Ein Buch über die Thermen von Sitten und andere Heilquellen von Kaspar Collinus aus Sitten
Traduction (Allemand)
Traduction: Clemens Schlip (französischer Originaltext der Anmerkungen von Kevin Bovier)
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Dieses Volk lebte in der Antike im Wallis, genauer: in der Gegend von Chablais; sein Hauptort Octodurum, das heutige Martigny/Martinach (vgl. Caes. Gall. 3,1). Der Autor greift hier auf eine antike Begrifflichkeit zurück, um die Region zu bezeichnen, die sich zwischen Martigny/Martinach und dem Genfersee erstreckt.
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Zum Metallabbau in den Alpen s. unseren Auszug aus dem Commentarius de Alpibus von Josias Simler.
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Die (damals sieben) Zenden (lat. decima, frz. dizaine) waren die einzelnen Regionen des Wallis, die selbstständige Republiken darstellten und zusammen einen Bund bildeten. Die etymologische Ableitung des Namens ist unklar; eine Möglichkeit ist, dass er etwas mit der Zehntverpflichtung gegenüber dem Sittener Bischof zu tun hatte. S. ausführlicher dazu R. Siggen-Bruttin, «Zenden», Historisches Lexikon der Schweiz, Onlineversion vom 22.07.2015, https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/009820/2015-07-22/.
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D. h. ungefähr 18 km; allerdings scheint der Autor die Distanz zu unterschätzen; sie beträgt in Wahrheit fast das Doppelte.
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Wahrscheinlich der Dalagletscher.
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Vielleicht das Torrenthornmassiv, auch wenn dieses eher östlich von Leukerbad liegt.
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Baumseelen. Sie leben und sterben mit den von ihnen bewohnten Bäumen, können sich aber auch ausserhalb dieser bewegen.
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Dieser Turm, dessen Überreste noch im 19. Jahrhundert sichtbar waren, existiert heute nicht mehr.
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Johannes Manz lebte gemäss den Chroniken, die sich auf alte Berichte stützen, schon im 11. oder 12. Jahrhundert; die Region aber hiess im 14. und 15. Jahrhundert Maenchet, und von ihr hatte der Turm vielleicht seinen Namen; vgl. Salzmann (1986), 19. Laut Lorétan (1958), 25, war Maenchet der Namer der Erbauerfamilie des Turms. Pater Sigismund Furrer sagt, der Turm sei um das Jahr 1000 herum erbaut worden, und Mans werde in einer Chronik Bergmann genannt (Geschichte, Statistik und Urkundensammlung über Wallis, Bd. 2, Sion, Calvini-Albertazzi, 1852, 106).
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Laut Lorétan (1958), 26, verlief der erste Weg bei Clavinen und Furggätteli, nördlich des Gemmi.
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Anton von Turn wird im Jahr 1350 erstmals erwähnt und starb 1405. Er war Ritter, Herr von Chevalier Niedergesteln und Frutigen, Mitherr über Ayent-Hérens und Viztum von Conthey. Er focht einen langwierigen Konflikt mit dem Bischof Witschard Tavel aus, den er im August 1375 bei der bischöflichen Residenz auf Burg Seta in einen Abgrund werfen liess. Er wurde von den Wallisern nahe Saint-Léonard besiegt und verkaufte seine in der Gegend gelegenen Güter an Herzog Amadeus VI. von Savoyen. Die Oberwalliser zerstörten 1384 seine Burg Niedergesteln (A. Fibicher, «Turn, Anton von», Historisches Lexikon der Schweiz, Onlineversion vom 30.11.2012, https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/021457/2012-11-30/).
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Zu dieser bedeutenden Walliser Adelsfamilie, die mit dem Tod des Antoine de la Tour 1405 erlosch, s. A. Fibicher, «Turn, vom», Historisches Lexikon der Schweiz, Onlineversion vom 04.12.2012, https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/019784/2012-12-04/.
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Diese Bemerkungen zielen wohl auf den aus dem in der Regel stundenlangen Verharren im Wasser resultierenden Hautausschlag bzw. das «Aufbrechen» der Haut ab, das man als wichtigen Teil der Kur und Bedingung für einen Heilungserfolg betrachtete; vgl. dazu Treichler (1990), 50-51.
