Stockhornias
Traduction (Allemand)
Traduction: Clemens Schlip (französischer Originaltext der Anmerkungen von Kevin Bovier)
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Simon Lütold, seit 1535 Pastor in Erlenbach und damit Amtsnachfolger des Peter Kunz (der einen Ruf an das Berner Münster erhalten hatte). Die Exkursion scheint beim Pfarrhaus von Erlenbach begonnen zu haben (Bratschi (1992), 25).
2
Vermutlich eine Art Alpenstock.
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Wie Bratschi (1992), 26 bemerkt, bereitet Rhellicanus hier vielleicht seine Kriegskritik in V. 61 vor.
4
Im Lateinischen wird Merkur hier nach seinem Geburtsort, dem Berg Kyllene auf der Peloponnes, Cyllenius genannt.
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Laut Bratschi (1992), 26, handelt es sich um den Hinterstockensee.
6
Der griechische Fluss Alphaios verliebte sich in die Nymphe Arethusa, unterquerte das Mittelmeer und kam in Sizilien wieder als Fuss hervor; er vermischte sein Wasser dort mit dem der Geliebten, die in eine Quelle verwandelt worden war. S. Ov. met. 5,409-501.
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rivus = Bach; alnus = Erle. Es handelt sich um Erlenbach im Simmental (Kanton Bern).
8
Von Horaz in einer seiner Oden gefeierte Quelle (carm. 3,13). Die Schreibweise Blandusiae, die unser Text verwendet, stammt aus Horazeditionen des 16. Jh.; s. dazu Ludwig (1983), 221 (kritischer Apparat).
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Eine umschreibende Formulierung für Brot: Ceres ist die römische Göttin der Landwirtschaft.
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Es handelt sich um Weine aus dem Waadtländer Anbaugebiet Lavaux am nordöstlichen Ufer des Genfersees, wie auch Bratschi zu dieser Stelle bemerkt.
11
Peter Kunz (ca. 1480-1544) stammte aus Eschlen nahe Erlenbach. Er war Augustinerchorherr im Konvent von Interlaken, später Pfarrer in Erlenbach (1517). Er nahm mit Berchtold Haller an der Badener Disputation teil (1526). Er bemühte sich um die Ausbreitung der Reformation im Simmental (1527-1529). Als Pfarrer am Berner Münster (1535) übte er grossen Einfluss auf die Kirchenpolitik des Ortes aus und bemühte sich um Verständigung mit den süddeutschen und schweizerischen Lutheranern. Auch an der Gründung der protestantischen Kirche der Waadt hatte er einen bedeutenden Anteil. (R. Dellsperger, «Kunz, Peter», Historisches Lexikon der Schweiz, Onlineversion vom 18.11.2013, https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/010715/2013-11-18/).
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H. Teppner und E. Klein haben diese Blume als eine Nigritella identifiziert und diese Art Nigritella rhellicani genannt (heute: Gymnadenia rhellicani, früher ein Teil der Nigritella nigra) und sich dabei auf diese Passage bezogen, die im Übrigen das erste Zeugnis für die Existenz dieser Orchideenart ist, die heute der Gattung Gymnadenia zugerechnet wird («Nigritella rhellicani spec. nova und N. nigra (L.) Rchb. f. s. str. (Orchidaceae – Orchideae)», Phyton 31-1 (1990), 8); wir danken Aloïs Tschanz für seine Hinweise zu diesem Thema. Auf Deutsch heisst diese Blume Gewöhnliches Kohlröschen.
13
Das heisst in westlicher Blickrichtung. Dieser Vers spielt auf die antike Vorstellung des Sonnenwagens des Phoebus Apollo an.
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Rhellicanus kritisiert hier die Kriege seiner Epoche, besonders die Religionskriege innerhalb der Eidgenossenschaft, und vermutlich auch das Söldnerwesen (Bratschi (1992), 27).
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Es ist schwierig festzustellen, was Rhellicanus hier mit dem Ausdruck tenues placentas meinte: kleine Kuchen, Krapfen, Kekse oder auch Pfannkuchen? Der Vergleich mit dem attischen Nachtisch (V. 65) legt nahe, dass es sich in jedem Fall um ein süsses Gericht handelte. Zum Wort placenta und seiner Bedeutung s. etwa P. Dasypodius, Dictionarium Latinogermanicum, Strassburg, Rihel, 1536, fol. 179v: Placenta, Ein kuch oder brotzelt / mit honig und keß gemischet / Ein lebkuch.
