De Helvetiae origine (1538): die Schändung von Zwinglis Leichnam
Traduction (Allemand)
Traduction: Clemens Schlip (französischer Originaltext der Anmerkungen von David Amherdt)
Am nächsten Tag aber suchten sie den Leichnam Zwinglis und fanden ihn, mit kreuzweise auf der Brust verschränkten Armen. Als sie ihn gefunden hatten, verurteilten sie ihn, nachdem sie ihn sehr geschmäht hatten, zum Verbranntwerden. Da schickten sie Herolde bis nach Zug und Baar, die alle zusammenriefen, die sehen wollten, wie der Erzhäretiker, der Vernichter der Schweiz (so nämlich nannten sie ihn), verbrannt werde. Endlich vierteilten sie ihn und verbrannten ihn, und der Leichnam löste sich freilich mit den Gebeinen in Asche auf; das Herz aber fand man unversehrt in der Asche.
In diesem Krieg fand auch jene berühmte Schlacht statt, die zu erwähnen dennoch nicht der Mühe wert zu sein scheint, da von dieser Episode aus jeder leicht jene enorme Gottlosigkeit einschätzen kann. Was nämlich kann man grausamer und gänzlich unmenschlicher nennen, als wenn man die mit Schmähungen verletzt, die Gottes Wort suchen und danach dürsten, als wenn man die verfolgt, die die wahre Frömmigkeit befördern, als wenn man die niedermetzelt, die wollen, dass ihre Heimat unversehrt bleibt. Oh bemerkenswerte Bosheit, oh trotzige Kampfeswut! Welches Volk, ich beschwöre Euch, wird man Euch an Grausamkeit vergleichen können, welche Nation hat aus solchen Gründen so gewaltige Bürgerkriege gekannt? Haben Euch nicht die Bitten Eurer Vorfahren, ihre Arbeiten und Mühen, die göttlichen Wohltaten, die in Italien empfangenen Schläge, das Bemühen um Frömmigkeit, der Respekt gegen geschlossene Verträge, die Begierde nach Eintracht, brennende Liebe, so viele zusammen erduldete Gefahren, die Freude[n] der Aussenstehenden dazu bewogen, Euren Hass beiseite zu lassen und diese Angelegenheit lieber mit Worten und Bedingungen, die man sich gegenseitig stellt und annimmt, zu schlichten? Warum, frage ich Euch, hat Dieser schlimme Wahnsinn Eure Gemüter in Beschlag genommen, wo ihr doch die Söhne bester Männer und die Zöglinge und Schüler der Mildesten seid? Glaubt ihr, dass Gott das dulden wird? Nein, vielmehr wird er rasch diese Rebellen bestrafen, die sein Wort verfolgen.
Es gibt aber nun viele, die die wahre Religion nach ihrem menschlichen Erfolg beurteilen und höchst törichte Einwände gegen sie vorbringen, indem sie glauben, dass unsere Religion eitel und falsch sei, weil der Erfolg unseres Vorhabens zu wenig glücklich gewesen sei. Sie irren aber darin aufs gröbste; wenn wir nämlich sowohl die heidnischen als auch die kanonischen Schriften durchsehen, werden wir finden, dass gerade auf sehr herausragende Männer ein unglücklicher Tod wartete. Sokrates nämlich trank im Kerker den Schierlingsbecher. Diogenes starb, als er einen rohen Polypen ass. Auf Aischylos fiel eine Schildkröte, während er schrieb. Sophokles schied aus dem Leben, indem er an einer Weintraube erstickte. Thrakische Hunde haben den guten Euripides zerrissen. Der göttliche Homer verhungerte. Aber lassen wir die heidnischen Exempel beiseite: Jesaia ging zugrunde, weil man ihn auseinandersägte, Jeremias wurde gesteinigt, Zacharias im Tempel ermordet. Johannes [der Täufer] wurde im Kerker enthauptet. Ja sogar der Heiland der Welt selbst, unser Herr Jesus Christus wurde gekreuzigt und verliess seinen fleischlichen Körper infolge der schändlichsten Todesart.