Lateinisch-Deutsches Wörterbuch

Traduction (Allemand)

Vorrede von Jacob Pedrott [fol. ii vo]

Jacob Pedrott grüsst die jungen Leute, die sich in Deutschland den Wissenschaften widmen.

Wenn Julius Pollux unzweifelhaft recht daran tat, sein Wörterbuch nicht nur in einem Brief, sondern in zehn Briefen (in so vielen Büchern hat er sie nämlich gesammelt) dem Kaiser Commodus zu widmen, kann ich dieses Lexikon Euch, ihr besten jungen Leute widmen und Euch derart gratulieren, weil durch dieses Werk herrlich für Eure Studien gesorgt worden ist, soweit sie damit zu tun haben, lateinische Begriffe in der eigenen Landessprache auszudrücken. Zur Zeit Eurer Väter benutzte man in den Schulen ständig Wörterbücher, die sowohl dem Inhalt als auch dem Namen nach barbarisch waren; aber dass das in einem so barbarischen Zeitalter geschehen ist, in dem nichts richtig und ordnungsgemäss gelehrt wurde, wird niemanden wundern. Aber jetzt, da jede Art von Gelehrsamkeit Beschützer besitzt und durch eine gleichsam von Gott bewirkte Wiederherstellung nicht nur alle wissenschaftlichen Disziplinen, sondern auch die Sprachen auf den ihnen gebührenden Platz wiedereingesetzt werden, wundere ich mich, dass unter den Deutschen noch keiner aufgetreten ist, der sich mit einer so nützlichen Sache beschäftigte. Es tut nichts zur Sache, zu bemerken, dass es ein schwerwiegender Betrug an den Lernbegierigen ist, dass diese Sache bis jetzt vernachlässigt wurde. Ich meine, es ist bei dieser Angelegenheit das eingetroffen, was gewohnheitsmässig zu geschehen pflegt, dass wir, derweil wir die schlechtesten Dinge so einschränken, dass sie obsolet werden, später, als es passend gewesen wäre, Besseres an ihre Stelle setzen: wie es auch immer in der Zwischenzeit Leute gibt, die bei sich Rat halten, auf welche Weise man den öffentlichen Interessen zur Hilfe kommen könnte. Aber während einer auf den anderen wartet, warten wir alle vergeblich. Und desto mehr muss man unseren Petrus Dasypodius loben, einen vielbelesenen Mann mit exaktem Urteilsvermögen und daher dazu geboren, um den wissenschaftlichen Nachwuchs richtig zu unterrichten, der, weil er von seinen Freunden übermässig gedrängt wurde, sich nicht nur um seine Schule (die er sehr lobenswert leitet), sondern auch um die übrigen zu kümmern, dieses Stück Arbeit endlich auf sich genommen und die Aufgabe sehr treu und zuverlässig erfüllt hat. Eure Aufgabe, beste junge Leute, wird deshalb darin bestehen, denen zu danken, die es wirklich verdienen. Das aber wird geschehen, wenn ihr in diesen besseren und von allen Sorgen freien Jahren fortfahrt, Euren Geist auszubilden. So werdet Ihr Euch am besten um Eure Interessen kümmern und die Gebildeten dazu einladen, jeden Tag zu Eurem Nutzen so mühsam erstellte Arbeiten herauszugeben. Lebt wohl.

 

Vorrede des Petrus Dasypodius [fol. iii ro-iii vo]

Petrus Dasypodius grüsst seinen gewogenen Leser.

