Katholische Bildungsstätten der Jesuiten

Übersetzung (Deutsch)

PCEA= Otto Braunsberger (Hg.), Beati Petri Canisii Societatis Jesu Epistulae et Acta, Vol. VII. (1572-1581), Freiburg i. Br. 1922; Vol. VIII. (1581-1597), Freiburg i. Br. 1923

1. Aus dem Brief des Canisius an Paul Hoffaeus (1525-1608), damals (1569-1581) Provinzial der Oberdeutschen Provinz (und damit sein direkter Nachfolger in diesem Amt), vom 5. Januar 1581 (PCEA VII Nr. 2082, S. 596-601; hier: 600-601). 

In diesem Brief berichtet Canisius über sein Eintreffen in Freiburg, die Lage dort und die nun notwendigen Schritte.

Wenn aber Euer Hochwürden hierherkommt, wird sie einen leicht einzuschlagenden Verfahrensweg vorfinden, einige Häuser zum Gebrauch des Kollegiums umzuwidmen, wie es der Rat [der Stadt] schon vollkommen beschlossen hat. Dann wird es, sobald wir wollen, möglich sein, fünf oder sechs von unseren Leuten hier zu verpflegen; ich wünsche, dass einer von ihnen der ist, der nicht fern von hier im Kollegium von Chambéry in Savoyen wirkt; er stammt aus Freiburg und ist ein mir von den Unseren empfohlener Priester, über ihn wird man zugleich mit dem Provinzial und dem zukünftigen Generaloberen verhandeln können. Wir bedürfen aber zuvörderst eines tüchtigen und klugen Gehilfen, der uns im Haus und draussen zu Diensten ist: inzwischen erleiden wir grosse Unbill durch einen groben und weltlichen Diener, den wir zwangsweise ertragen müssen, und wir können keinen Schreiber finden. Sie haben uns ein geräumiges Haus zugewiesen, das für sechs der Unseren ausreichen könnte: einen Teil der Ausstattung haben wir aus dem Kloster erhalten, die Tafel gewährt uns das benachbarte Pfarrhaus. Wir predigen in der grösseren Kirche, die sehr nahe liegt, und durch Gottes Gnade sind die Zuhörer zufrieden; in Kürze wird ein Katechist folgen. Der Klerus und das Volk zeigen sich gegen uns ausgesprochen freundlich; und ich glaube, in der katholischen Schweiz gibt es nichts Kultivierteres, nichts Fruchtbareres, nichts, was im Blick auf die Gesundheit des Himmels, die Weinernte und die Leichtigkeit im Erwirtschaften des Lebensunterhalts dieses Freiburg übertrifft, das freilich mit Bern wetteifert, aber nahezu alle Bürgerschaften dieses Herrschaftsbereiches übertrifft, wenn wir auf die angeborene Höflichkeit und Freundlichkeit der Bürger schauen. Und weil es inmitten der wildesten Häretiker sich bisher den Ruhm seiner bewahrten Frömmigkeit bewahrt (was man einem Wunder zuschreiben kann), und der Klerus und das Volk mit grosser Übereinstimmung die Rechte der Religion verteidigen, scheint mir dieser Staat es sehr zu verdienen, dass ihm der Pontifex Maximus nicht ohne eine von Gott kommende Anregung so sehr seine Gunst schenkt und unsere Gesellschaft die ernste Mühe und Arbeit auf sich nimmt, ihm zu helfen. Es gibt für Euer Hochwürden keinen Grund, Befürchtungen zu hegen hinsichtlich der Bedingungen, die vorgeschrieben werden, hinsichtlich der festgelegten Anzahl von Verpflegungsberechtigten oder hinsichtlich einer Erschütterung unserer Privilegien. Nur möge sie jene Leute von Anfang an schonen und bitte nicht zu viel fordern; teilweise, damit sie nicht dem Bischof zu widersprechen scheint, teilweise, damit sie nicht die Meinung jener stärkt, die in Luzern und Freiburg neidvoll von der Unersättlichkeit der Jesuiten (wie sie es ausdrücken) sprechen. Es wird genug für sie sein, an diesem Ort die eine oder andere Klasse einzurichten, da ja der Platz für das Kollegium jedenfalls bereit sein wird. Nachher aber soll es nicht schwerfallen, das Kolleg aus den Mitteln des Klosters zu ernähren. Wenn aber die Güter des Klosters verkauft werden sollten (was uns zu tun immer erlaubt ist), glauben sie, dass man einen ungeheuren Geldbetrag sammeln kann, der für das ganze Kollegium genügen kann. Sie zweifeln nicht an der Freigiebigkeit des Senats und unserer Freunde, die das Vermögen des Kollegiums und seine ganze Struktur hervorragend fördern wollen und können. Ich bitte sehr darum, dass nach Ostern Euer Hochwürden hierherkommt und den Herrn Nuntius, der, wie er glaubt, nach Pfingsten zurückkommt, von ihrer Ankunft vorher in Kenntnis setzt: so nämlich wird sie unter der Führerschaft Christi in der Verhandlung mit dem Rat bequemer und freier erreichen, was sie will.

