Bruder-Klausen-Spiel
Traduction (Allemand)
Komödie über das Leben des Niklaus aus Unterwalden, eines Schweizer Einsiedlers. geschrieben in Freiburg im Jahre 1586. gespielt in Luzern am 5. Oktober 1586 in Gegenwart des päpstlichen Legaten und der Abgesandten aller katholischen Kantone; am selben Tag wurde ihr religiöses Bündnis bekräftigt und vertieft. Horaz | |
Entweder nützen oder erfreuen wollen die Dichter | |
Oder das Angenehme und Nützliche für das Leben zugleich verkünden. | |
Prolog | |
Seid gegrüsst, ihr Luzerner, die ihr euch | |
Hierher begeben habt, um die Komödie zu sehen, | |
Die wir unter glücklichen Vogelvorzeichen und dem Auspizium der heiligen Versammlung | |
Nun auf dieser Bühne aufzuführen gedenken, | |
Aus keinem anderen Grund, ihr herrlichen Luzerner, | 5 |
Als um euch mit angenehmen Themen aufzuheitern | |
Und mit Ohrenschmaus zu erfreuen und so euch | |
Eure Verdienste zu erstatten, die ihr im Laufe | |
Des ganzen Jahres ganz freigebig | |
Auf uns häuft. Wir würden dem Vorwurf der Undankbarkeit | 10 |
Nicht entkommen, wenn wir nicht euren Wohltaten | |
Nach Kräften Dank abstatteten. | |
Seid bitte geistig da, die ihr körperlich | |
Dasein wolltet, und wenn ihr jemals eine | |
Komödie mit schweigenden Zungen unterstützt habt | 15 |
Und mit einer wohlwollenden Atmosphäre, werdet ihr diese unterstützen, | |
Ich weiss das hinreichend sicher. Denn sie behandelt kein fremdes Thema, | |
Kein erfundenes, keines aus den Mythen der Dichter herausgesuchten, | |
Sondern ein in der Schweiz entstandenes, bei uns daheim erzähltes, | |
In Unterwalden entstandenes. Kennt ihr den Ort? | 20 |
Ihr kennt ihn, ihr kennt ihn. Vielleicht habt ihr | |
Ihn jeder für sich schon gesehen. Aber ich werde den Inhalt des Stücks | |
Ohne Umschweife deutlich bekannt geben. Wir haben das Leben des Niklaus | |
Aus Unterwalden den Gesetzen der Komödie unterworfen, | |
Und in dieser unterworfenen Gestalt führen wir es euch nun vor. | 25 |
Es ist eine sehenswerte Sache, was ihr | |
Im Verlauf der Komödie viel klarer sehen werdet. | |
Und sicher, wenn es wahr ist, was man allgemein sagt, | |
Dass Heimisches die Gemüter eher erheitert als Fremdes, | |
Und neulich Geschehenes mehr als im Altertum Geschehenes; | 30 |
Ich sehe nicht, Luzerner, was für eine Komödie dann | |
Euch angenehmer sein soll als diese, die in Versen | |
Das Leben des Niklaus aus Unterwalden behandelt, | |
Eines Schweizers, der zur Zeit eurer Urgrossväter lebte, | |
Ein Paulus seiner Zeit, ein Antonius, ein Onuphrius, | 35 |
Auf der ganzen Welt hochberühmt durch Wundertaten, | |
Unsterbliche Zierde und glänzendstes Strahlen | |
Der Schweiz. Aber ich will euch nun eine Zusammenfassung des ersten Aktes geben. | |
Den Inhalt der anderen werde ich bekanntgeben, wenn unsere | |
Truppe jeweils bei jenen Akten ankommt, wenn ich sie nun schon alle | 40 |
Verkünden würde, würde ich euch nicht so sehr belehren als vielmehr verwirren. | |
Am Anfang treten zwei böse Geister auf, | |
Die lang und breit darüber beraten, auf welche Weise sie den Niklaus | |
In eine Falle stossen können; es kränkt sie | |
Am meisten, dass ein unwissender Bauer ihren Truppen | 45 |
Durch seine Frömmigkeit so viel Arbeit macht. | |
Inzwischen kommt Niklaus heraus, um Gott das gewohnte | |
Gebet darzubringen. Die Dämonen sind zur Stelle | |
Und stossen den heiligen Mann mit Fäusten und ohrfeigen | |