Im Vorjahr hat, wenn Du Dich erinnerst, bester Leser, der Drucker dieses lateinisch-deutsche Wörterbuch, das ich, soweit ein mit anderen Dingen beschäftigter Mann dies angesichts einer derart nach Eile heischenden Angelegenheit leisten konnte, zwar sorgfältig aus den besten Schriftstellern lateinischer Sprache zusammengestellt, aber dennoch nicht bis ins letzte Detail, wie man so sagt, geprüft hatte, überstürzt veröffentlicht, wobei er seinem eigenen Rat folgte als meinem, da ich mich ja gleich darauf beklagte, das Werk sei noch keineswegs fertig gewesen, und es sei noch nicht letzte Hand daran gelegt worden. Im Übrigen: aus welchen Gründen jeder von uns beiden gehandelt hat – ich habe es als erster habe ich in diesem wahrhaft goldenen Zeitalter (wenn man auf die aufgefrischten wissenschaftlichen Studien blickt) es unternommen, ein derartiges Buch zu schreiben, und jener hat es, roh und ungeschliffen wie es noch war, geradewegs veröffentlicht – das wortreich wiederum zu erwähnen habe ich nicht für besonders notwendig gehalten. Denn teilweise glaube ich dies schon in der vorangegangenen Auflage getan zu haben, teilweise kann das jeder Verständige bei sich selbst erwägen. Gegenwärtig wird es dennoch nützlich sein, daran zu erinnern, dass dieses Buch nun, soweit es uns beide angeht, mit viel grösserer Sorgfalt überarbeitet nun noch einmal erscheint. Denn zugleich als ich erfahren hatte, dass das Buch noch einmal gedruckt werden würde, habe ich bald begonnen, auch selbst – aber nicht wie zuvor in Hast, sondern etwas sorgfältiger – das ganze Werk von vorne bis hinten wieder durchzulesen, wobei ich hier und da etwas wegstrich, manches auch änderte, sehr vieles aber hinzufügte, wozu vor allem die Namen von Orten und Flüssen in Deutschland, ausserdem die Bezeichnungen für Masse, Gewichte, Münzen und andere Dinge gehören, die unter die gleiche Benennung oder Art fallen, welche nun ausführlicher, das heisst im eigentlichen Sinne deutlicher erklärt werden, und schliesslich gesondert in alphabetischer Reihenfolge angeordnet präsentiert werden, damit man sie leichter sofort zur Hand hat (nämlich ohne ärgerliches Suchen), wenn man sie gerade sucht. Hinzu kam noch, gleichsam als ein zweites Werk, dass wir, dem Rate des Louis Vives folgend, uns darum gekümmert haben, auch die landessprachlichen und vaterländischen Ausdrücke weiter hinten in umgekehrter Weise den entsprechenden lateinischen Ausdrücken vorangehen zu lassen, und dies haben wir nicht ohne kritisches Urteilsvermögen und einzigartigen Fleiss getan, so dass der Wissbegierige unter keinen Umständen gezwungen würde, lange innezuhalten oder in Zweifel zu geraten, sondern in beiden Sprachen leicht auffinden könne, was wissenswert ist. Ferner haben wir eine so grosse Mühe leichter auf uns genommen, nachdem wir zu der sicheren Erkenntnis gekommen waren, dass unsere Arbeit die Studien der Jugend beträchtlich fördert und auch von gelehrten Männern nicht zurückgewiesen wird. Was dieses Werk auch darstellen mag, nimm es gut auf, Leser und lebe wohl (bonne chance). Strassburg, den 26. März 1536.

 

Kleines Geleitgedicht des Petrus Dasypodius [fol. iii vo]

An die deutsche Jugend

Von Petrus Dasypodius

Komm hierher, hierher, Knäblein, das Du begehrst, Bildung

Mit keuschen Sitten zu vereinen,

Und sofort gut darüber Bescheid wissen willst (was notwendig ist),

Was jeder lateinische Begriff bedeutet,

Siehe das erklärt dieses Buch. Daher

Komm hierher, hierher, Knäblein, das Du keusche Sitten

Mit Bildung vereinen möchtest.

 

Geleitgedicht von Johannes Hospinianus aus Stein am Rhein [fol. iv ro]

Ein Gedicht des jungen Mannes Johannes Hospinianus aus Stein am Rhein auf das Wörterbuch des Petrus Dasypodius

Siehe, deutsche Jugend, der Mann, der sich um Deine Studien

Kümmern will, ist wieder mit einem Geschenk da.

Mit einem Geschenk, das er Dir nicht von den kalabrischen Küsten herbeigeschleppt hat,

Mit einem, wie es der wilde Polyphem seinen Gästen nicht bringt.

Ja, es ist dem gleichwertig, oder besser: noch mehr, wertvoller

Als das, welches Eurystheus vom Amphitryonspross erhalten hat.

Während er mit seinen Schultern den bestirnten Olymp des Atlas in der Schwebe hält,

Begehrt er goldene Äpfel aus den Gärten der Hesperiden.

Ich sage, ein solches Geschenk hat Dir Dasypodius

Vom Hain der Aoniden her gebracht, bravo!

Und was er zuerst unterliess, von der Kürze der Zeit dazu gezwungen,

Die letzte Hand hat er nun noch gründlich an das Werk gelegt.

Vermehrt, erhellt, und mit bewunderungswürdiger Mühe hin und her

Gewendet, bis das edle Werk erscheint,

Du erkennst daraus deutlich, wie gut Dir jener fromme Lehrer will,

Da Du keine missgünstige Gesinnung besitzest.

Eilet also zusammen herbei, ihr Jugendlichen und Erwachsenen

Zu diesem neu eingeführten Werk, und zugleich auch die Schar der Epheben,

Auf was für ein Problem Du auch stossen wirst, was für ein Gebrauch dieses Buches Dir auch nützlich sein wird,

Dies ist ein heiliger Anker, bei dem Du Zuflucht finden kannst.