Über Bücherindices, Teil 2
Traduction (Allemand)
Traduction: Clemens Schlip (französischer Originaltext der Anmerkungen von Kevin Bovier)
Bände (zumal umfangreichere) mit reichhaltigen und strikt alphabetisch geordneten Indices zu versehen ist eine für die Studien sehr nützliche Gewohnheit, die erst vor kurzer Zeit, seit der Erfindung der göttlichen Buchdruckerkunst, aufgekommen ist; und sie hat so grossen Beifall gefunden, dass Bücher mit Index von den meisten Studienbeflissenen (sicher jenen, die mehr auf die Brauchbarkeit als auf das äussere Erscheinungsbild achten) anderen Büchern, und seien sie noch elegant gedruckt, nicht zu Unrecht vorgezogen werden. Ich lobe auf diesem Gebiet die Sorgfalt der Deutschen, durch sie die Franzosen, Italiener und Spanier bei weitem übertreffen. Jene haben nämlich sehr viele Bücher ganz ohne Indices, sehr wenige mit Indices, aber dann nur mit kurzen, herausgebracht. Ich bin aber der Ansicht, dass angesichts der Kürze dieses Lebens und der Vielfalt der Studiengebiete für die, damit konfrontiert sind, Indices in Büchern notwendig sind, und zwar nicht weniger als eine Herme an einem Dreiweg, damit man sich entweder an das erinnert, was man gelesen hat oder damit man neue Informationen erst einmal entdecken kann. Denn die Nachlässigkeit mancher Leute, die sich bloss auf Indices, Inventare, Register und ihre Perlen (so nennt man sie wegen ihrer grossen Nützlichkeit) stützen und deshalb keine ordentliche und methodische Ganzschriftlektüre der Autoren vornehmen, tut ihrer Preiswürdigkeit keinen Abtrag, weil ja auf keinem Gebiet die Exzellenz und Nützlichkeit bestimmter Dinge durch den Missbrauch, den unerfahrene und nichtsnutzige Menschen damit treiben, vermindert oder kritikwürdig werden.
Die Methode, mit sich in kürzester Zeit sehr gut geordnete Indices erstellen lassen, ist folgende. Als erstes schreibt man alle Begriffe, die man in den Index aufnehmen will, ohne besondere Reihenfolge auf ein Blatt Papier, wie sie einem in den Sinn kommen, aber nur auf eine Seite, damit die andere frei bleibt. Mit jeder einzelnen Sache bzw. jeder einzelnen Sentenz soll eine neue Zeile beginnen. Wenn aber der Begriff, dessen ersten Buchstaben oder dessen Bedeutung oder dessen Thema du bei deiner Anordnung berücksichtigen willst, sich am Anfang der Sentenz befindet (wenn es sich um mehrere Wörter handelt, bei Einzelworten ist das unnötig), dann ist das gut; anderenfalls bezeichne man ihn beim Abschreiben meinem Grossbuchstaben oder irgendeinem anderen Zeichen (etwa durch Unterstreichung oder auf andere Weise), damit nicht später beim Ordnen Verwirrung entsteht. Am Ende wirst du deine gesamte Abschrift mit einer Schere auseinanderschneiden und die Schnipsel so ordnen, wie du willst, zuerst in grösseren Partien, dann wirst du sie noch einmal und noch einmal teilen, oder sooft es eben nötig ist. Manche ordnen ihr Material erst, wenn die alles zerschnitten haben; andere schaffen schon während des Zerschneidens eine provisorische Ordnung und verteilen dabei die einzelnen Zettel, die sie mach dem Ende jedes einzelnen Schneidevorgangs mit der Spitze ihrer Schere erfassen, über die einzelnen Abschnitte ihres Tisches oder in kleine Gefässe, die sie auf ihrem Tisch aufgestellt haben. Wenn es sich um sehr viele Zettel handelt, möchte ich zum oftmaligen Unterteilen raten; so wird nämlich alles leichter und mit weniger Verwirrung vonstattengehen und man wird die Zettel nicht so oft anderswohin legen müssen, damit sie einander um der richtigen Reihenfolge willen Platz machen, wie das geschieht, wenn man schon beim ersten oder zweiten Zerteilen ängstlich bestrebt ist, alles in eine richtige und mit letzter Sorgfältigkeit erstellte Reihenfolge zu bringen. Sobald du aber die erste weitere Unterteilung des ersten Teils angehen willst, lege zunächst alle anderen Teile getrennt in irgendwelche Gefässe oder zwischen Bücherseiten; und so nimm die weitere Unterteilung des ersten Teils vor und bringe ihn dadurch in die von dir gewünschte Reihenfolge; wenn du ihn geordnet hast, schreibe ihn sofort ab, (wenn das nötig ist) oder, wenn deine erste Abschrift schon gut genug war (was besser wäre) klebe ihn nur zusammen mit einem aus Mehl gewonnenen Klebstoff; wenn du auf die Zugabe von Holzkleber oder Kunstkleber verzichtest, wirst du das Geklebte besser verschieben oder entfernen können, indem du es mit Wasser anfeuchtest, sobald ein Fehler vorgefallen ist oder du daran denkst, etwas zu einem neuen Zweck in eine neue Reihenfolge zu bringen; deshalb wollen manche lieber nur eine Seite eines Papiers bekleben, damit sie sie nach Belieben aufs Neue zerschneiden können.