Ihn grausam, ob er vielleicht die Himmlischen | 50 |
Lästere, aber der heilige Greis | |
Verkündet nur die göttliche Milde. | |
Die Dämonen fletschen ihre Zähne; Niklaus erringt | |
Einen herrlichen Sieg; er dankt den Heiligen. | |
Nachher geht er in Begleitung seines Sohnes aufs Feld | 55 |
Und äussert gemäss seiner Gewohnheit dem himmlischen Vater seine Wünsche; | |
Der Sohn gibt dem Vieh Futter, der Vater | |
Betet draussen. Wiederum fliegt ein Dämon herbei, | |
Ergreift den Beter und reisst den heiligen Mann durch Büsche | |
Und Sträuche, über Felsen und durch Schmutz. | 60 |
Er erträgt alles geduldig und sagt kein Wörtchen, | |
Das nicht seine riesige Geduld kundtäte. | |
So geduldig Niklaus ist, so ganz ungeduldig | |
Ist der nichtswürdigste böse Geist, weil er seine Fangnetze | |
Immer vergeblich für Niklaus ausspannt. | 65 |
Der Schwache wird hierauf von seinem Sohn nach Hause geführt. | |
Es kommen zwei Bettler zum Haus des Niklaus, | |
Die um ein Almosen bitten; sie erhalten ein reiches Almosen. | |
Danach erwirbt er sich gegen einige arme Schüler | |
Als milder und höchst freigiebiger Mann | 70 |
Väterliche Verdienste. Danach ermahnen drei Männer | |
(Ungewiss ob es Engel sind), den Niklaus aufs | |
Ernsteste, dass er die Dinge verlässt, die der Gewalt des Todes | |
Unterworfen sind und sich ganz für Gott frei macht, | |
Nachdem er seine Kinder und seine Frau verlassen hat. | 75 |
Sie geben einem bereits Eilenden die Sporen, denn nichts anderes | |
Begehrte Niklaus beständig. | |
Das wird das Ende des ersten Aktes sein und hier haben wir | |
Eine Grenze gesetzt; in der Zwischenzeit, ihr höchst angesehenen | |
Zuschauer, seid diesem ersten Akt günstig gesonnen. | 80 |
Wenn ihr ihm nicht um unseretwillen günstig gesonnen sein wollt, | |
Seid ihm um des Niklaus aus Unterwalden willen günstig gesonnen. | |
Erster Akt, zweite Szene Niklaus; Dämonen (Belial, Asmodäus) Nik. Mit wie grossen Wohltaten hat mich der höchste Himmelsvater Vom Anfang meines Lebens an überhäuft, Auch wenn ich es nicht verdiente; mit was für Gaben Fördert er mich immer noch täglich. Es gibt kein bestimmtes Ziel Und Mass im Wohltun für die göttliche Milde. Was soll ich an die allgemeinen Verdienste erinnern, an die, wenn sie auch sehr gross sind, Die meisten Menschen dennoch sich zu erinnern versäumen. Was ist bedeutender, als dass der höchste Schöpfer des Himmels Mich geschaffen und nach seinem Bilde geschaffen Hat, als einen zum himmlischen Leben Befähigten, das Ohne Ende ist. Ich war nichts gewesen; Durch sein Geschenk bin ich nun etwas; aber was? Nichts Beliebiges, sondern ein Mensch, sondern an Verstand den Himmlischen Gleich. Was kann man sich Grösseres überlegen als Diese Wohltat! Was Besseres! Dann wollte er, dass ich katholische Eltern hätte, Keine jüdischen, keine heidnischen, Keine häretischen; er wollte, dass ich in der katholischen Kirche Geboren würde, damit ich in demselben Moment, da ich Das angenehme Tageslicht erblickte, auch Katholiken zu Gesicht Bekäme und gemäss katholischem Ritus mit dem Wasser der Heiligen Taufe benetzt würde. Bel. Viele Worte, Eine geschwätzige Rede; lasst uns sehen, wo er damit Hinkommen will, dieses ganz treffende Abbild des Todes. Nik. Dann gab er mir die Beständigkeit, Tapfer bei den alten Lehren zu bleiben (Und das bis zu dieser Stunde). Ausserdem hat er mich behütet, So dass ich meine jugendliche Unschuld nicht Mit verschiedenen Verfehlungen