Leben und Charakter

Traduction (Allemand)

Traduction: Clemens Schlip (französischer Originaltext der Anmerkungen von Kevin Bovier)


Nachdem ich seine Studien dargestellt habe, komme ich nun zu seinem Leben und seinem sittlichen Charakter, und weil die fromme Anhänglichkeit an Gott und das Bemühen um die wahre Religion im Leben eines Menschen die erste Stelle einnehmen, werde ich damit anfangen und seine religiöse Gesinnung vorstellen. […] Obwohl er nämlich von Beruf Arzt war, glaubte er – und das mit Recht –, dass nichtsdestoweniger auch die Erkenntnis der wahren Religion eine Angelegenheit sei, die ihn angehe und überhaupt alle Menschen, die den allen gemeinsamen Namen eines Christen schützen wollen. Er setzte auch fest, von den Früchten seiner Studien sei die die vorzüglichste, welche zum Nutzen der Kirche beitrage. Und deshalb verwendete er in seiner «Tiergeschichte» viel Mühe darauf, hebräische Namen zu übersetzen, und er hat nahezu alle Stellen der Schrift, an denen Tiere erwähnt werden, genau übersetzt, um, von seinem Beruf ausgehend, denen, die die Heilige Schrift studieren, eine Bequemlichkeit zu verschaffen.

Sein Leben und seine Sitten aber entsprachen seinem Bekenntnis zur wahren Religion. Er verfügte nämlich im höchsten Grade über Menschlichkeit, Einfachheit, Integrität; keine Prahlerei, kein Luxus, nicht einmal eine Spur von Begierde trat bei ihm auf. Auf Scham und Zurückhaltung achtete er so sehr, dass es ihm nicht nur unerträglich war, etwas Obszönes selbst zu sagen oder es von anderen anzuhören, sondern auch, es nur zu lesen; das bezeugt in ausreichendem Masse der von ihm kastrierte Martial. So sehr aber sorgte er sich um die guten Sitten, dass er oft mit den ernsthaftesten Theologen beriet, auf welche Weise man endlich die zusammengebrochene Kirchendisziplin wiederherstellen könne. Es schmerzte nämlich ihn wie alle guten Menschen, dass man nach der Reinigung der religiösen Lehre von so vielen Irrtümern bei der Reformation der Sitten und der Lebenshaltung nur so langsame Fortschritte machte.