Raeteis
Traduction (Allemand)
1. Stammvater Raetus (Raet. 1,575-586)
Als das berüchtigte Volk der Gallier um die Herrschaft in den Krieg zog, gründeten sie Como am Comer See, das hohe Verona und Bergamo für die Kelten, dann zuerst Mailand und die Mauern von Trient. Dann wurden auch Brescia und Vicenza auf der weiten Ebene errichtet. Im Krieg geschlagen, mussten sich die Etrusker von diesen Gebieten zurückziehen. Obwohl es im Heer der Etrusker eine unerschrockene Jungmannschaft gab, wurden die Etrusker dennoch von den Galliern in der Schlacht an den Wellen des Ticino niedergerungen; sie wichen unter ihrem Kriegsführer Raetus zurück. Auf der Flucht zog dieser sich damals von den mäonischen Gefilden zurück zusammen mit den Tyrrhenischen Männern, von denen sich das Volk der Raeter, das rätische Land, die rätischen Väter und der Ursprung des Grauen Bundes herleiten.
2. Lob Maximilians (Raet. 4,719–739)
Der König besass ein mildes Wesen, er liebte die Tugend, (720) er war ehrlich und anständig, er strebte eifrig nach dem lieblichen Frieden, er war die Zierde der Gerechtigkeit. Sein Herz war ausgeglichen, er strebte nach Ruhm und lobte stets die Ehrlichkeit. Jedoch war er auch stark im Krieg, wenn Schlachten ihn riefen; wenn er Zorn zeigen musste, bebte er in heftigem Aufwallen. (725) Er war ein hochherziger Held, er hatte Mut, seine Truppen ungeschont in die Schlacht zu schicken, jedem einzelnen verlieh er durch sein Zureden Kraft. Er war in verschiedenen Bereichen herausragend gelehrt, er sprach mehrere Sprachen und konnte im Reden den süssen Nestor, im Sprechen Mithridates übertreffen. (730) Durch sein gutes Gedächtnis könnte er es mit Kyros aufnehmen, im Umgang mit den Waffen und an Strategie übertraf er die in Afrika siegreichen Scipiaden. Mit grosser Kenntnis veranstaltete er Ritterspiel und verschiedene Kriegsspiele, wenn Pallas ihn einmal zur Ruhe kommen liess. Bald aber drängten die Städte wieder auf Krieg, (735) nahmen das Werk des Mars wieder auf, besetzten ihre Mauern mit grossen Schutztruppen und stellten ihre Heere auf den Feldern auf. Besonders Ganodurum (Konstanz?) rühmte sich seiner Truppen, die es auf den hohen Mauern aufgestellt hatte; sie setzten den Schweizern in verschiedenen Ausfällen und Kämpfen heftig zu und versuchten sie, durch Kämpfe mürbe zu machen.
3. Lemnius‘ Vater mit Sohn auf dem Schild (Raet. 6,265-281)
Auf diesen Marsch machte sich mit ihnen zusammen auch Lemnius mit seinem prächtigen Schild, auf dem der Schmied der Götter im Erz auch seinen Sohn, den künftigen Dichter, abbildete: Er sollte einst die Feuer der Venus besingen, das Lob der Helden und kleine Lieder; danach sollte er in höherem Stil die Kämpfe der Raeter besingen. (270) Vulkan bildete ihn in jugendlichen Jahren ab, sein Haupt mit Lorbeer bekränzt; ihn bewunderten als vortrefflichen Sänger Latium, Bologna mit dem kleineren Reno und auch die deutschen Lande. Zu ihm hatte Vulkan auch bemerkt, als er ihm den Schild übergab: «Oh Lemnius, nach einer langen Zeit wird ein Dichter zur Welt kommen (275) – du wirst sein Vater sein –, der grösste in Gelehrsamkeit und Kunst. Potz, ein junger Mann von was für einer Begabung! Welch gewaltiges Lob wird der den Raeter Völkern für alle Zukunft bereiten! Noch hinter dem Taurusgebirge und jenseits der Elbe wird man ihn hören; alles wird er mit seinem Wort erfüllen. Mit hehrer Feder (280) wird er die Kriege der Raeter beschreiben, und keinem der Nachgeborenen wird er die Hoffnung zurücklassen, vergleichbare Schönheit in der Dichtung er erreichen!»