befleckte. Asm. Siehe, er verkündet sich selbst und seiner Clique Grossmäulig sein Lob. Ein fremder Mund möge dich Preisen, Greis. Eigenlob stinkt. Aber er kennt dieses Sprichwort nicht, weil er als geistlicher Mensch Das Populäre nicht kennt. Er lebt schon jetzt Nur vom Geist, im Fleisch ist er tot, wie sehr, wie sehr! Nik. Darüber hinaus hat er mich von der überflüssigen Sorge Um zeitliche Dinge abgezogen, so dass mir genug ist, Was genug ist, und ich nicht vor blinder Begierde nach Geld Brenne. Was würde mir bitte selbst die ganze Welt Für Vorteil bringen, wenn der himmlische Richter Meine Seele in die Hölle hinabstiesse. Es ist besser, alles für Unrat zu halten, Damit wir den ewigen Strafen des Unterweltherrschers entgehen Und endlich die Freuden des Himmels geniessen, Mit denen der König des Himmels seine Himmlischen überhäuft. Bel. Aber noch, guter Mann, bist du nicht zu den Sternen gelangt. Der Weg ist ziemlich lange; ich fürchte, dass deine Kräfte Für eine so anstrengende Reise nicht ausreichen; du kannst schon In der Ebene kaum einen Fuss vor den anderen setzen, und du solltest Die so hohen Himmelsgipfel besteigen, die so steil sind? In die Hölle, in unsere Reiche läuft man Auf einem abschüssigen Weg; dorthin wirst du sehr leicht gelangen. Nic. O Vater, der du über die himmlischen Wohnstätten gebietest, (Niklaus beugt die Knie) Ich danke dir, ich danke dir Aus dem innersten meines Herzens heraus. Du bist mein Schöpfer, Mein Erlöser, du mein Beschützer, O wann werde ich dich ohne Schleier sehen? O wann werde ich die lichten Häuser des Himmels betreten, (Die Dämonen liegen sich in den Haaren, um Niklaus zu verwirren) Damit ich die unendlichen Freuden geniessen kann? Asm. Hilf, ich bitte dich, Mann Gottes! Nik. Ein Tag in deinen Wohnungen ist besser Als viele tausend in dieser Zeit. (Die Dämonen machen immer weiter) Selig jene, denen du die Ehre eines himmlischen Wohnsitzes Zugestehst, dreimal selig, vierfach, und noch mehr. O Vater, o Himmelsherrscher, mächtiger Gott, Der du alles mit deiner ewigen Lenkung in Bewegung hältst, Der du mit deiner göttlichen Kraft Himmel und Meere erfüllst Und die Erde, der du alles liebreich ordnest, Stehe mir bei; sei mein Rundschild, sei mein Langschild Gegen die Angriffe des wilden Dämons! Asm. Was erschöpfst du dich im Gebet? Du stehst vielmehr schneller Auf, du stehst vielmehr auf; erhebe dich, erhebe dich, erhebe dich! Nik. Stehe mir bei, Gott, Spender des Heils Stehe mir bei, meine einzige Hilfe. Bel. Was betrachtest du die Himmelsdinge? Schau dies An; betrachte ein wenig den glänzenden Spiegel, Wie schön du bist, wie herrlich, wie elegant. Nik. Weichet von mir, ihr Frevelgeister; ergreift Die Flucht! Ich werde immerdar Gott alleine dienen. Asm. Hast du Hunger? Oder Durst? Ich werde dir einen Leckeren Trunk mischen, damit du deinen Körper nicht Mit Hunger und Durst quälst. Nik. Meine Speise und mein Trank ist es, Den Willen der höchsten Gottheit zu tun, Meine Speise ist es die himmlischen Vergnügungen Zu betrachten; meine Hoffnung ist Gott und er ist mein einziger Trost In widrigen Umständen; hilf mir, Da ich gegen die Beleidigungen des schlauen Dämons kämpfe! Asm. Trink, Niklaus, was zerquälst du dich mit Durst? Trink, Niklaus; du stirbst vor allzu viel Durst. Bel. Iss, Niklaus; was zerquälst du dich mit Hunger? Iss, Niklaus; du stirbst durch allzu viel Hunger. Nik. Euer Trank und euer Brot