Epithalamion für Oswald von Eck und Anna von Pienzenau
Traduction (Allemand)
[...] | |
Da sagte Amor: «Schau, allerliebste Mutter, was für grosse Wunden | 655 |
Die winzige Biene meinen Gliedern beigebracht hat.» | |
Seine Mutter antwortete: «Ertrage diesen Schmerz mit Gleichmut; | |
Bald schon wirst du, der du auch nicht gross bist, grosse Wunden schlagen. | |
Mach dich auf und strecke den Bayern Oswald mit deinen Pfeilen nieder, | |
Der sowohl meinem als auch deinem Heerbanner die Gefolgschaft verweigert. | 660 |
Im Moment aber ist er unklug und leiht sein Ohr | |
Dem Flötenspiel der Euterpe und der Lyra der Terpsichore; | |
Und er bewundert die Freuden der unstet lebenden Menge, die man besingt. | |
Und nimmt sie sich frohgemut zum Beispiel und will sie bald nachahmen. | |
Beeile dich aber und triff mit zwei Pfeilen hintereinander, | 665 |
Bevor er die medusäischen Göttinnen aufsucht. | |
Und du, helikonischer Myste vom böotischen Berg, | |
Bringe die Hochzeitsfackeln zusammen, Hymenäus.» | |
Amor nimmt den Letztgenannten als Hilfe mit und eilt voller Wut zum Feuer, | |
Zu den flammenden Fackeln und den scharfen Geschossen. | 670 |
Mit ausgebreiteten Flügeln durcheilte er in kräftiger Bewegung den Himmel | |
Und verlangsamte seinen Schritt und stoppte in München. | |
Und während der Eck-Sohn, nachdem man die Tische entfernt hat, das aus Treue | |
Resultierende Begräbnis der Thisbe besingt, das auf ihren blutigen Tod folgt, | |
Und er den Durst anklagt, die Quelle, die wütende Löwin, | 675 |
Und starke Anzeichen offenbart, dass er diesen Schmerz teilt, | |
Siehe, der heimtückische Amor, der auf dem mit viel Mühe verfertigten Dach des Eckschen Hauses | |
Nicht weit entfernt seinen Platz eingenommen hat, | |
Nimmt aus seinem bunten Köcher zwei goldene Geschosse | |
Und mischt mit leidenschaftlicher Handbewegung die Geschosse, die er bald abschiessen will, | 680 |
Er spannt den Bogen und schiesst einen von ihnen ab | |
Und durchbohrt die Leber des Oswald mit starkem Feuer; | |
Um den anderen Pfeil in den Geist des Mädchens mit mehr Mässigung | |
Abzuschiessen, besänftigt er die Wirkung der Waffe mit einer lindernd wirkenden Fackel. | |
Sobald er die Strecke abgemessen hat und den Geist des Mädchens mit dem milde wirkenden Geschoss gestreift hat, | 685 |
Entfernt er sich als Sieger, um seine überaus grosse Freudenbotschaft zu überbringen. | |
Venus indes hatte sich in der Zwischenzeit mit einem koischen Gewand geschmückt | |
Und ihr blondes Haar mit einem assyrischen Kamm in Ordnung gebracht; | |
Während sie in den Metallspiegel hineinblickt und ihr strahlendes Gesicht betrachtet, | |
Gefällt ihr das gepflegte Aussehen, das sie dem Eifer ihrer Dienerinnen verdankt. | 690 |
Hinter sich sieht sie die Silhouette des keuchenden Cupido; | |
Er tritt ihr entgegen, und sie nimmt ihn an ihre Brust (einen gemütlichen Platz) und beginnt zu sprechen: | |
«Haben wir gesiegt? Oder wich unser Sieg dem traurigen Papierkram, | |
Und dein Bogen ist schlaff und ohne Wirkung gegen einen, der eifrig arbeitet? » | |
