Conrad Gessner an Johannes Fabricius Montanus, Diener der Kirche von Chur
Traduction (Allemand)
Traduction: Clemens Schlip (französischer Originaltext der Anmerkungen von Kevin Bovier)
Ich schicke Dir eine Unze von unserem Theriak, der bald in frischerem, bald in älterem Zustand von den Ärzten gelobt wird, je nachdem, um welches Leiden es geht. Ich glaube, dass er Dir mehr in einem mittelalten Zustand zuträglich ist, und schicke ihn so. Du kannst von ihm eine Drachme nehmen, das heisst so viel, wie eine Goldmünze wiegt, wobei man noch ein wenig edlen Weisswein hinzumischt, in dem drei oder vier Zweiglein Polei-Minze einmal oder zweimal zu kochen angefangen haben; oder wobei man Polei-Minzen-Wasser hinzumischt, wenn man es in guter Qualität und mit Polei-Minzen-Geruch findet. Nimm ihn aber im Morgengrauen ein, so dass Du danach mindestens vier Stunden fastest, und nimm ihn nicht täglich, sondern jeden zweiten oder dritten Tag, und wenn er Dich zufällig, wie es manchmal geschieht, schläfrig macht, nimm ihn nicht an einem Tag, an dem Du predigen musst. Sein Gebrauch ist sehr günstig, wenn irgendein Schmerz oder irgendein Krankheitsanzeichen auftritt. Wenn Du bemerkst, dass es das Funktionieren Deines Magens beeinträchtigt, wird man seine Wirkung am anderen Tag durch irgendein Medikament lindern müssen, besonders mit den sehr leichten Pillen, die man «sine cura» nennt. Aber zu diesen Fragen konsultiere bitte auch Eure Ärzte. Unsere beiden Apotheker bereiten dieses Gegengift trefflich zu, wobei sie die einzelnen Zutaten öffentlich zur Schau stellen, damit alle Ärzte sie vor dem Zusammenmischen betrachten und beurteilen können. Der Theriak, den ich jetzt schicke, ist von unserem Freund Sebastian hergestellt worden; ich gebe ihn Dir als kleines Geschenk; es gibt keinen Grund, dass Du mir für eine solche Kleinigkeit dankst. Bei einer anderen Gelegenheit werde ich Dir den Theriak des anderen Apothekers schicken; es gibt nämlich einige Unterschiede, weil sie für den Balsam nicht dieselbe Flüssigkeit hinzugemischt haben, etc. Sobald Du es einrichten kannst, schicke mir Zwergmispelbeeren und Bergfenchel, und zwar noch vor dem Winter und dem Einsetzen des Schneefalls; anderenfalls wird man auf den Frühling warten müssen. Lebewohl. Zürich, 25. Oktober 1560.