Brief an Aegidius Tschudi: Gespenstererscheinung und Russland

Heinrich Glarean

Einführung: Clemens Schlip (traduction française: David Amherdt). Version: 10.02.2023.


Entstehungsdatum: 21. Januar 1550.

Kopien: Zürich, Zentralbibliothek, ms. J 431, fol. 56vo-74vo (Kopien von allen Briefen), hier: fol. 62ro-vo; Glarus, Landesbibliothek, ms. N 29, 2vo-24vo (Kopie von 29 Briefen), hier: fol. 5ro-vo; Glarus, Landesarchiv, «Sammlung verschiedener Urkunden das Tschudi Geschlecht betrefende» (Tschudi-Familien-Akten), Bd. 2, 205-221 (alle Briefe an Tschudi), hier: 209-210; Glarus, Landesarchiv, «Stammtafel und historischer Bericht von dem uralten adelichen Geschlecht der Tschudi von Glarus […]», Bd. 3-4, passim (Kopien von 31 Briefen, Erwähnung der sieben übrigen Briefe), hier: 1065.

Ausgabe: Müller (1933), 50-51, Nr. 16.

 

Der hier vorliegende Brief bedarf keiner langen Einführung. Es wäre interessant zu wissen, was in Aegidius Tschudis vorangegangenem Brief Glarean veranlasste, so ausführlich auf eine betrügerische «Geistererscheinung» in Nürnberg einzugehen, doch in diesem Punkt lässt uns die Überlieferung im Stich. Wir lernen hier Glarean als den Leser eines wichtigen zeitgenössischen ethnographischen Werkes seiner Zeit kennen, des Reiseberichts des Sigismund Freiherr von Herberstein. Dies unterstreicht die Vielseitigkeit von Glareans Interessen, der sein geographisches und ethnographisches Weltbild eben nicht nur aus antiken Quellen bezog. Charakteristisch erscheint, dass ihn besonders die religiösen Sitten der russischen Kirche und ihre Differenzen zum römischen Katholizismus interessieren. Ebenso kennzeichnend für den alten Glarean ist seine Klage über die argen Zeitläufte und seine rührende Sorge um das Wohlergehen des Freundes und dessen Familie.

 

Bibliographie

Fritzsche, O., Glarean. Sein Leben und seine Schriften, Frauenfeld, Huber, 1890.

Koller-Weiss, K./Seiber, C. (Hgg.), Aegidius Tschudi und seine Zeit, Basel, Krebs, 2002.

Müller, E. F. J., Glarean und Aegidius Tschudi. Ihre menschlichen und gelehrten Beziehungen. Mit 38 Briefen Glarean’s aus den Jahren 1533 bis 1561, Freiburg (Schweiz), Hess, 1933.

Sieber, C., «Tschudi, Aegidius», Neue Deutsche Biographie 26 (2017), 482-484, Onlineversion, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118624326.html#ndbcontent.