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Ich kann mit Gewissheit bezeugen, dass etliche gelehrte Leute kenne, die diese bequeme Art des Zerteilens bei fast allen ihren Studien zur Anwendung bringen und – ganz gleich, ob sie etwas schreiben müssen oder eine öffentliche Vorlesung vorbereiten müssen – das Rohmaterial für ihren Vortrag sammeln und auf diese Weise ordnen; sei es, dass sie dieses Material erst letztens angesammelt haben, sei es dass sie es schon früher zusammengesucht hatten und auf unverklebten Zetteln, die sich an verschiedenen Orten befinden, für eine spätere Nutzung aufbewahren, um es, sobald das für die Behandlung irgendeines Themas nötig ist, hervorzuholen und aus der Vielzahl von Zetteln die herauszusuchen, die für ihr aktuelles Projekt am brauchbarsten erscheinen, sie mit Nadeln zu befestigen und auf eine selbstgewählte Weise gemäss der von ihnen gewollten Gliederung der einzelnen Redeteile anzuordnen und die, die ihnen brauchbar erscheinen, abzuschreiben oder nach Belieben zu verwenden und sie danach wieder an ihren Platz zu legen. Die Materialsammlung erfolgt aber teilweise durch Abschreiben, je nachdem, was einem im Verlauf einer Lektüre auffällt; teilweise, indem man die Gemeinplätze von Autoren oder andere Bücher auseinanderschneidet; um das zu bewerkstelligen, braucht man zwei Exemplare: bei dem einen von ihnen kennzeichnet man die eine Seite eines Blattes mit schwarzer oder roter Tinte, beim anderen die Gegenseite, so dass am Ende aus den beiden gleichsam wieder ein Exemplar wird. Diese Methode wird man für viele Arbeitskompendien und verschiedene Hilfsmittel für die Studien anwenden können. Aber genug darüber, das ist nicht unser Thema. Zu dieser Abschweifung hat mich sicher die bedeutende Nützlichkeit dieses Vorgehens verleitet, von dem niemand, der nicht selbst damit Erfahrung gemacht hat, leicht glauben wird, wie viel es bringt, so vorzugehen. Nicht nur spart man auf diese Weise Zeit und die leidige Schreibarbeit (füge noch hinzu, dass man sich dabei bei allen Arbeitsschritten, das heisst Abschreiben, Ordnen und Kleben durch zwei oder mehr Personen unterstützen lassen kann), sondern diese Methode ist geradezu notwendig, um Sachgegenstände und Begriffe möglichst genau zu ordnen. Aber durch praktische Anwendung lernt man eine Kunst am besten, und sie wird lehren, das von uns hier Gesagte richtig zur Anwendung zu bringen und selbst noch neue Methoden zu erfinden, die darüber hinausgehen. Wir wollen nun zu unserem Ausgangspunkt zurückkehren.