«Wir haben gesiegt», antwortet Amor, «und einen Triumph über den Feind errungen, | 695 |
Mit einem zweideutigen Gedicht warf er den Herrn zu Boden und zähmt ihn. | |
Aber dennoch habe ich mir keinen Ruhm mit grösserer Anstrengung | |
Erworben, nichts, womit ich mir Lob erwarb, war mühevoller | |
Als das unerfahrene Herz dieses jungfräulichen Zöglings zu unterwerfen, | |
So spät trat dieser als Soldat in meine Armee ein. | 700 |
Seinen an solches nicht gewöhnten Geist hatte das babylonische Blutbad umgestimmt, | |
Und schon schien er meiner Truppe unterlegen zu sein: | |
Da geht er weg, um das Studierzimmer zu besuchen, wo er gewöhnlich arbeitet, | |
Der Ort, wo er sich diensteifrig der Beschäftigung mit seinen Büchern widmet: | |
Fast schon hätte er, den stürmischen Wogen der Studien wiedergegeben, | 705 |
Meine Hoffnungen enttäuscht und zum Narren gehalten: | |
Wenn ich nicht rasch einen Pfeil ergriffen und abgeschossen hätte | |
Und mich derart beeilt hätte, ihm auf dem schon betretenen Wege zuvorzukommen. | |
Verwundet von der Liebe zu dem ihm geschenkten Mädchen | |
Schilt er, dass die erwünschten Tage zu langsam kommen: | 710 |
Auch das Mädchen, wenngleich ich es mit einem unschädlichen Pfeil an mich gebunden habe, | |
Gibt sich besiegt und streckt seine Hände aus. | |
Nachdem ich dies vollbracht hatte, überliess ich meinem Gefährten das Übrige | |
Und bin selbst als Bote meines Erfolgs hierhergekommen. | |
Also, Mutter, gewähre den ebenbürtigen Liebenden das Ehebett | 715 |
Und vereine ihre Herzen in einträchtiger Treue: | |
Während Hymenäus Flammen in die Flammen und Feuer ins Feuer | |
Hinzuwirft und so den brennenden Scheiterhaufen nährt.» | |
Sie ist sehr ungeduldig, drängt ihren Sohn, der noch mehr sagen will, zur Seite, | |
Sie erhebt ihre in Sternenglanz leuchtenden Glieder | 720 |
Geht hinaus und brennt danach, den für sie hergerichteten Wagen zu besteigen; | |
Doch sieht sie ihn nicht geschmückt, ja sie sieht ihn nicht einmal bereitgestellt. | |
Denn die andere Venus, die Entartete von irdischer Herkunft, | |
War als Rivalin hoch auf das himmlische Gefährt gestiegen. | |
Ihr hatte sich als verbündetes Heer eine wahnsinnige Menge angeschlossen, 725 | 725 |
Sehr viele Namen, die dieser wilden Göttin dienen, | |
Argwohn, Leichtsinn, Schande, Streit, Eifersucht | |
Sorge, Furcht, Ekel, Verschwendungssucht, Zorn, Schmerz, | |
Wütende Begierde, zügellose und entfesselte Willkür | |
Und blinde Begierde, die tobt, wenn man ihr Täuschungsmittel zur Verfügung gestellt hat. | 730 |
Und schon hetzte sie die davon erschöpften Schwäne auf dem freien Feld herum | |
Und schlug nach hinten hin einen Weg auf einem kreuz und quer verlaufenden Bergpfad ein. | |
Da kommt die heiligere Venus, stösst sie von dem höchsten Punkt | |
Des Wagens herab und schilt sie erzürnt: | |
«Schmutzige Kreatur des Orkus, ekligste Jauche auf Erden, | 735 |
Äffin, die mir, die dir nicht ähnlich ist, Schande bringt. | |
Nachher werde ich noch kommen und dir den Lohn dafür zahlen, dass du meinen Wagen | |
Bestiegen hast, nachdem ich bei der Eckschen Hochzeit als Heiratsstifterin fungiert habe. | |
