Gedichte über Zürich, Zug und Luzern
Übersetzung (Deutsch)
Übersetzung: Clemens Schliup (französischer Originaltext der Anmerkungen von David Amherdt)
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Molitors Beschreibung vergleicht den Saphir mit dem Zürcher Wappen, das, heraldisch gesprochen, von Silber (nicht-heraldisch gesprochen: Weiss) und Blau schrägrechtsgeteilt ist (aus Sicht des Betrachters verläuft die Teilung also von links oben nach rechts unten, da in der Heraldik vom Träger des Wappenschilds her gedacht wird).
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Meine Übersetzung setzt voraus, dass es sich um einen bereits geschnittenen (konkret: facettierten) Saphir handelt.
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Vgl. Plin. 37,131; laut dem Ausführlichen Lateinisch-Deutschen Handwörterbuch von K. E. Georges (81913, ND Darmstadt, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2010), «asteria (1)», Sp. 656, «ein Edelstein, viell. Katzenauge».
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Die Übersetzung dieser beiden Verse versteht sich noch mehr als sonst bei diesen Gedichten des Molitor als Vorschlag und Versuch, dem lateinischen Text an dieser Stelle einen Sinn abzugewinnen.
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Der Kapaunenstein, ein Stein, der sich im Kropf eines kastrierten Hahns findet; die korrekte Form ist alectoria (gemma), nicht alectorias, wie Molitor schreibt. Die ausführlichsten Informationen zu ihm haben wir in dem Historia animalium liber III von Gessner gefunden (Zürich, Froschauer, 1555), 382, der die Tradition wiedergibt: Ore gestantes reges et gladiatores invictos reddit, ac sitim tollit, mulieres viris conciliat. […] Hic oratorem verbis facit esse disertum. Constantem reddens cunctisque per omnia gratum. Hic circa veneris facit incentiva vigentes. Commodus uxori quae vult fore grata marito («Wenn sie ihn im Mund tragen, macht er Könige und Gladiatoren unbesiegbar und nimmt ihnen den Durst; und er macht, dass Frauen sich mit Männern verbinden. [...] Er bewirkt, dass der Redner wortreich und eloquent ist. Er macht einen standfest und bewirkt, dass man bei allen und in allem beliebt ist. Bezüglich der Liebesreize verleiht er Kraft. Er bewirkt im Interesse der Ehefrau, dass dem Ehemann gefallen wird, was sie will»).
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Molitor schreibt andromadas; die korrekte Form ist androdamas (vom griechischen ἀνδροδάμας).
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Das damalige Zuger Stadtwappen ist ein weisser Schild, der von einem waagerechten Balken in seiner Mitte geteilt wird.
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Vgl. Plin. 37, 52-53, über den Lyncurius, der die Spreu anzieht; und 104 (über den carchedonischen Edelstein).
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Laut Brändly (1941), 330, Anm. 34 spielt Molitor hier auf die Schlacht von Morgarten (15. November 1315) zwischen Eidgenossen und Habsburgern an, die er in seinem Heimatkanon lokalisiert. Es sei hier zumindest erwähnt, dass der genaue Schlachtort umstritten und im 20. Jahrhundert Anlass zu Streitigkeiten zwischen den Kantonen Zug und Schwyz war. S. dazu und zur Schlacht allgemein J. Wiget, «Morgartenkrieg», Historisches Lexikon der Schweiz, Version vom 02.12.2015. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/008726/2015-12-02/.
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Er spricht hier vermutlich von Kryptoprotestanten im katholischen Kanton Zug (vgl. die Einleitung).
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Weiss (heraldisch: Silber) und blau sind senkrecht nebeneinander gestellt die Farben des Luzerner Wappens (heraldisch gesprochen ist es gespalten von Blau und Silber).