Eidyllia melica und Oden/Hymnen
Traduction (Allemand)
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Der Jesuit Johann Lantz – sein Geburtsdatum ist unbekannt – trat früh in den Orden ein und unterrichtete ab 1601 lange Mathematik und Astronomie in Ingolstadt. Er veröffentlichte Schriften Euklids und starb 1638 in München (oder in Mainz). Vgl. Günther, «Lantz, Johann», Allgemeine Deutsche Biographie 17 (1883), 701, Online-Version, https://www.deutsche-biographie.de/pnd100180531.html#adbcontent (er gibt als Herkunftsort Tettnang an, das ganz in der Nähe von Kressbronn (vgl. folgende Anm.) liegt).
2
Heute Kressbronn am Bodensee.
3
Eine der Musen, für die Tragödie zuständig.
4
Die Thespiaden waren die fünfzig Töchter des Königs Thespius von Thespis in Böotien, mit denen Herakles in einer Nacht ebenso viele Söhne zeugte.
5
Phoibos Apoll wurde oft auch als Sonnengott angesehen.
6
Der Nordwind.
7
Triptolemos gilt in der griechischen Mythologie als Begründer des Ackerbaus; er verteilte in einem Drachenwagen Getreidesamen, den ihm die Göttin Demeter (römischer Name: Ceres) anvertraut hatte, über die ganze Erde.
8
Das Gedicht setzt die in Lk 2,8-18 geschilderten Ereignisse voraus. Ein von einer himmlischen Heerschar begleiteter Engel erscheint den bei Bethlehem wachenden Hirten und verkündet ihnen, dass sie ganz in der Nähe den Erlöser finden können; sie eilen zur Krippe.
9
Der Gedanke ist vielleicht durch Vergil inspiriert; in Georg. 2,473-474 deutet er an, dass bei den Bauern noch Spuren der von der Erde verschwundenen Gerechtigkeit zu finden sind.
10
Vgl. zum Gedanken etwa Ov. met. 1,109-110, wo die Rede davon ist, im Goldenen Zeitalter hätte die Erde auch ohne landwirtschaftliche Bearbeitung Nahrung bereitgestellt.
11
Ov. met. 1,111 erwähnt milch- und nektarführende Flüsse; der Honig tropft bei ihm allerdings aus Bäumen (ebd., 112; auch bei Tib. 1,3,45). Guillimanns Bild zeigt biblischen Einfluss; in der Bibel begegnet diese Redeweise zunächst Ex 3,8 und Ex 3,17, wo Gott dem Moses verheisst, dass er das Volk Israel in ein Land führe wird, wo Milch und Honig fliessen; sie wurde später von den Propheten aufgegriffen (s. etwa Jer 11,5 und 32,22; Ez 20,6 und 20,15).
12
Gemeint sind die Engel, welche die Weihnachtsbotschaft verkünden.
13
Man fragt sich, ob Guillimann bei der folgenden hymnischen Anrede der Nacht nicht von ferne vom Exultet der Ostervigil und ihrem Lobpreis der Osternacht hat inspirieren lassen.
14
Vielleicht eine bewusste Anspielung bzw. sogar Überbietung von Ps 138,12 (in der Zählung der Septuaginta/Vulgata; in der hebräischen Zählung: 139,12): et nox sicut dies illuminabitur, sicut tenebrae eius et lumen eius (Vulgata); «und der Tag wird erleuchtet werden wie der Tag, und seine Finsternisse werden sein wie Licht». Diese Psalmenpassage wird im Übrigen im Exultet der Osternacht zitiert.
15
Hier spielt Guillimann auf die diversen messianischen Prophetien des Alten Testaments an, die das Christentum auf Jesus Christus bezieht. Konkret könnte er hier etwa Jes 9,6 im Sinn haben (Vulgata): parvulus enim datus est nobis, filius datus est nobis, et factus est principatus super umerum eius, et vocabitur nomen eius Admirabilis, consiliarius, Deus fortis, Pater futuri saeculi, Princeps pacis; noch wahrscheinlicher denkt er an die ältere lateinische Übersetzung von Jes 9,6, die sich im Introitus der ersten Weihnachtsmesse findet: puer natus est nobis, et filius datus est nobis: cuius imperium super humerum eius: et vocabitur nomen eius magni consilii angelus; zu Deutsch: «Ein Knabe ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt; Herrschaft ruht auf seinen Schultern, und man wird ihn Boten des erhabenen Ratschlusses nennen». Er könnte konkret auch an das Zitat von Ps 2,7 im Graduale der ersten Weihnachtsmesse gedacht haben: Dominus dixit ad me: Filius meus es tu, ego hodie genui te («Der Herr sprach zu mir: Mein Sohn bist Du, ich habe Dich heute gezeugt»).
16
In Lk 2,16 heisst es, dass die Hirten sich tatsächlich eilends zur Krippe begaben.
17
Der Bericht über den Besuch der Hirten an der Krippe im Lukasevangelium (Lk 13-20) erwähnt keine Geschenke; Guilliman erlaubt sich hier eine dichterische Freiheit, die natürlich einige Wahrscheinlichkeit für sich hat; er ist dabei vielleicht auch beeinflusst vom Bericht über den Besuch der Weisen aus dem Morgenland mit ihren Gaben in Mt 2,11.
18
Im Johannesevangelium (Joh 10,14) nennt Christus sich den «Guten Hirten»; in 1 Petr 2,25 wird er als «Hirte und Hüter eurer Seelen» bezeichnet.
19
Nektar und Ambrosia sind in der antiken Mythologie und Dichtung Nahrung der Götter. Der christliche Himmel, den Guillimann hier schildert, erhält auf diese Weise eine antikische Anmutung.
20
Es verdient eine Bemerkung, dass der Name des Knaben in diesem der Weihnachtsnacht gewidmeten Gedicht nicht genannt wird; das entspricht dem Bericht im Lukasevangelium; erst acht Tage nach seiner Geburt erhält er jüdischer Sitte gemäss offiziell seinen Namen: Jesus.