Von den umfangreichen und denkwürdigen Indices (die kleineren, von denen es schier unendlich viele gibt und die weniger nützlich sind, übergehe ich hier) beziehen sich die einen auf bestimmte Studiengebiete, wie der Index, den höchst treffliche und hochgelehrte Philosoph seligen Angedenkens Hieronymus Gemuseus vor kurzem mit grösster Sorgfalt für die lateinische Gesamtausgabe des Galen erstellt hat, die in Frobens Basler Offizin erschienen ist. Auch die Juristen besitzen viele und gewaltig grosse Perlensammlungen und die Theologen Konkordanzen und andere Indices, die ich an der passenden Stelle nicht mit Schweigen übergehen werde; hier werde ich nur wenige nennen, die mir spontan in den Sinn kommen. Es gibt nämlich fast kein Buch, das nicht eine Vielzahl von Gegenständen behandelt, sei es dass es sein Inhalt so mit sich bringt, weil unter den vielen Wissenschaften und Studiengebieten enge Verwandtschaftsbeziehungen bestehen, sei es wegen der mangelnden Sachkenntnis der Schriftsteller. Denn Aristoteles und andere bessere Gelehrte aus der Schar der antiken Philosophen mischen in ihre Ausführungen kaum etwas, was nicht mit der Wissenschaft zu tun hat, die sie ausdrücklich vermitteln, sondern halten sich äusserst strikt innerhalb der Grenzen dieser Wissenschaft; viele spätere Autoren aber, die weniger Sachkenntnis besitzen, gehen aufs Geratewohl von einem Thema zum anderen über, und daraus resultieren eine grosse Verwirrung, Zeitverlust und didaktische Schwierigkeiten, und der Nutzen der Methode geht ganz verloren. Andere Indices, die man hier vor allem zu erwähnen hatte, stehen indes in Beziehung zu den Grammatikern, Philologen und Buntschriftstellern.
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Konrad Pellikan, mein Lehrer, ein sehr sorgfältiger Mann, der sich um die guten Wissenschaften, besonders um die Theologie, sehr verdient gemacht hat, hat in Bassel Indices für Tertullian, Hilarius und die Historia Ecclesiastica Tripartita erstellt, ferner für die die Gesamtausgabe des Hieronymus, und einen dreifachen Index für die Naturgeschichte des Plinius. Und bei uns hat er Indices zum Alten und zum Neuen Testament erstellt, wobei er mehr auf den Inhalt als auch die Wörter geachtet hat; auch für andere Bücher hat er Indices erstellt.
Florent Bourgoin, ein Pariser Franziskaner, hat einen trefflichen Index zu allen Sentenzen des Augustinus geschaffen. Der Ausgabe der Werke Augustins aus dem Hause Froben ist, wie den meisten Büchern aus dieser Offizin, ein sehr umfangreicher Index angefügt; mir kommt in diesem Moment auch der Index in den Sinn, den dieselbe Offizin für die Kommentare des Antonio Musa Brasavola zu den Aphorismen des Hippokrates veröffentlicht hat, ebenso zur Pflanzengeschichte des Jean Ruel.
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Nun möchte ich die Methode zur Indexerstellung bei öffentlichen und privaten Bibliotheken (auch grossen) demonstrieren, wobei ich dem Beispiel des Herrn Konrad Pellikan folge, meines Lehrers, der dieselbe Methode bei der Ordnung der öffentlichen Bibliothek von Zürich angewandt hat.
Zuerst soll man die Bücher, die man in einer Bibliothek vorfindet, irgendwie nach ihrer Grösse über die Bücherschränke, Tische oder Pulte verteilen und auf jedem von ihnen mit Tinte eine Nummer eintragen. Und weil ein Beispiel einen Sachverhalt erhellt, werden wir einige wenige Bücher als Beispiele heranziehen und daran alles einleuchtender erklären; das System ist nämlich das gleiche, egal ob es wenige oder viele sind. Man stelle sich also vor, man finde in einer Bibliothek Bücher, von denen manche ein grösseres Format haben; auf ihnen tragen wir aus didaktischen Gründen den Buchstaben M ein (wir wollen nämlich so tun, dass sie sowohl ihrer Grösse als auch ihren Namen nach derart beschaffen sind); andere sind kleiner, diese bezeichne man mit dem Buchstaben P. Nachdem man sie ihrer Grösse nach geordnet hat, schreibe man dazu eine erste Ordnungszahl; das sieht dann so aus:
Catullus, M. I.
Tibullus, M. II.
Beda, M. III.
Aulus, M. IIII.
Iulius, M. V.
Pollux, M. VI.
Cato, P. VII.
Galenus, P. VIII.
Hippocrates, P. IX.
Dionysius, P. X.
Musa, P. XI.
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