Dialog über den Kappeler Krieg

Traduction (Allemand)

Traduction: Clemens Schlip (französischer Originaltext der Anmerkungen von David Amherdt)


Eusebius: […] Er [Zwingli] mischte das Ernste mit Scherzen und Spott, denn nichts ist zum Betrachten und Anhören angenehmer und ergötzlicher als ein anmutiger Geist und eine angenehme Ausdrucksweise. Hierauf lernte er auch gründlich Musikinstrumente aller Gattungen und übte sich darin, und das aus keinem anderen Grund, ausser damit es für seinen Geist eine Erholungspause von diesen ernsten Themen gebe, in der er sich davon erholen könne, um dann bereitwilliger zu ihnen zurückzukehren.

Agathius: Ich habe Leute gehört, die seine Beschäftigung mit der Musik mehr als nötig tadelten: sie sei gleichsam mehr eine Verwalterin seiner Vergnügungen gewesen als, wie du sagst, eine Unterstützung seiner Studien.

Eusebius: Wir haben oft noch Schändlicheres gehört, aber was ist schon so heilig, dass die Zunge eines schlechten Menschen nicht hässlich darüber reden könne? Wir sprechen, was wir wissen, und nehmen keine Rücksicht auf Geplärr.

Agathius: Sprich weiter.

Eusebius: Er pflegte nicht nur selbst die Musik derart, sondern redete allen um die Wissenschaften Bemühten zu, sie zu pflegen, wenn auch nur in der gleichen Weise wie er. Da es nämlich nichts gibt, was den Geist eines Menschen – wenn er durch welchen traurigen Umstand auch immer erschüttert ist – schliesslich mehr erheitert und ihn – wenn er von welcher ernsten Sache auch immer verdunkelt ist – mehr aufheitert und den Menschen mehr zum Menschen macht als die Musik, warum hätte er ihnen also nicht derart zureden sollen? Als er sich schon länger sowohl mit den freien Künsten als auch mit der Philosophie beschäftigt hatte, erhielt er endlich eine Belohnung, die damals üblich war und die man heute nicht ohne einen argen Verdacht erhält.

Agathius: Welcher Verdacht?

Eusebius: Die Magister der sogenannten sieben freien Künste sind fast in den Verdacht der Unwissenheit geraten.

Agathius: Hüte dich vor einer üblen Reaktion, wenn du weiter so redest.

Eusebius: Das ist nicht, was ich sage, sondern, was die Italiener sagen: wen es stört, der möge bei ihnen Genugtuung suchen. Unser Ulrich diente mehr als sich den Seinen und der dummen Meinung der Menschen, aufgrund derer sie die für gelehrt halten, die den Doktortitel tragen; denn er verstand früh, aufgrund der Geschmeidigkeit seines Geistes, wie viel Eitelkeit hierin und in vielen anderen Dingen stecke. Die Schlauheit dieses bewundernswerten Menschen bewirkte, dass die Glarner ihn schon zum Pfarrer wählten, bevor er geweiht war. Hierauf also war das zu vollenden, was begonnen worden war. Er wird Priester, und widmete sich dann erst richtig den Studien, besonders dem der Theologie, in einer ganz anderen Weise als die landläufigen Durchschnittspriester. Er sah, wie viel er wissen müsse, dem das Volk des Herrn anvertraut worden war, um es den rechten Weg zu lehren. Zunächst aber sei die Wissenschaft über Gott nötig, dann die Redekunst, mittels derer man der Auffassungsgabe eines jeden alles richtig und nutzbringend verkündigen könnte. Auf diese Studien wendete er deshalb so grosse Sorgfalt, wie meines Wissens nach seit vielen Jahren niemand darauf verwendet hatte; denn es besass auch niemand in dieser Epoche in so augenfälliger Weise rednerische Kraft und rednerische Nervenstärke, auch keiner von denen, die das am meisten von sich behaupten. Und er versuchte nicht, die Kraft Ciceros nach dessen Beispiel oder den Vorschriften der Alten zum Ausdruck zu bringen, sondern auf die Weise, in der sie unsere Zeit und unser Temperament erforderten. Und hier bei uns ist ihm gelungen, was Tullius einst bei den Seinen gelungen war. Er hatte sich vorgenommen, ja er hatte sogar schon begonnen, über diese Sache eine Schrift für unsere Leute zu verfassen, wenn es möglich würde, dass die so Belehrten mit Urteilen, Überlegen und Beraten keine Zeit verlören, damit sie in den Versammlungen und Zusammenkünften der Bündner sofort sähen, was die Hauptsachen seien, und dann kurz und passend sagten, was zur Sache gehört, und damit sie ebenso verstünden, was andere unter Absehung von der Sachfrage als Täuschungsmanöver vorbrächten, und sich davor hüteten. Aber er wurde durch das Schicksal daran gehindert und führte die Sache nicht zu Ende. Das ist nicht das Geringste unter den Dingen, die seinen Tod noch mehr hassenswert machen. Wir schmeckten seinen Unterricht und es schmerzt uns gehörig, dass die Redekunst und wir durch den Tod dieses Mannes einen so grossen Schaden erlitten haben.