Raeteis
Traduction (Allemand)
1
In den ersten zwölf Versen zeigen sich starke Anklänge an das Proömium der Punica des Silius Italicus. In diesem Zusammenhang ist nicht uninteressant, dass Lemnius in seinem Gedicht Ad doctissimum virum Ioannem Oporinum, dominum et amicum suum charissimum, de laude chalcographiae, Lemni elegia (eine an den Basler Verleger Oporinus gerichtete Lobpreisung der Druckkunst in Form einer Elegie; Simon Lemnius, Bucolica. Fünf Eklogen, hg., übs. und kommentiert von L. Mundt, Tübingen, Niemeyer, 1996, 156-159) in V. 63 ff. den Silius Italicus lobpreist und auf eine Ebene mit Cicero und Vergil stellt. Hieraus spricht eine literarische Wertschätzung, die Silius schon ab Mitte des 16. Jahrhunderts bis in die Gegenwart nicht mehr erhalten sollte. Lemnius verdient somit einen Platz in der Rezeptionsgeschichte des Silius.
2
Gottesbund, Grauer Bund und Zehngerichtenbund.
3
Juno spricht hier von den Kämpfern zwischen Aeneas und Turnus in der zweiten Hälfte der Aeneis (und zuletzt von ihrem finalen Zweikampf am Ende des zwölften Buches der Aeneis).
4
Ascanius, der Sohn des Aeneas.
5
Romulus, der Stadtgründer Roms.
6
Tarchon, ein etruskischer Städtegründer. In Vergils Aeneis unterstützt er mit seinen Etruskern den Aeneas im Kampf gegen Turnus (8, 506, 603; 10, 153, 290; 11, 727, 746).
7
Gemeint ist die Zeit des legendären römischen Königs Tarquinius Priscus; vgl. zu den geschilderten Vorgängen Liv. 5,34-35.
8
Zu dieser Aitiologie des Rätervolkes vgl. unsere Einleitung inkl. Anm. 16 ebd.
9
Die von Planta sind ein altes, seit dem 12. Jh. belegtes Adelsgeschlecht aus dem Oberengadin; zu dieser Familie siehe P. C. v. Planta, «Planta, von», Historisches Lexikon der Schweiz, Onlineversion vom 03.11.2011, https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/020149/2011-11-03/. Der hier genannte antike Pompejus Planta ist allerdings eine poetische Fiktion.
10
Das Passtal Bergell (dessen Name von lateinisch Praegallia – «Vorgallien» – abgeleitet ist).
11
Ein Nebenfluss des Rheins in Graubünden.
12
Nero Claudius Drusus (38-9 v. Chr.), römischer Militär und Stiefsohn des Augustus, unterwarf gemeinsam mit seinem Bruder Tiberius Claudius Nero, dem späteren Kaiser Tiberius (42 v. Chr.-37 n. Chr.), im Sommer 15 v. Chr. die Völker der Zentralalpen und des nördlichen Voralpengebiets.
13
Legionsadler.
14
Ganymed war ein Sohn des trojanischen Königs Tros. Zeus verliebte sich in den Knaben und entführte ihn in Gestalt eines Adlers. Im Olymp machte er ihn dann zum Mundschenk der Götter, in welchem Amte er Hebe (die Göttin der Jugend), eine gemeinsame Tochter des Zeus und der Hera, ablöste; Hera war davon nicht begeistert.
15
Allgemein zu Leben und Wirken des Vogts Benedikt Fontana sowie seiner hervorstechenden Rolle im Schwäbischen Krieg s. M. Bundi, «Fontana, Benedikt», Historisches Lexikon der Schweiz, Version vom 28.10.2005. Onlineversion, https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/016828/2005-10-28/, konsultiert am 27.01.2021.
16
Dietrich Freuler, ein anderer bündnerischer Führer in der Calvenschlacht.
17
Einer der mythischen sieben Helden, die im Interesse des von seinem Bruder Eteokles, dem Regenten Thebens, um seine eigenen Herrschaftsansprüche betrogenen Polyneikes (dem der zwischen den beiden Brüdern und Ödipussöhnen vereinbarte jährlich rotierende Machtwechsel verweigert wird), gemeinsam gegen Theben zogen; Polyneikes ist in dieser Zahl eingerechnet. Kapaneus prahlte damit, er werde die Mauern Thebens auch gegen den Willen des Zeus überwinden. Als er sie tatsächlich zu erklettern versuchte, tötete ihn der Göttervater zur Strafe durch einen Blitzstrahl.
