Gedicht an Johann Hartung
Heinrich Glarean
Einführung: David Amherdt (traduction allemande: Clemens Schlip). Version: 10.02.2023.
Kopie: Bayerische Staatsbibliothek, Clm 28325, fol. 65vo.
Ausgabe: J. Hartung, Decuria locorum quorundam memorabilium, ex optimis quibusque authoribus cum Graecis tum Latinis excerptorum, Basel, Oporin, 1559, 6.
Metrum: Distichen, die sich aus einem daktylischen Hexameter und einem jambischen Senar zusammensetzen.
Johann Hartung (1505-1579) war seit 1537 Griechischprofessor in Heidelberg, dann, von 1546 bis zu seinem Tod, Professor in Freiburg im Breisgau, vor allem für Griechisch und Hebräisch, schliesslich, ab 1552, ausschliesslich für Griechisch. Als Glarean in den Ruhestand ging (1560), besetzte er auch den Lehrstuhl für Poesie. Unter seinen zahlreichen Werken befindet sich die Decuria locorum quorundam memorabilium ex optimis quibudque authoribus cum Graecis tum Latinis excerptorum, eine Sammlung kritischer und exegetischer Anmerkungen über Stellen aus griechischen und lateinischen Schriftstellern, der das hier präsentierte Gedicht Glareans vorangestellt ist.
Er ist ausserdem nicht zuletzt ein Übersetzer der Argonautika des Apollonios von Rhodos (Basel, Oporin, 1550) und kurzer Kommentare zu verschiedenen Autoren (z. B. zu Horaz, in der Basler Ausgabe seiner Opera, Petri, 1555; zu Ovid, in der Basler Ausgabe seiner Opera, Petri 1568). In der Handschrift Clm 28325, fol. 69vo findet sich ein zweites an Hartung adressiertes Gedicht Glareans, mit dem ihm Glarean sein 1547 veröffentlichtes Dodekachordon zuschickte.
In diesem Gedicht, das mit einem griechischen Homerzitat beginnt, ermutigt Glarean Hartung, mit seiner heilsamen philologischen Arbeit weiterzumachen, die er mit der Arbeit eines Arztes vergleicht (ein in der Renaissance sehr verbreiteter Gemeinplatz).
Das Gedicht ist mit grosser Wahrscheinlichkeit nach der Ankunft Hartungs in Freiburg im Breisgau 1546 entstanden. Es folgte zeitlich vielleicht auf die Veröffentlichung der Decuria locorum 1559.