Die Scholien und Anmerkungen des Zürcher Arztes Conrad Gessner zum Buch des Aristoteles «Über die Weissagung im Schlaf». Eine kurze Vorrede zu dem Buch «Über die Weissagung im Schlaf».

Traduction (Allemand)

Traduction: Clemens Schlip (französischer Originaltext der Anmerkungen von Kevin Bovier)


Ein Christ soll zwar auch bei anderen Gelegenheiten immer an den Tod denken, aber vorzüglich dann, wenn die Natur den Schlaf in Gang setzt; dieser Zustand ist gleichsam ein Abbild des, eine Meditation über und ein Mysterium des Todes, wie wir gesagt haben. Und weil im Schlaf sich verschiedene Träume ereignen, die einen schlecht und verstörend, die anderen gut und angenehm, wieder andere, die neutral sind. Die guten haben ihre Ursache entweder im Körper und resultieren aus dessen gesunden und wohltemperierten Zustand, oder sie haben ihre Ursache im Geist, dann werden sie von Gott geschickt. Gleicherweise sind die schlechten schlecht entweder aus einer körperlichen Ursache heraus und teilweise sind sie Anzeichen für eine schlechte körperliche Konstitution, teilweise sind sie deren Folgen, oder sie sind es aus einer geistigen Ursache heraus und resultieren aus unseren schlechten Begierden oder werden uns von Dämonen eingeflösst, die nicht einmal im Schlaf aufhören, dem Heil der Menschen nachzustellen. Neutral sind die Träume, in denen alltägliche Handlungen wiederholt werden.

Weil sich dies so verhält, muss man, damit wir sowohl angenehm schlafen als auch entweder nichts oder nur angenehm träumen, nicht nur auf seine Gesundheit und seine Nahrung achten und Annehmlichkeiten, Völlegefühl, Rausch und Müssiggang vermeiden, damit wir aufgrund unseres körperlichen Zustands nur gute Träume sehen. Sondern um eines guten geistigen Zustandes willen muss man auch dem Herrgott Gebete darbringen, damit er uns auch im Schlaf schützt und wir nicht von irgendwelchen schlimmen Begierden besudelt oder den Versuchungen des Satans unterworfen werden. Denn wenn der Schlaf einen im Gebet oder einer frommen Betrachtung überkommt, kann man hoffen, dass auch die Träume (wenn denn welche folgen) gut und angenehm sein werden. In einen Geist nämlich, der über nichts Gutes nachsinnt und allzu selbstsicher ist, dringt und marschiert der Satan gerne ein. Ebenso werden wir, wenn der Körper nicht mit Nahrungsmitteln vollgestopft wird, wenn wir Fettes, wenn wir mannigfaltige und üppige Speise vermeiden, nicht nur in den Genuss körperlicher Gesundheit kommen, sondern auch in den des Schlafes und angenehmerer Träume, und wir werden dann sowohl im Wachen wie auch im Schlaf über einen von fleischlichen Begierden freieren Geist verfügen.