18
Natürlich befinden sich Kugel und Pulver in ein und demselben Geschütz. Eine solche amplifizierende Ausdrucksweise ist typisch für Lemnius.
19
Der Chronist Ulrich Campell überliefert die letzten Worte Fontanas auf Engadinerromanisch: «Hei fraischgiamaing meis matts: cun mai ais par un huom da far; quai brichia guardad: u chia hoaz Grischuns e Ligias, u maa non plü!». S. U. Campbell, Historia Raetica, Bd. 1, hg. von P. Plattner, Basel, F. Schneider, 1887, 674. Deutsche Übersetzung (von U. Campbell, Zwei Bücher rätischer Geschichte, Bd. 2, Geschichte. Deutsch von C. von Mohr, Chur, Hitz, 1851, 188): «Frisch! Kameraden, ich bin nur ein einzelner Mann, auf den seht nicht; heute noch Rätier und Bünde oder nachher nimmermehr» (Hervorhebung C. S.). S. dazu auch die historisch-kritische Betrachtung von Willi (1971), 79-85, der die geschichtliche Realität dieser Worte bezweifelt und darin die Übernahme beliebter Chronikmotive sieht.
20
Rudolf I. (1218-1295), Graf von Habsburg und römisch-deutscher König (1273-1291). Zu ihm s. etwa M. Kaufhold, «Rudolf I.», Neue Deutsche Biographie 22 (2005), 167-169, Onlineversion, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11860371X.html#ndbcontent. Als das Geschlecht der Grafen von Kyburg (mit Stammsitz im heutigen Kanton Zürich) ohne männliche Nachkommen erlosch, setzte der mütterlicherseits mit den Kyburgern verwandte Rudolf gegen das Haus von Savoyen seine Erbansprüche durch und eignete sich 1263 (nach dem Tode Hartmann V.) erst den Westteil und nach dem Tode Hartmann IV. (1264) bis 1273 gegen den Widerstand des Hauses Savoyen auch den Rest der kyburgischen Herrschaft an. Dieser reichte von der Ostschweiz bis in die heutigen Kantone Aargau, Bern und Freiburg. Zu diesen Zusammenhängen s. M. Leonhard, «1. Die Familie von Kyburg», in: M. Leonard/F. Hälg-Steffen, «Kyburg, von», Historisches Lexikon der Schweiz, Onlineversion vom 06.11.2008, https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/019520/2008-11-06/.
21
Als ein Knecht des Vogtes auf Landenberg die Ochsen der Familie Melchtal in Obwalden beschlagnahmen wollte, leistete der junge Arnold gewaltsam Widerstand. Zur Strafe wurden seinem Vater zur Strafe die Augen ausgestochen. Die Figur ist eine Legende und ihr Vorname steht erst seit dem Urner Tellenspiel von 1513 fest. S. dazu N. v. Flüe, «Melchtal, Arnold von», Historisches Lexikon der Schweiz, Onlineversion vom 03.11.2009, https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/047569/2009-11-03/.
22
Der Vogt zu Rossberg, Wolfenschiessen, versuchte sich an der Frau des Bauern Baumgarten in Nidwalden in dessen Haus zu vergehen, nachdem er sie gezwungen hatte, ihm ein Bad einzulassen. Baumgarten erschlug ihn dafür, wie oben beschrieben. S. zu dieser legendären Gestalt etwa A. Näf, «Der ‘Nidwaldner Tell’ Konrad von Altzellen. Die Entwicklung einer Figur der Befreiungssage», Der Geschichtsfreund 171 (2018), 114-146.
23
Die Tell-Sage wird noch in anderen Texten auf diesem Portal thematisiert: in Gwalthers Gedicht über die Libertas Tugurina, in seinem Jugendwerk De Helvetiae origine, in einer Glosse des Oswald Myconius zu Glareans Helvetiae descriptio und in einer Elegie des Johannes Fabricius Montanus. Zur Tell-Geschichte im Allgemeinen verweisen wir hier nur auf J.-D. Morerod/A. Näf (Hgg.), Guillaume Tell et la libération des Suisses, Lausanne, Société d’Histoire de la Suisse romande, 2010 sowie auf F. de Capitani, «Tell, Wilhelm», Historisches Lexikon der Schweiz, Onlineversion vom 17.12.2013, https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/017475/2013-12-17/.
24
Gemeint ist der bei Mantua geborene Vergil.
25
Gemeint ist die dem Apoll und den Musen geweihte und zur Dichtkunst anregende Quelle Hippokrene, die durch einen Huftritt des geflügelten Pferdes Pegasus entstand, welches seinerseits ein Kind des Gottes Poseidon und der Gorgo Medusa war.