mögen unten im schwarzen Tartarus Mit euch zertreten werden, ihr grossen Schurken Und höchst verbrecherische Verführer der Menschen, Ihr Seelenräuber, Ihr Körperräuber. Asm. Siehe, Belial, wir bringen nichts zustande; was für einen Beschluss Sollen wir deiner Ansicht nach fassen? Durch sein Beten Schlägt er uns in die Flucht. Bel. Es ist nicht mehr die Zeit zum Beraten, sondern um mit ganzer Kraft zu kämpfen. Sag, Niklaus, wie lange führst du dieses dein Strenges Leben? Du wirst tausendfach dich selbst Töten. Hör auf, hör auf, hör auf! Willst du etwa besser sein als alle Übrigen? Willst du etwa heiliger erscheinen als die ganze Welt? Das ist kein sicherer Weg in die himmlischen Gefilde; mach dich auf dem gewohnten Weg auf in den Himmel. Hörst du, Alter? Nik. Mein Herr, mein Gott! Bel. Mit Vernunft und Mass Mögest du Zeit für dein Hauswesen haben; das Fasten Überlasse den Mönchen und Nonnen! Du lebe Deinem Stande entsprechend; du erregst Anstoss bei Sehr vielen, weil du einen neuen Weg Zum Himmel suchst; du bist kein Mönch, sondern ein Bauer! Nik. Mein Herr, mein Gott! Asm. Du hörst! Du bist ein Weltlicher, alter Mann, Kein Religiose; du mögest dich um Weltliches kümmern; Das Religiöse überlasse den einem religiösen Leben Geweihten; nimm Dir eine Hacke, eine Harke, eine Heugabel, eine Jähthacke; Den Rosenkranz überlass dem Münch und den Priestern! Nik. Weichet von mir, ihr Frevelgeister, ergreift Die Flucht! Gott alleine werde ich immerdar dienen. Zerplatzt wie die Eingeweide des Judas! Ihr beneidet uns nämlich immer um die Seligkeit, Die Ihr durch eure Vergehen verloren habt Und versucht, uns zu den ganz abscheulichen Unterweltsgewässern Hinabzureissen; aber der mächtige Herrscher der Sterne Macht eure Versuche zunichte! Ergreift Die Flucht! Mit meinem letzten Atemzug noch Werde ich Gott verehren. Asm. Wir werden also von neuem besiegt Und verlassen das Schlachtfeld mit einem schändlichen Brandmahlzeichen. Dass dich der höchste Vater der Himmlischen verderben möge, Höchst verbrecherischer alter Mann, riesiger Heuchler! Nik. Weichet von mir, Frevelgeister! Ergreift die Flucht! Der Herr ist mein Licht, der Herr ist meine Zuversicht. Wenn die Unterwelt sich gegen mich verschwört, Werde ich nicht zittern. Wenn ich sehe, dass der lichtflüchtige König und die einzelnen Mitglieder seines Reiches sich rühren, Werde ich nicht erbleichen. Grössere Truppen sind auf meiner Seite Als auf ihrer. Bel. Also tritt uns Niklaus erneut mit Füssen und schickt uns bedrückt unters Joch! Pfui, es beschämt, es ist ekelhaft; wie viel werden die Unseren über uns spotten! Wie viel Gelächter wird es geben! Wie viele Scherze! Wenn sie sehen, dass ein so würdiges Paar von einem Bauern besiegt worden ist! Asm. Seltsame Sache! Wir haben so viele überaus starke Athleten überwunden, die sich im Kämpfen sehr gut auskannten, Wir haben sie in unsere Fangleinen und Fallen geworfen, Und diesen da können wir nicht täuschen, obwohl er kein schlauer Mann ist. Aber ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, solange er lebt, Werde ich hoffen; noch ist er unseren Netzen nicht entkommen! Nun wollen wir uns anderswohin begeben, und irgendwelche Leute, Einen Trinker oder ein Hürchen oder schliesslich Einen Meineidigen und Prozesshansel schicken, die wir mit unseren Listen Verführt haben, damit man nicht meint, wir hätten heute Gar nichts getan. Bel. Dein Plan gefällt mir. |