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Diese Attica bellaria sind die Übersetzung einer Passage aus dem Staat des Platon (3,404d), wo es um Gerichte geht, die Athleten vermeiden müssen, darunter diese attischen Süssigkeiten oder Desserts. Den lateinischen Terminus findet man in den Adagia des Erasmus (Erasm. adag. «Attica bellaria» (ASD 2.3, Nr. 1300, 316-317); er stammt vermutlich aus der Platonübersetzung des Marsilio Ficino (verfügbar z. B. in folgender Ausgabe: Omnia divini Platonis opera tralatione Marsilii Ficini, emendatione et ad Graecum codicem collatione Simonis Grynaei, nunc recens summa diligentia repurgata, Basel, Froben, 1532, 567: Quinetiam Attica bellaria condimentaque, quae iocunda plurimis et delicata videntur).
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Der Dichter verwendet hier im Original das von ihm selbst geprägte Wort Premnoceros, eine Übersetzung von Stockhorn ins Griechische.
18
Dieser Vogel, den Rhellicanus in einer Randanmerkung als Steinhünli bezeichnet (s. den apparatus marginalium), ist vermutlich ein Alpenschneehuhn. Vgl. Gessner, Historiae animalium liber III, qui est de avium natura, Zürich, Froschauer, 1555, 460, Z. 41-43: Lagopodem alpium nostrarum incolae nominant gallinam saxorum vel nivium, Steinhün, Schneehün, Schrathün («Unsere Alpenbewohner nennen lagopes das Stein- oder Schneehuhn, Steinhün, Schneehün, Schrathün»); 554-556 (mit Stich), besonders 556, Z. 6-9: Avis quam ego pro lagopode pinxi a nostris et montium incolis Germanice nominatur ein Schneehün, Schneevogel, ein wyss Raebhün, ein wild wyss hün, Steinhün, circa Lucernam Schrathün, quae vocabula vel a colore candido facta sunt, vel a locis ubi degunt, nivibus scilicet et scopulis circa montium vertices («Der Vogel, den ich hier als lagopes abgebildet habe, wird von unseren Leuten und den Alpenbewohnern auf Deutsch ein Schneehuhn, Schneevogel, ein weiss Rebhuhn, ein wild weiss Huhn, Steinhuhn genannt, nahe Luzern Schrathuhn; diese Bezeichnungen ergeben sich entweder aus der weissen Farbe des Vogels oder aus seinem Lebensraum, das heisst den Schnee- und Felsengefilden um die Berggipfel herum»).
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Bratschi (1992), 28 präsentiert drei Hypothesen zur möglichen Lage des Mutrinenafter: entweder nahe der Walalp, die einer Familie namens Mutter gehörte; oder an einem Abhang namens Muternewang, benannt nach der Pflanze Ligusticum mutellina und östlich des Stockhorns beim sogenannten Steinig Nacki gelegen; oder in der Muri genannten Ebene von Vorderstocken.
20
Der Begriff strepsiceros, den Rhellicanus benutzt, ist Plinius d. Ä. entliehen (naturalis historia 8,214; 11,124) und bezeichnet bei dem römischen Naturforscher eine Antilopenart in Afrika. In der Ausgabe von 1555 gibt eine Randanmerkung an (s. den apparatus marginalium), dass dieses lateinische Wort hier für die rupicapra verwendet wird, d. h. die Gämse.
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Griechischer Beiname (eine Kombination aus τέλος, dem Ziel, und ὄρος, dem Gebirge) des Johannes Endsberg, Gymnasiarch der Unteren Schule von Bern.
22
König von Pylos und einer der Helden des Trojanischen Krieges, bekannt für seine Beredsamkeit und Weisheit (s. Homer, Ilias 1,247-252).
23
König von Lydien, bekannt für seinen Reichtum.
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Dieser «Venner» Lehnherr (laut der Randanmerkung zum Text) stammte aus Wimmis und war seit 1493 Kommandant der Truppen von Niedersimmental und Abgeordneter dieser Region bei den Berner Autoritäten. Er spielte eine wichtige Rolle bei der Annahme des reformierten Bekenntnisses anlässlich der Landsgemeinde von 1527. Auf religiösem Gebiet vermittelte er zwischen Oberhasli und den Autoritäten und war Schiedsrichter bei den Disputationen im Obersimmental. S. Bratschi (1992), 29.
25
Das ist eine wörtliche Übersetzung von «Venner» (s. vorige Anm.); zu diesem Begriff s. den Eintrag «Fänner, Venner» in Schweizerisches Idiotikon, Bd. 1, 1884, 831-832.
26
Über diesen «Venner Wolff» (gemäss der Randanmerkung im lat. Text) wissen wir nichts.
27
Dieser Lobpreis der freundlichen Aufnahme im Simmental gibt Rhellicanus die Gelegenheit, im Kontrast dazu die Sitten seiner Gegenwart zu tadeln.