Glarean grüsst den Herrn Aegidius Tschudi, Landvogt von Baden.
Traduction (Allemand)
Traduction: Clemens Schlip (französischer Originaltext der Anmerkungen von Émilien Genoud)
Ich gratuliere Dir sehr, mein liebster Aegidius, dass es Dir wieder gelungen ist, eine Gattin nach bestem Wissen und Gewissen zu haben, und das nicht ohne Grund, denn wir sehen tagtäglich, dass viele unbesonnen in ihre zweite Ehe geraten. Ich kann mich freilich über unseren Herrgott nicht beklagen, der mir eine gute Frau gegeben hatte und mir, nachdem er diese zu sich genommen hatte, wieder eine gegeben hat, derer es mich nicht reuen muss. Ich habe sie vor einem Monat als Erbin meines Besitzes eingesetzt, aber derart, dass zum Ausdruck gebracht wird, was ich meinen Bekannten und Freunden schulde. Die ganze Universität hat sich der Angelegenheit mit eifriger Sorge angenommen. Jakob [Loriti] wird einen grösseren Teil erhalten. In der Zwischenzeit kann ich noch nach meinem Belieben Änderungen vornehmen, was mit der Gunst Christi geschehen wird.
Was Du über unsere transalpinen Vogteien und den Mailänder Statthalter schreibst, das geschieht meiner Meinung nach aus Furcht vor der Pest. Denn die beiden jungen Leute, die ich nach Rom geschickt hatte, berichten mir von der Furcht dieser Leute, nicht nur in Mailand, sondern auch in Bellinzona, von ihrer Unmenschlichkeit und ihrem Hochmut – wenn nicht vielleicht die Pest ein Vorwand für einen allmählich aufflammenden Krieg sein sollte.
Maximilian ist in Augsburg beim Kaiser. Manche wollen, dass eine weitere Hochzeit zwischen Cousin und Cousine stattfindet, was niemandem gefällt, wie ich höre. Aber es ist so, wie Du schreibst, die Fürsten betreiben ihr Geschäft.
Der römische Pontifex kreiert, wie ich höre, Löcher ohne Boden als Kardinäle; der Handel mit Benefizien hört nicht auf. In der Zwischenzeit gibt es so wenige von denen, die die Herde Christi weiden müssen, dass alle den Wölfen zur Beute fallen. Mein Alter fällt mir umso leichter, als ich sehe, dass ich in nicht allzu langer Zeit diese turbulente Welt zu verlassen haben werde, wenn mein Schöpfer beschliessen wird, mich von dem Wachposten dieses Lebens abzuberufen. Das zum Untergang bestimmte Deutschland verfällt in einen evidenten und höchstgefährlichen häretischen Wahn, und nichts wird diesen Wahn auslöschen, ausser der Türke oder irgendeine andere Pest. Ich glaube, dass der letzte Tag dieser Welt nicht mehr weit entfernt ist, so sehr wird alles immer schlimmer. Aber genug der Klagen.
Ich trauere um mein Vaterland, aber da seinen Zustand nur Gott alleine ändern kann, müssen wir ihn ertragen. Der hochwürdige Fürst und Herr Abt des Klosters Maris Stella behandelt mich sehr ehrenvoll, und ich danke ihm mit einem Brief dafür. Wenn es Dir nicht beschwerlich fällt, bitte ich Dich, auch in meinem Namen ein Dankeswort zu sagen. Ich verschicke die Bücher nicht, um Geschenke zu erhalten, sondern ich möchte, dass dieses Werk in den Klöstern aufbewahrt wird, für den Fall, dass Gott eines Tages in den Klöstern ein literarisches und wissenschaftliches Trachten erwecken sollte, wie es ja einst im Kloster St. Gallen existierte, wo es viele adelige und gelehrte Männer gab, und die Musik dann wieder den ihr gebührenden Platz erhalten sollte. Nun ist mit dem Reichtum einhergehend auch die Religion erloschen, wie der heilige Bernhard ebenso heilig wie gelehrt zu sagen pflegte: «Die Religion hat den Reichtum geboren, und die Tochter hat die Mutter verschlungen.»
Aber ich höre damit auf, Die lästig zu fallen. Grüsse vielmehr in meinem Namen und auch in dem meiner Gattin Deine Gattin, Herkules und Deine ganze Familie. Gegeben zu Freiburg am 26. Dezember 1550.