Vorreden des Druckerverlegers Nicolaus Brylinger

Traduction (Allemand)

1. Comoediae ac tragoediae aliquot ex novo et vetere testamento desumptae …, Basel, Nicolaus Brylinger, 1540, fol. a 2 ro

Nicolaus Brylingerus grüsst den redlichen Leser.

Schau, begabter Jüngling, ich biete Dir einen neuen Terenz, keinen in Rom geborenen, sondern einen, der in der Schule des Christentums geboren und aufgezogen worden ist; das heisst, ich biete Dir etliche Komödien und Tragödien, die man wegen ihrer sprachlichen Reinheit, besonders aber aufgrund der Würde ihres hochheiligen Inhalts für die öffentlichen Theatern und Schulen der Christenheit, vielmehr darüber hinaus auch für die Bibliotheken der Kaiser und Könige, wie auch für die der Fürsten und Städte anschaffen sollte; sie bieten der Nachwelt ein herrliches Beispiel dafür, dass derart herausragende und erfolgreiche Talente sich nicht mit profanen und schändlichen Stoffen, sondern mit der Heiligen Schrift beschäftigten, damit die unschuldigen Knaben, die sich bemühen, sich die Grundlagen der lateinischen Sprache einzuprägen, einen Genuss haben, der ihnen gut tut und nicht schadet, der zu einem redlichem Wesen passt und nicht zu lasziven und erotischen Sitten. Aber ich will meine Vorrede nicht zu lange machen, damit niemand glaubt, dass sich darin Falschheit verbirgt. Die Inhalte der Stücke selbst werden belegen, dass meine Aussagen voll und ganz der Wahrheit entsprechen. Lebe wohl, christlicher Leser; und bitte den Herrn, dass er uns noch viele Verfasser derartiger Komödien und Tragödien schenken möge. Basel, aus meiner Druckeroffizin, im September 1540.

 

2. Zu Scholae christianae epigrammatum libri duo adiecta sunt singulis epigrammatis argumenta [...] scholis etiam passim in margine adiunctis, Basel, Nicolaus Brylinger, 1541, fol. a 2 ro-vo

Nicolaus Brylinger an den Leser.

Johannes Gast, ein Diakon der Basler Kirche, hat uns «Zwei Bücher Epigramme» geschenkt, die er mit einzigartigem Eifer und dank seiner sorgfältigen Lektüre der christlichen Dichter gesammelt hatte, damit wir sie mit unserer neu eingerichteten Druckerpresse in schönen Lettern festhielten; er hat einen heiligen Schwur geleistet, dass man den Knaben in den öffentlichen Schulen und auch in den Privathäusern nichts Nützlicheres, Angenehmeres und Vollkommeneres vorlesen könne. Wir haben diese Büchlein in unseren Ruhepausen von der Druckerarbeit gelesen, eine Seite nach der anderen, und zu unserer grossen Freude boten sie uns etwas, was wir schon lange ersehnten: nämlich eine aus christlichen Dichtern geschöpfte hochelegante Darstellung, die der christlichen Lebensgestaltung dienlich ist. Christen soll man nämlich nur Stoffe vermitteln, die christlich sind, das heisst hochheilige Stoffe, und das gilt besonders für das Kindesalter von der Wiege an, da in diesem Alter eine Lehre, die man einmal in sich aufgenommen hat, am festesten haftet und so tiefe Wurzeln schlägt, dass man sie selbst mit grossem Aufwand nur selten ausrupfen kann. Und es ist höchste Dummheit, wenn man zur Nachahmung nicht das vorlegt, was den meisten Nutzen bringt. Sag mir bitte, wozu braucht es die Schriften der heidnischen Dichter (und ich schweige dabei noch von den obszönen und schändlichen Dichtern), wo man doch bei den Christen viel Gelehrteres und Anmutigeres finden kann, aus dem man sowohl Kenntnis der christlichen Lehre schöpfen als auch genau lernen kann, was ein ehrbarer Lebenswandel ist? Glaube mir, in diesen Büchern besitzt Du fromme Gebete zu Christus, Lobgesänge auf Christi Geburt, seine Auferstehung und Himmelfahrt, Gedichte darüber, dass man das Laster meiden soll, über Schmeichler, Heuchler, neugierige Menschen, einige Gedichte über das Kreuz, über die Geduld etc. Aber wir wollen über einen so klar zu Tage liegenden Sachverhalt gar keine Worte verlieren; wir sind sicher: wenn Du dieses Buch kaufst und liest, wirst Du nicht nur jenes Projekt billigen und mit ganzem Herzen begrüssen, sondern wir vertrauen darauf, dass Du auch andere dazu anspornen wirst, dass sie ähnliche Projekte im Interesse der christlichen Schulen verwirklichen oder, wenn sie keine Möglichkeit dazu haben, wenigstens den unschuldigen Knaben, denen Christus die Hände aufgelegt und die er gesegnet hat, Stoffe vorlegen, die heilig, fromm und christlich sind, damit die unschuldige Seele nicht so elend durch obszöne mündliche und schriftliche Äusserungen, ja auch durch mythologische Stoffe, die manchmal mehr Schaden als Nutzen bringen, befleckt wird. Was ausserdem Johannes Susenbrot in seinen Nachtwachen, die er in eifriger Arbeit diesem Buch gewidmet hat, geleistet hat, das zu beurteilen überlassen wir Dir; Du wirst ihm mit Recht für seine so ungeheure Arbeitsleistung danken. Lebe wohl, trefflicher Leser, und kompensiere unsere Mühewaltung mit Deinem Geld. Wenn Gott unser Leben entsprechend verlängert, werden wir noch zwei Bücher mit Epigrammen folgen lassen, die schon vorbereitet sind; die Mehrzahl dieser Epigramme ist bisher unbekannt und noch nicht herausgegeben worden. Lebe wohl. Aus unserer Offizin in Basel, im April 1541.