiers», die Texte mehrerer Autoren präsentieren.
Die einzelnen Beiträge sind (wo dies notwendig erscheint) durch Links miteinander verknüpft, die nicht zuletzt den Übergang von einem Text zu inhaltlich und thematisch verwandten anderen Texten erleichtern. Zahlreiche weitere Links führen zu bereits vorhandenen digitalen Gesamteditionen von Originalmanuskripten und Erstdrucken sowie zu wichtigen online zugänglichen Wörterbüchern, Nachschlagewerken und Zeitschriften.
Bei der Textauswahl angewandte Methoden
Wir haben in erster Linie Texte ausgewählt, die repräsentativ für die verschiedenen Aspekte des schweizerischen Humanismus sind. Die Texte stammen aus:
Zeitgenössischen oder späteren Editionen, manchmal auch aus Ausgaben, die erst in den letzten Jahrzehnten veröffentlicht worden sind. Viele Werke des 16. Jahrhunderts und auch späterer Jahrhunderte sind auf Plattformen wie e-rara, der Digitalen Bibliothek des Münchener Digitalisierungszentrums (MDZ), Google Books etc. zugänglich.
Handschriften (Autographen oder Kopien). Manche sind auf Plattformen wie e-manuscripta oder e-codices zugänglich. Andere kann man nur in Bibliotheken konsultieren, die aber auf Verlangen auch digitale Kopien erstellen können.
Viele Texte kennen wir dank der verschiedenen Bücher, Artikel und Studien, die wir für unsere generellen Recherchen zum schweizerischen Humanismus herangezogen haben. In einem zweiten Schritt gehen wir zu einer systematischen Recherche über, indem wir beispielsweise zu einem bestimmten Autor recherchieren; dabei verwenden wir Datenbanken (wie die International Bibliography of Humanism and the Renaissance), die Onlinekataloge von Bibliotheken, Plattformen mit digitalisierten Manuskripten (wie die bereits erwähnten Plattformen e-rara und e-codices), traditionelle Handschriftenkataloge (manchmal auch in digitalisierter Form), verschiedene Archive etc.
Humanistica Helvetica, ein «Mitmach-Portal»
Humanistica Helvetica freut sich über Beiträge externer Forschender (gleichgültig, aus welchem Fachbereich sie kommen), die das Publikum dieses Portals an ihrer jeweiligen Expertise teilhaben lassen möchten. Jeder Beitrag wird online unter dem jeweiligen Verfassernamen veröffentlicht und kann als eigenständige wissenschaftliche Veröffentlichung betrachtet werden. Alle notwendigen Informationen (Editionsprinzipien, Modelldateien etc.) stellen wir allen an einer Mitarbeit Interessierten gerne zur Verfügung (humanistica-helvetica@unifr.ch).
2. Editionsprinzipien
Bei der Edition der lateinischen Texte werden folgende Grundsätze beachtet:
- Die Buchstaben u et v werden unterschieden.
- Die Buchstaben i und j werden nicht unterschieden; es steht immer i.
- Diakritische Zeichen und Abkürzungen werden aufgelöst.
- oe und ae statt e sind in der Regel beibehalten (z. B. bei foemina).
- e für ae wird normalisiert (es steht also z. B. nostrae statt nostre).
- Der Gebrauch von Klein- und Grossbuchstaben folgt grundsätzlich dem heutigen Gebrauch.
- Wörter, die im Original nur aus Majuskeln bestehen, werden dem modernen Gebrauch angepasst, ausser dort, wo die absolute Grossschreibung eines Wortes als besondere Hervorhebung sinnträchtig zu sein scheint (z. B. CHRISTUS).
- Die Interpunktion wurde modernisiert; diese neue Interpunktion beansprucht natürlich keine absolute Verbindlichkeit, sondern besitzt Vorschlagscharakter.
- Eventuell vorhandene Textvarianten findet man bei Verstexten im apparatus criticus, bei Prosatexten in den Fussnoten.
- Eventuell vorhandene Marginalien findet man bei Verstexten im apparatus marginalium, bei Prosatexten in den Fussnoten.
- Eventuell vorhandene intertextuelle Bezüge findet man bei Verstexten im apparatus fontium aufgelistet, bei Prosatexten in den Fussnoten.
Abkürzungen
Im Allgemeinen werden Abkürzungen vermieden oder zumindest bei ihrem ersten Auftreten in einem Text (z. B. einer Fussnote) aufgelöst, mit folgenden Ausnahmen:
- ASD (für «Amsterdam») = Opera omnia Desiderii Erasmi Roterodami, Amsterdam, North-Holland Pub. Co, 1969-.
- Einheitsübersetzung 2016 = Die Bibel. Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift. Gesamtausgabe, im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz, der Österreichischen Bischofskonferenz, der Schweizer Bischofskonferenz u. a., vollständig durchgesehene und überarbeitete Ausgabe, Stuttgart, Katholische Bibelanstalt, 2016 (in der Regel zitiert nach oder zitiert mit dem entsprechenden Link zu der elektronischen Ausgabe auf https://www.bibleserver.com/).
- Die lateinischen Autoren und Werke werden gemäss dem Thesaurus Linguae Latinae abgekürzt, die griechischen gemäss dem Oxford Classical Dictionary.