 

2. Kurzer Ausschnitt aus dem Brief an den Generaloberen Claudio Acquaviva vom 8. Juni 1581 (PCEA VIII Nr. 2098, S. 19-24; hier: 21).

Der Ausschnitt berichtet vom Erfolg der religiösen Bildungstätigkeit in der einfachen Bevölkerung.

Die Gunst und das Wohlwollen des Volkes fehlte ihnen nicht: Daher haben mehrere Leute etwas für den Altargebrauch und die Ausstattung des Hauses gespendet. Allmählich wuchs auch die Zahl der Guten bei ihren Messen und derer, die zur Kommunion und zur heiligen Beichte kommen, so dass auch andere zugeben, eine grössere Zahl von Beichtenden und Kommunizierenden habe es in Freiburg noch nie gegeben. Ausserdem hat die Zahl der Zuhörer zugenommen, weil von ihnen öffentliche Predigten (sowohl aus gewöhnlichem als auch aus aussergewöhnlichem Anlass) abgehalten wurden. Aber sie haben es auch auf sich genommen, den Katechismus den einfacheren Leuten zu vermitteln. Inzwischen haben die Reicheren die Aufstellung neuer Sitzgelegenheiten befohlen, damit sie sie besser verstehen können, wenn sie in der Predigt lehren.

 

3. Ausschnitt aus dem Brief des Canisius an Giovanni Francesco Bonhomini von Anfang 1583 (PCEA VIII Nr. 2165, S. 113-114; hier: 113).

Canisius berichtet über den Erfolg des Kollegiums und der Seelsorge.

Wir verrichten in Freiburg, was unsere Aufgabe ist, sowohl in der Kirche als auch in der Schule, und danken verdientermassen der göttlichen Güte, die unsere Bemühungen mit einem herausragenden Erfolg würdigt. Alle bewundern es, dass unser Schülerkonvent so gut besucht ist, dass ihre Zahl unsere Erwartung und die unserer Freunde übertrifft; die Schulen von Augsburg und Luzern haben weniger Schüler und zum kommenden Sommer hin werden uns noch viel mehr versprochen. In St. Nikolaus war das Volk zum Empfang der Heiligen Kommunion so stark versammelt, dass man früher nichts dergleichen gesehen hatte; und die Chorherren [von St. Nikolaus] selbst preisen unsere Arbeit. Der Freiburger Rat und das Volk beglückwünschen sich nicht wenig für den Kauf des Schulhauses und die Einrichtung des Kollegs, auch wenn viele diesem Institut zuvor zu wenig ihre Gunst schenkten.

 

4. Ausschnitt aus einem Brief des Canisius an Paul Hoffaeus, den Visitator der oberdeutschen Provinz, von 1596 (PCEA VIII Nr. 2351, S. 419-420) über Probleme im Kollegium.

Es wird deutlich, dass zum jesuitischen Bildungsideal des Canisius die korrekte aktive Verwendung des Lateinischen gehört. Dass es in diesem Punkt Defizite bei den in Freiburg lebenden Jesuiten gibt, ist ihm unübersehbar peinlich.

Über unsere Priester

Ich zweifle, ob es gut ist, dass so viele Priester (wir sind nämlich 11) in diesem Kollegium ernährt werden, die sich zu wenig mit geistlichen Dingen beschäftigen, den einen oder anderen ausgenommen, und ob sie nicht besser anderswohin versetzt würden und dort vielleicht nützlicher sein könnten, da sie hier allzu sehr den Müssiggang pflegen. 

[...]

Wenige sprechen gut und akkurat Latein, wie es die neuen Studienregeln erfordern, vielmehr verstossen sie häufig gegen die Regeln der Grammatiker und stossen Aussenstehende durch ihre barbarische Ausdrucksweise ab, womit sie ihrer Ehre und der der Gesellschaft einen schlechten Dienst erweisen.

Manche vernachlässigen die Studien und widmen sich allzu sehr dem Gesang und regen die Schüler zum Gesang an und kümmern sich dabei zu wenig darum, dass die Schüler in den Wissenschaften und ihrem moralischen Betragen Fortschritte machen.

