Des Heinrich Glarean, Poeta Laureatus, Gedicht über die Schlacht der Schweizer Eidgenossen, die in Naefels geführt wurde gegen Leopold von Österreich, den Sohn des bei Sempach getöten Leopold I., im Jahre des Herrn 1388, am 9. April
Übersetzung (Deutsch)
1
Der kastalische Quell entspringt am Fusse des Parnassos und ist den Musen und Apoll geweiht; wer aus ihm trinkt, wird dichterisch inspiriert.
2
Die Musen lebten in Aonien (ein anderer Name für Boötien) auf dem Helikon.
3
Glarean spielt hier auf die sogenannte Urso-Legende an: Fridolin von Säckingen (†538) soll mittels einer wunderbaren Totenerweckung den reichen Urso (oder Ursus), der ihm ein grosses Stück Land (grosse Teile des heutigen Kanton Glarus) geschenkt hatte, aus dem Grabe als Zeugen vor Gericht geholt haben, als dessen Bruder die Schenkung nicht anerkennen wollte. Zu dieser Legende s. K. Kunze, Fridolins Weg in die Legendensammlungen bis zur Reformation, in: W. Berschin (Hg.), Frühe Kultur in Säckingen. Zehn Studien zu Literatur und Geschichte, Sigmaringen, Thorbecke, 1991, 77-104, v. a. 96-101.
4
Hilarius (hier: Hillarion), Bischof von Poitiers (ca. 315-367), ist u. a. auch Schutzpatron der schwächlichen Kinder.
5
Ursprünglich die römischen Schutzgottheiten der einzelnen Familien oder auch des Staates im Ganzen. Hier eine klassisch-antike Ausdrucksweise für die christlichen Schutzpatrone.
6
Rachegöttinnen (die Furien).
7
Die Gorgonen sind drei böse mythologische Kreaturen (mit Flügeln und Schlangenhaaren), deren Blick den Betrachter zu Stein erstarren lässt.
8
Der Lethe ist einer der fünf Flüsse der griechischen Unterwelt; wer aus ihm trinkt, vergisst.
9
Gyaros, eine unwirtliche Kykladeninsel in der Ägäis, die in der römischen Kaiserzeit als Verbannungsort diente.
10
Der Südostwind.
11
Vgl. besonders Verg. Aen. 7,413-474. Alecto vergisst hier freilich anzumerken, dass am Ende Aeneas und die Trojaner erfolgreich waren.
12
Vielleicht eine Anspielung auf die römischen Bürgerkriege, in denen es auch Seeschlachten gab (36 v. Chr.: Naulochos; 31 v. Chr.: Actium).
13
Die römische Provinz Noricum entsprach grob dem Grossteil des heutigen Österreichs und den angrenzenden Teilen Bayerns Sloweniens.
14
Das nördliche Alpenvorland zwischen den Flüssen Iller, Donau und Inn.
15
Pastillus ist eine von Glarean frei erfundene glarnerische Führungsgestalt; vgl. Müller (1949), 20. Man wird sagen können, dass seine Rolle in gewisser Weise der des Aeneas in Vergils Epos ähnelt.
16
Der persische Grosskönig Xerxes I. begann 480 v. Chr. einen letztlich erfolglosen Invasionsfeldzug gegen Griechenland. Laut der natürlich übertriebenen Angabe des Herodot (7,186) bestand sein Heer aus insgesamt 5.283.222 Mann.
17
Der karthagische Feldherr Hannibal überschritt 218 v. Chr. während des Zweiten Punischen Kriegs die Alpen.
18
Pella ist die Geburtsstadt Alexanders des Grossen.
19
Der persische Grosskönig Dareios III., der Alexander dem Grossem unterlag.
20
Der Geist des bei der Eroberung von Weesen gefallenen glarnerischen Kriegshelden Rudolf Loriti hatte ihn in V. 391-400 in einer Traumerscheinung vorgewarnt. Glarean (der ja eigentlich Heinrich Loriti hiess) würdigt nicht nur hier den Beitrag von Mitgliedern seiner eigenen Familie.
21
Caesar berichtet in der Tat im ersten Buch von De bello Gallico (2-29) über seine für ihn erfolgreichen Kämpfe mit den Helvetiern (58 v. Chr.); für diese endete der Krieg in einer Katastrophe.
22
Woher Glarean diese Zahlenangaben nimmt, ist unklar (vgl. die Bemerkungen von K. Müller in der Ausgabe von 1949, 174).
23
Das von Glarean hier im Lateinischen verwendete Adjektiv (obdurus) ist in der klassischen römischen Literatur nicht belegt, sondern eine spätere Neuschöpfung.
24
Pate stehen hier sicher die Szenen der antiken Epik, in denen Götter sich zugunsten der von ihnen favorisierten Kampfparteien an Jupiter bzw. Zeus wenden (z. B. Verg. Aen. 10,16-62: Venus bittet ihren Vater zugunsten der Trojaner).
25
Zur Urso-Legende vgl. die Anmerkung zu Vers 7.
26
Der Landammann.