Brief an Heinrich Bullinger

Traduction (Allemand)

Traduction: Clemens Schlip (französischer Originaltext der Anmerkungen von David Amherdt)


Ehrwürdiger Vater in Christus, gestern hat auch mich zum ersten Male die Pest befallen und in der gleichen Nacht meinen Knaben Johannes Rudolf. Ich fühle das Seuchenfieber, das mich ausdörrt. Die Hilfe der Ärzte lässt uns im Stich; ich nehme meine Zuflucht bei Gott allein. Was mich in der Zwischenzeit quält, ist dies: Meine Ehefrau ist in einem sehr schlechten Gesundheitszustand und spricht schon seit drei Tagen nicht mehr. Bedenke Du, ob Gott mich heimgesucht hat, er, der gepriesen sei in alle Ewigkeit; ihm vertraue ich mich und alle meine Angelegenheiten von ganzem Herzen an. Lebe wohl. Chur, 31. August 1566.

(P.S.) Mein zartestes Knäblein, mein Jüngster, scheint auch schon für den Tod bestimmt zu sein; denn er schläft wider seine Gewohnheit schon den ganzen Tag. – Ich verlasse den ruinierten Staat; denn es bleibt nur die Hefe übrig und gerade die Klügsten sterben. Wenn Du lebst, wirst Du seltsame Dinge sehen. Wenn sy ye den nächsten burger annemmend uff den tod, so wärdend die zůkömling das evangelium uß Cur meeren. Wenn Du lebst, ermutige die Überlebenden dazu, dabei auf die Religion zu achten. Pontisella lebt noch; es lebt auch mein Kollege Johannes Gantner etc. Möge es Dir allezeit gut ergehen, etc. D(ein) F(abricius)

(2. P.S.) In der Zwischenzeit ist mein Sohn Johannes Rudolph gestorben. Ist eben ein tag und ein nacht gelegen. Das jüngst bübli ist ouch schwach. Meine Frau Agatha lyt on red yetz vyl tag; doch ist hoffnung irer erretung. Es hat di 2 bubli und mich in einer nacht angriffen, und ist mir vast wee; erzeigend blaateren und schnaten; daa ist khein ruw. Bätten Gott, das wir dultig sygind. An meinen Schwiegervater Collinus habe ich nicht geschrieben; sagend ir’s im.

Adressat: An den hochbedeutenden Herrn Heinrich Bullinger, einen Herrn und verehrungswürdigen Vater in Christus; wohnhaft in Zürich.