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Zu diesem Merkspruch, der die allopathische Medizin charakterisiert, s. R. Tosi, Dictionnaire des sentences latines et grecques, Grenoble, 2010, 1065, Nr. 1455.
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Auch Alpenrose, Bergrose oder Hängefruchtrose; wissenschaftlicher Name: Rosa pendulina.
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Von diesem Käse (recocta simplex) ist auch in Conrad Gessners Descriptio Montis Fracti sive Montis Pilati die Rede.
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D. h. Gold (der Tejo in Portugal war in der Antike für seinen goldhaltigen Sand bekannt); die Bäder kosteten also Eintritt. Als Felix Platter im Juni 1563 nach Leukerbad kam, kostete der Eintritt für vier Wochen drei Kronen, wobei das Zimmer und das Bad inbegriffen; s. Felix Platter, Tagebuch (Lebensbeschreibung 1536-1567), hg. von V. Lötscher, Basel/Stuttgart, Schwabe, 1976, 410, und die von Treichler (1990), 21 angestellten Berechnungen.
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Im Gegensatz zu heutigen Badekuren verbrachte man tatsächlich meist mehrere Stunden (mindestens eine) oder sogar einen ganzen Tag im Wasser. Vgl. Treichler (1990), 50.
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Diese Ermahnung, die für einen modernen Schwimmbadbesucher seltsam klingen mag, war berechtigt. Tatsächlich gibt es Zeugnisse, dass die Gäste damals (und noch bis ins 19. Jh. hinein) tatsächlich mitunter im Wasser assen, s. z. B. das heute im Kunstmuseum Basel befindliche Gemälde «Das Bad zu Leuk» von Hans Bock d. Ä. (ca. 1550-1623), auf dem die Badegesellschaft sich um einen im Wasser schwimmenden Tisch versammel hat und genüsslich trinkt und schmaust; s. zu diesem Thema mit weiteren Zeugnissen auch Treichler (1990), 19-20.
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Diese Warnung ist vielleicht vor dem Hintergrund zu sehen, dass Badeanstalten und -orte als sittlich gefährlich galten, besonders da dort beide Geschlechter zusammentreffen konnten (es herrschte nicht notwendig vollständige Geschlechtertrennung) und da auch Prostituierte dort nach Kundschaft suchten. S. dazu das (vom Mittelalter bis ins 18. Jh. reichende und alle Arten von Badeanstalten betrachtende Kapitel «Les bains galants», in: Y. Giraud, Suisse galante. L’art d’aimer en Romandie, Freiburg i. Ü., Office du Livre, 1979, 85-96; zu Leuk (bzw. Leukerbad) sind ebd., 93-96, Reiseberichte aus dem 18. Jahrhundert wiedergegeben, die u. a. die mangelnde Geschlechtertrennung beklagen; ebd., 93 wird eine Verordnung aus Leuk von 1520 resümiert, die u. a. eine Geldbusse für Männer anordnet, die nach dem Abendläuten noch in den für Frauen reservierten Räumen angetroffen werden; ebd., 86 findet sich z. B auch ein Resümee über den unter Calvin unternommenen Versuch, im Genfer Bereich im 16. Jahrhundert Geschlechtertrennung in den Badestuben durchzusetzen. – Aufschlussreich ist in dieser Hinsicht auch wieder das Gemälde «Das Bad zu Leuk» von Hans Bock d. Ä. (um 1550-1623), das heute im Kunstmuseum Basel hängt. Der von uns an anderer Stelle ausführlicher präsentierte Basler Arzt Felix Platter war von der Sitte des gemeinsamen Nacktbadens bei einem Aufenthalt im Juni 1563 nicht angetan; wir zitieren die Stelle in ihrem Zusammenhang nach Felix Platter, Tagebuch (Lebensbeschreibung 1536-1567), hg. von V. Lötscher, Basel/Stuttgart, Schwabe, 1976, 421: «Ich blibe die sechs tag im badt, gab ettlichen rhattschläg und luget, wie sie badeten. Es wahr sehr viel volcks da. Ich badete nur ein eintzig mahl, und da ich im badt saße, kam hauptmann Peter am Bichel frauw [die Frau des P. B.], setzt sich noch zu mir, daß ich schampte [so dass ich mich schämte], welches doch ihr brauch ist. Es wahren viel hundert personen im badt, und under denselbigen zwei fürnemme herren von Bern, die alle badeten.»