Ein Lied, das fast das gesamte Leben Glareans umfasst und das er selbst in Freiburg i. Br. vortrug im Jahre des Herrn 1559, bevor er begann den Livius zu kommentieren
Traduction (Allemand)
1
Glarean lebte zwischen 1507 und 1514 in Köln. Die Stadt war zunächst von den Römern als Oppidum Ubiorum («Landstadt der Ubier», eines westgermanischen Volkes) gegründet wurden. 50 n. Chr. erhielt der Ort unter dem Namen Colonia Claudia Ara Agrippinensium («Claudische Kolonie und Opferplatz der Agrippinenser») den Rang einer richtigen römischen Kolonie (Stadt). Der Name verrät den Grund: Agrippina d. J. (15-59 n. Chr.) – die Nichte und vierte Frau des Kaisers Claudius (41-54 n. Chr.) und aus einer früheren Ehe Mutter des Kaiser Nero (54-68 n. Chr.) – war als Tochter des besonders für seine Germanenfeldzüge bekannten Feldherrn Germanicus (15 v. Chr.-19 n. Chr.) im Oppidum Ubiorum geboren worden. Davon profitierte der Ort nun unter der Herrschaft ihres dritten Ehegatten (Kaiser Claudius) durch seine rechtliche Aufwertung. Aus der Kurzform Colonia entstand der heute noch gebräuchliche Name.
2
Basel. Er lebte dort von 1514 bis 1517. Galatea ist eine Nymphe, in die sich der Zyklop Polyphem verliebte. Die bekannteste literarische Darstellung dieser Geschichte findet sich, wie bereits in der Einführung erwähnt, in den Metamorphosen des Ovid (met. 13, 740-897).
3
Die Musen lebten in Aonien auf dem Helikon.
4
Die Moriner waren in der Antike ein keltischer Volksstam, deren Gebiet ungefähr dem heutigen im äusseren Nordosten Frankreichs liegenden Département Pas-de-Calais an der Atlantikküste entsprach.
5
Das Herzogtum Brabant lag im heutigen Belgien bzw. den Niederlandenund entspricht ungefähr den heutigen belgischen Provinzen Antwerpen, Flämisch-Brabant, Wallonisch-Brabant und der Region Brüssel-Haupstadt sowie der niederländischen Provinz Nordbrabant.
6
Er lebte dort von 1517 bis 1522.
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Vgl. den Brief Glareans an Myconius (Paris, 1517): Vale ex Lutetia, re et nomine Lutetia; nulla enim re tam abundat quam luto. – «Ein Lebewohl aus Paris (Lutetia), das seinen Namen zu recht trägt; denn es hat an nichts so viel Überfluss wie an Schlamm (lutum)».
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Germain de Brie hatte die Johannes Chrysostomos-Übersetzung des Oekolampad scharf kritisiert (Divi Ioannis Chrysostomi liber contra gentiles […] Contra Ioannis Oecolampadii translationem, Paris, S. de Colines, 1528).
9
Der Arzt und Humanist Guillaume Cop (1460-1532), ein gebürtiger Basler, liess sich am Ende der 1480er in Paris nieder; Guillaume Budé (1468-1540), ist vor allem als Pionier der Griechischstudien bekannt; der Arzt Jean Ruel (1474-1537) machte sich als Arzt Franz I. einen Namen; der Historiker Paolo Emilio (ca. 1555-1529) aus Verona liess sich in den 1480ern in Paris nieder. Der Humanist Cyprianus Taleus (Talea; Lebensdaten unbekannt) stammte aus Venedig; seine Anwesenheit in Paris ist seit 1510 belegt; Erasmus trägt Glarean in einem Brief aus dem Dezember 1518 auf, ihm Grüsse auszurichten (D. Erasmus, Opus epistolarum Des. Erasmi Roterodami, Bd. 3, hg. von P. S. Allen, Oxford, Clarendon Press, 1913, Nr. 903, 444). Glarean erwähnt hier ferner den französischen Humanisten und neulateinische Dichter Germain de Brie (1490-1538) und den berühmten griechischen Gelehrten Janus Lascaris (1445-1534), der sich von 1518 bis 1521 in Paris aufhielt (L. Delaruelle, «La carrière de Janus Lascaris depuis 1494», Revue du Seizième siècle 13 (1926), 95-111, hier: 103).
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Glarean hielt sich von 1522 und 1529 zum zweiten Mal in Basel auf.
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Die Sonne tritt um den 20. Februar herum in das Tierkreizeichen der Fische und verlässt es einen Monat später wieder. Vgl. Colum. 11,2,20; Manil. 2,189-191; Ov. trist. 4,7,1.
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Phaethon, ein Sohn des Sonnengottes Helios/Sol, bat dem Mythos zufolge seinen Vater erfolgreich darum, für einen Tag lang alleine den Sonnenwagen steuern zu dürfen. Da er dabei die Kontrolle über die Pferde verlor, löste er damit fast das Weltende aus, da er der Erde zu nahe kam und alles zu verbrennen drohte. Zeus/Jupiter zertrümmerte daher mit einem Blitz den Wagen und Phaethon stürzte tödlich auf die Erde. Die bekannteste Version der Geschichte ist die des Ovid in den Metamorphosen (1,747-2,400). Eine ähnlich unheilvolle Rolle wie dem Phaethon schreibt Glarean hier also implizit dem Reformator Johannes Oekolampad zu.
13
Johannes Oekolampad (1482-1531), der Reformator von Basel.
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Wie in der Einführung bereits erwähnt und im Apparatus fontium der Edition angegeben, zitiert Glarean diese Worte aus der Beschreibung des Zyklopen Polyphem durch Vergil in der Aeneis (Aen. 3,658). Dies passt zu seiner poetischen Identifikation der Stadt Basel mit der Nymphe Galatea (vgl. dazu die Einführung).
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Cacodaemon ist eine Transliteration des griechischen κακοδαίμων.
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Es handelt sich hier mit einiger Wahrscheinlichkeit um eine boshafte Anspielung darauf, dass der ursprünglich zum katholischen Priester geweihte (und somit nach der von Glarean sicher geteilten kirchlichen Anschauung zu lebenslanger Ehelosigkeit und Enthaltsamkeit verpflichtete) Oekolampad 1528 die 22 Jahre jüngeren Wibrandis (geborene Rosenblatt; 1504-1564) geheiratet hatte.