 

5. Aus dem Brief des Freiburger Stadtrates an Papst Gregor XIII. vom 26. Dezember 1579; Archivio Segreto Vaticano, Segreteria di Stato Svizzera 1 A, fol. 114 ss. (Original); zitiert nach Marquis (1969), 233-234.

Was aber die Gründung eines Kollegiums angeht, das mit ausgewählten Rektoren und Professoren aus der Gesellschaft Jesu personell ausgestattet werden muss, so möge Deine Heiligkeit überzeugt sein, dass wir leicht übereingekommen sind, mit ihm das Kloster Marsens des Prämonstratenserordens zu vereinigen, das auf unserem Gebiet liegt, allerdings an einem unbedeutenden und wenig für das Ordensleben geeigneten Ort, um das Kollegium zu errichten und ihm Dauer zu verleihen, und so darin übereingekommen sind, dass es Deiner Heiligkeit freisteht, uns einen Vereinigungsbrief zuzugestehen und ihn zuzustellen und dann dem Jesuitengeneral aufzutragen, dass sie uns zum frühestmöglichen Zeitpunkt Patres schicken, die die Gründung dieses Kollegiums beschleunigen.

 

6. Aus der Bulle Gregor XIII. Paterna illa charitas (26.02.1582); Staatsarchiv Freiburg, CH AEF, Fonds Marsens-Humilimont / Collège St-Michel (Prémontrés / Jésuites) // Marsens-Humilimont / Kollegium St. Michael (Prämonstratenser / Jesuiten), Cart. 3, B. 2; zitiert nach Marquis (1969), 234-238; hier 234 (wir haben seine Zitierweise des Archivbestandes angepasst):

Gregor, Bischof, Diener der Diener Gottes, zum Ewigen Angedenken dieser Sache. Jene väterliche Liebe, mit der Wir die Nation unser geliebten Schweizersöhne umfassen, regt Uns dazu an und führt Uns dazu, Uns um ihr Seelenheil zu kümmern und regt Uns dazu an und führt Uns dazu, für Massnahmen Sorge zu tragen, durch die sie in den christlichen Wissenschaften unterrichtet werden und es vermögen, am katholischen Glauben beständig festzuhalten und ihn zu bekennen. Deshalb haben Wir, da Wir an ihr Heil denken, beschlossen, ein Kollegium mit Priestern der Gesellschaft Jesu zu errichten, die sowohl durch Predigten und sakramentale Dienstleistungen als auch durch Vorlesungen in den theologischen und den anderen vortrefflichsten Disziplinen sich trefflich ins Zeug legen für die Förderung des Heils dieser Seelen, den Unterricht der Jugend und die Beseitigung der häretischen Irrtümer; und dies in jener genannten Stadt Freiburg in der Diözese Lausanne, die man als für diesen Zweck sehr geeignet ansieht [...].

 

7. Ausschnitt der Visitationsakte des Paul Hoffaeus (Luzern 1595).

Die Ausschnitte vermitteln einen Eindruck von Alltagsproblemen in einem Jesuitenkollegium.

Die folgenden Texte aus dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv nach Studhalter (1973), 196 (für a) und 198 (für b und c); seine Verweise auf die Archivbestände haben wir an die heutige, seit 1978 bestehende Bestandsgliederung angepasst.

a) Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Abteilung I Ältere Bestände, Jesuitica, Nr. 95/1 fol. 187vo

Man muss dafür sorgen, dass die Unseren, wenn sie draussen spazierengehen, nicht lässig auftreten, beinahe mit nackter Brust, und schändlich gegürtet; und sie sollen sich nicht ungehörig betragen, indem sie rennen, springen, ringen, auf Bäume klettern, laut schreien, unerlaubten Spielen nachgehen oder irgendetwas anderes tun, das gegen die Ehrbarkeit, Bescheidenheit und Erbauung verstösst.

b) Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Abteilung I Ältere Bestände, Jesuitica, Nr. 95/1 fol. 204vo

Keiner soll am Tisch seine Zähne mit einem Messer reinigen oder sich am Kopf kratzen oder sich neugierig umschauen oder seinen Löffel mit einer Serviette abwischen, [...] oder die Reste aus einer Schüssel in eine andere neben dem Tisch entleeren, das bereitet nämlich Übelkeit.

c) Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Abteilung I Ältere Bestände, Jesuitica, Nr. 95/1 fol. 204vo

Alle Priester und die anderen Scholastiker sollen ausserhalb der Frei- und Rekreationszeiten Latein sprechen; in diesen Zeiten aber ist auch die Volkssprache gestattet.