Ich befehle dir und deiner obszönen Schar, | |
Eure unreinen Füsse von dieser Ehe fernzuhalten. | 740 |
Wenn du sie angreifst und die dort obwaltende wohlbekannte Scham angreifst, | |
Wirst du mir bald als Beute für den Vogel im Kaukasus dienen. | |
Wer auch immer als Verworfener draussen vor einem verschlossenen Haus liegt, | |
Von dem steht fest, dass er kein Recht über es hat. | |
Bisher sah kein Tag, dass diese Tür dir offenstand, | 745 |
Also wird auch kein Tag sehen, dass sie dir offensteht. | |
Und damit diese Aussage bestätigt sei und ewige Geltung besitze, | |
Siehe, schwöre ich dir das bei den Wassern des Styx.» | |
So spricht sie und ruft andere Zugtiere, um ihnen Zügel anzulegen, | |
Und halfterte diese Vögel und spannte sie in das bunt angemalte Gespann ein. | 750 |
Denn nachdem sich die Schwäne erschöpft in ihren Stall verfügt haben, | |
Werden Tauben in der Funktion von Pferden an ihre Stelle gesetzt. | |
Mit einem hohen Sprung besteigt Venus also den herangefahrenen Wagen, | |
Und er nimmt das Gewicht der Göttin auf der Ausfahrt auf sich, wie es sich gehört. | |
Die Wagenachse ist aus Myrtenholz, die Deichsel riecht nach Balsamholz | 755 |
Und die leichten Räder aus Buchsbaum haben eine blasse Farbe und stehen ordentlich da: | |
Die glänzende Radschiene glüht in ihrer goldenen Krümmung, | |
In die Speichen steigt das den Gespannen freundliche Lärchenholz empor: | |
Auf ihnen ist mit zwei Streifen je ein goldenes und ein | |
Silbernes Äderchen eingeprägt, die sich winden. | 760 |
Diese Einzelheiten erleuchten von unten her verstreut angebrachte Edelsteine | |
Und sie empfangen eine grosse Zierde und bringen sie hervor. | |
Androdamas, Medea, Chrysopras, Iris, Jaspis, | |
Zahlperle, Saphir, Sagda, Smaragd und Onyx. | |
So macht sie sich auf, so vereint sie mit sich bei ihrem Aufbruch mit den ihr verbündeten Dienerinnen, | 765 |
Sie, Cypris, die auf dem Weg, den sie sich vorgenommen hat, Begleitung haben muss. | |
Denn die einen eilen, ihre Herrin von rechts, die anderen, sie von links | |
Zu Flankieren, nachdem sie ihr die Ehre erwiesen haben. | |
Die willkommene Hagneia, duftend in ihrem sittigen Schmuck, | |
Sophrosyne, deren Wangen rot gefärbt sind. | 770 |
Und die ernsthafte Karteria, die den instabilen Geist bändigt | |
Und die ehrbare Pistis, die ihre Hände ineinandergelegt hat. | |
Die strahlende Homonoia glänzt in ihrer heiteren Gestalt | |
Und die gegenüber den ihr zugefügten Übeln nachsichtige und hehre Endosis. | |
Die Chariten aber, die ihren Platz im bauschigen Gewand der Venus erhalten haben, | 775 |
Binden Kränze, die zum Schmuck ihrer Haare bestimmt sind. | |
Amor lenkt die Zügel, er sitzt selbst auf der linken Taube | |
Und schwenkt mit erhobener Hand die Peitsche, mit der er eben zugeschlagen hat. | |
So viele Göttinnen transportiert die Idäerin in diesem | |
Kleinen Wagen nach München (es ist ein erstaunlicher Anblick). | 780 |
Er verliert also seine geistesaristokratische Abgeschlossenheit und öffnet sich für normale menschliche Empfindungen.