Brief an Oswald Myconius

Traduction (Allemand)

An den vortrefflichen Luzerner Schulleiter, Magister Oswald Myconius.

Sei gegrüsst. Ich habe die anmutige Schilderung Deiner Geisteshaltung empfangen, aber ich würde Dich einigermassen der Frechheit uns gegenüber verdächtigen, wenn ich nicht ohne jeden Zweifel wüsste, dass Du ein launiger und geistreicher Charakter bist. Was nämlich könnte wahrhaft noch mehr ein kongenialer oder natürlicher Ausdruck von Freundschaft sein, als wenn zwei ein Gut erwählen? Du wirst also gut und sehr schön daran tun, Männer für legitime Freunde zu halten, die eine Bestimmung zusammenbringt und ein Ziel auswählt, und Du wirst im Übrigen nicht an einen Gönner, sondern vielmehr an Deinen Freund schreiben.

So folgern wir nämlich richtig, wenn wir unsere Geisteshaltung betrachten, und es soll Dich nicht stören, wenn Du wahrnimmst, dass ich allzu dreist und ungestüm bin, weil mehr als schmeichlerischer Schein mein emotional so für Dich eingenommener Geist mir dies anrät, um nicht zu sagen, mich wirklich dazu zwingt. Das Gesagte lass Dich davon überzeugen, dass Du mich in dieser vielgeplagten Zeit nicht richtig emotional berührt hättest, wenn Du mich anders ergötzt hättest, als Du es natürlich mit Deiner Tugend getan hast.

Im Übrigen schicke ich Dir den Kyrill, den Du so benutzen sollst, als ob er Dein Eigentum wäre. Den Josephus aber habe ich, weil sein Werk von mir nicht zu beschaffen ist, auch unter Durchführung eines wagemutigen Unterfangens wohl kaum in meinem Besitz, einerseits weil bei den unseren ein grosser Vorteil für nichts geachtet wird, vielmehr würden sie mich als Lohn für ein so frommes Werk bei allen Vorstehern als Dieb anklagen.

Engelberg

7. März

Bruder Barnabas

Dein allerbester Freund.