Das Martyrium der Heiligen Felix, Regula und Exuperantius

Traduction (Allemand)

Hier haben wir den Leser darauf aufmerksam gemacht, dass es in diesem Punkt Varianten der Geschichte gibt. Die einen schreiben nämlich, dass den Heiligen heisses Blei in den Mund gegossen wurde, die anderen, dass man sie ans Rad flocht und ihnen alle Glieder zerbrach, manche, dass sie mit einem glühenden Haken zerfleischt wurden. Ich möchte eher die letztere Variante glauben, denn dass Menschen so mit Rädern gequält wurden, wie die Deutschen und die Schweizer heute die Räuber ans Rad flechten, entsprach ganz und gar nicht römischer Sitte, auch wenn der Brauch, jemanden an ein Rad zu binden und herumwirbeln zu lassen, noch bei den Franzosen fortbesteht, wobei es ungewiss ist, ob er von den Römern oder von den Barbaren eingeführt wurde.

Im Übrigen, damit ich zum Ende komme, befahl Decius schliesslich, als er sah, dass man sie weder mit Drohungen noch mit Foltern dazu zwingen konnte, den Göttern zu opfern, sie mit dem Tode zu bestrafen; er wusste nämlich, dass dies bei Feldherren so üblich war. Es gab einen Platz ungefähr in der Mitte der Limmat, wo heute in der Stadt Zürich die berühmte Kapelle errichtet worden ist, der von beiden Ufern her eingesehen werden kann; ebendort steht ein Stein, auf den der Delinquent zusammen mit einem Henker hinaufstieg. Er wird dort auch heute noch gezeigt. Nachdem man an diese Stelle gekommen war, boten die Seligen in hochherziger Gesinnung nach einem Gebet zu Gott dem Henker ihren Nacken dar, damit er ihn durchschnitte. Ferner sagt man, dass man eine Stimme vom Himmel hörte: «Kommt, Ihr Gesegneten meines Vaters und empfangt das Reich, das für euch vom Anfang der Welt an vorbereitet worden ist.»

Aber siehe ein wunderbares Ding geschah (denn das ist die grosse Kraft des besten und grössten Gottes in seinen Heiligen): Die Ermordeten stehen auf, ergreifen ihre Häupter und gehen zum anderen Ufer hinüber. Es gab einen Abhang, auf dem nun in Zürich ihr Heiligtum steht, vierzig Schritte vom Ufer entfernt; diesen steigen sie sogleich hinauf, werfen sich nieder und werden bestattet, und es waren Leute anwesend, die erzählten, das Gleiche sei in Paris mit einem gewissen Dionysios geschehen, denn auch einige Jahrhunderte konnten das ungeheure Wunder nicht aus dem Gedächtnis der Menschen tilgen. Es blieb der Glaube in den meisten, die die Wunder sahen, und nicht viel später, als die Sache der Christen begann, in einem besseren Zustand zu sein, nahm die ganze Stadt die Verehrung Christi an. Hierauf nahm Karl der Grosse die drei unter die Heiligen auf, nachdem er ihnen, wie wir zuvor gesagt haben, einen herrlichen Tempel errichtet hatte. Sie litten durch die Tyrannei an dem dritten Tag vor den Iden des September (11. September) des Jahres (wenn wir den Chroniken des Eusebius glauben) 290 nach Christi Geburt.